Instinktives Bogenschießen erlebt in den letzten Jahren einen regelrechten Boom. Mit einschlägigen Firmen und aktiven Vereinen entwickelte sich die Region zu einem regelrechten Zentrum dieses Trends.
Ein Bogenschütze soll nicht hin und wieder treffen, sondern hin und wieder danebenschießen", sagte der römische Philosoph Seneca. Mehr als 100 Bogenschützen sind es mittlerweile, die sich unter dem Namen "Bowhunter Rossach" zusammengeschlossen haben und Senecas Forderung zu erfüllen suchen, den der Bogensport fasziniert sie durch und durch. Der lose Verein existiert eigentlich schon seit 2003 und war früher unter anderem Namen hauptsächlich in Ahorn aktiv, bevor sich die Aktivitäten in den vergangenen Jahren nach Rossach verlagerten.
Gemeinsam machen die "Bowhunters" Jagd auf wilde Tiere, etwa Luchse oder Bären. Manchmal sind die Ziele auch eine schaukelnde Ratte oder ein grinsendes Schwein auf Rollen - wie man sie in den Rossacher Wäldern im südlichen Coburger Landkreis antreffen kann.
Dort nämlich haben die "Bowhunters" ihren Trainingsparcours.
In einem Wald gleich hinter der Firma "Bearpaw" - einem international erfolgreichen Unternehmen im Bogensporthandel - stehen Zielscheiben und nahezu lebensecht wirkende Tiere aus einem gummiartigen Material bereit für den Abschuss: Wildschweine, Steinmarder, Graureiher, Erdmännchen, Hirsche, Rehe, Füchse, Eulen und viele andere. Die Entfernungen reichen etwa an die 50 Meter heran und manchmal muss auch oben auf einem Podest, einem Hochstand oder von einem schwingenden Holzpferd aus der Bogen gespannt werden.
Geschossen wird dabei instinktiv. Das heißt es werden keine Zielvorrichtungen oder andere technische Zusatzausstattungen am Bogen eingesetzt. Die Pfeilschäfte sind aus Zedern- oder Fichtenholz, immer häufiger aber auch aus Carbon. Die Bögen sind in der Regel aus verschiedenen Hölzern gefertigt und mit Glasfaser belegt. Natürlich gibt es auch Vollholzbögen und weitere Materialien, die zum Einsatz kommen.
Die traditionellen Formen variieren vom geschwungenen Recurve-Bogen mit schnörkelig herausgearbeitetem Griff bis hin zum primitiven Langbogen. Viele dieser Bögen sind formvollendete Kunstwerke.
Ziel ist es natürlich, den Pfeil in die Scheibe oder das 3D-Tier (so werden die Gummi-Tiere auch genannt) zu befördern. Geschossen wird dabei aus Gründen der Sicherheit und der Chancengleichheit von festen Punkten aus. Während bei den Zielscheiben die Ringe zählen, sind die 3D-Tiere in Körper und die sogenannte Kill-Zone unterteilt. Wer die Zone trifft, bekommt mehr Punkte.
Hergestellt werden die meisten dieser dreidimensionalen Ziele in Tiergestalt von der Firma "Longlife", die ihren Sitz in Ummerstadt im Landkreis Hildburghausen hat.
Berücksichtigt man nun noch die Firma "By Beier Germany" in Meschenbach, kommt man auf drei Firmen im Umkreis von weniger als 20 Kilometern, welche die gesamte Produktpalette des traditionellen Bogensports abdecken. Die Strukturen sind also günstig und die Wege kurz. So kam es schließlich auch, dass die Bowhunter aus Rossach seit mittlerweile acht Jahren zu einem großen Turnier nach Ummerstadt einladen.
Die "Ummerstadter Winterrunde" besteht jedes Jahr aus drei Einzelturnieren, die von November bis März ausgetragen werden, und einer Gesamtwertung. Das Turnier ist weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt und gilt unter Bogenschützen wegen der großen Distanzen und dem teilweise doch recht fies gestelltem Parcours als eines der kniffligsten überhaupt.
Natürlich bringt auch die Jahreszeit ihre ganz speziellen Anforderungen an die Teilnehmer mit sich: Schnee und Eiseskälte sind stets möglich, ebenso matschiger Untergrund und schlechte Sicht durch starken Nebel.
Viel Arbeit mit Bär und Co Der organisatorische Aufwand für das Turnier ist enorm. Peter Nemmert von den Bowhunter Rossach kümmert sich in jedem Jahr mit seinen Vereinskollegen um die Ausrichtung. Der größte Aufwand ist sicherlich das Aufstellen der Tiere. Auf einem circa fünf Kilometer langen Rundkurs nordöstlich von Ummerstadt werden 30 Stationen in die Landschaft integriert. Beim diesjährigen Eröffnungsturnier am vergangenen Wochenende wurden um die 80 3D-Tiere mit Traktoren und Anhängern in Wald und Wiese transportiert.
Außerdem kümmern sich viele ehrenamtliche Helfer um die Verpflegung.
Die Teilnehmer danken es und kommen immer zahlreicher nach Ummerstadt angereist. Mehr als 180 Bogenschützen waren am vergangenen Wochenende da - darunter auch mancher Hochkaräter: Roland Speierl und Thomas Scholl etwa belegten bei den Europameisterschaften 2012 mit dem achten beziehungsweise dem zehnten Rang in der Langbogenklasse starke Platzierungen.
Fortgesetzt wird die Ummerstadter Winterrunde am 12. Januar und am 9. Februar. Wer etwas über den Verein wissen möchte, findet seine Homepage unter:
www.bowhunter-rossach.de