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In Mittelberg kommt der Bock ins Dorf


Autor: Rainer Lutz

Rödental, Freitag, 16. Februar 2018

In Mittelberg sorgt ein junger Rehbock oder Sikahirsch für Aufsehen, der ohne Scheu im Ort unterwegs ist. Anwohner sorgen sich um das Tier.
Der junge Rehbock oder möglicherweise Sikahirsch lässt sich aus nächster Nähe fotografieren und zeigt kaum natürliche Scheu vor Menschen und Autos.privat


Wildtiere leben im Wald und sind sehr scheu. So sollte es sein. Manchmal entschließen sich Tiere, die Nähe von Menschen geradezu zu suchen. Zurzeit sorgt ein Rehbock oder Sikahirsch in Mittelberg für Aufsehen, der genau das tut.
Eine Anwohnerin berichtet, dass er praktisch täglich in ihren Garten kommt. Das wäre noch nicht so schlimm. Doch das offenbar noch recht junge Tier bewegt sich recht sorglos im Ort, schleckt den Streusalzfilm von Autos und trabt auf der Straße herum. Die Anwohnerin macht sich Sorgen, dass dem putzigen Gast etwas zustoßen könnte.


Rechtlich nicht einfach

Doch Abhilfe ist schwer, wie Ralf Scheichenost von der Jagdbehörde am Landratsamt erklärt. "Wir können schwer etwas unternehmen", sagt er. Von dem Tier gehe ja keine besondere Gefahr aus, die eine Sondergenehmigung für einen Abschuss rechtfertigen würde. Die wäre aber auf jeden Fall nötig. Erstens hat das Rehwild jetzt Schonzeit und zweitens dürfte ein Jäger im Ort das Tier nicht erlegen. Jäger, die das Tier vor Ort gesehen haben, gehen inzwischen davon aus, dass es sich um einen jungen Sikahirsch handelt. Der allerdings hätte ebenfalls Schonzeit und dürfte nicht geschossen werden. Das wäre wohl auch gar nicht im Sinne der besorgten Tierfreundin. Inzwischen soll es bereits einen Versuch gegeben haben, den Bock (oder Hirsch) einzufangen. Er soll sogar schon einen Gurt angelegt bekommen haben, dann aber geflüchtet sein. Jetzt wird befürchtet, er könne mit dem Gurt hängen bleiben.
Dass dieses Wildtier so zutraulich ist, kann verschiedene Gründe haben, erklärt Kreisjagdberater Alex Krüger. Er vermutet, dass die Tierfreundin das Tier in ihrem Garten angefüttert hat und dass er deswegen seine Scheu verlor. "Wenn die Dame ihn nicht mehr füttert, wird er sich auch wieder in den Wald zurückziehen", ist seine Erwartung. Es könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass er, falls es sich um einen Rehbock handelt, von jemandem aufgezogen wurde. Das funktioniert aber nur begrenzte Zeit. "Wenn so ein Rehbock geschlechtsreif wird, dann wird er aggressiv", erklärt Alex Krüger, warum Rehwild nicht zum Haustier taugt.


Vermisster Sikahirsch?

Handelt es sich um einen Sikahirsch, so spräche das eher dafür, dass er aus einem Gehege ausgebüxt ist. Da hofft nun die Tierfreundin aus Mittelberg, dass jemand seinen kleinen Hirsch erkennt und sich meldet, um ihn heim zu holen.