In Großwalbur werden Landwirte geprüft
Autor: Rainer Lutz
Großwalbur, Donnerstag, 29. Juni 2017
Auf fünf Höfen läuft derzeit die praktische Prüfung im Beruf Landwirt. Einer der Betriebe ist der von Holger Heilingloh in Großwalbur.
Lukas Fröba bastelt aus einem Zollstock ein Geviert, legt es über die Halme auf einem Weizenfeld und zählt. Der junge Mann aus Buchbach im Landkreis Kronach will Landwirt werden. Zur praktischen Prüfung gehört eine Ertragsschätzung für einen Weizenschlag, und in genau dieser Prüfung steckt er mittendrin. Er ist einer von insgesamt 54 Prüflingen, die heuer in Westoberfranken angetreten sind.
Die Prüfung findet auf fünf Höfen der Region statt. Einer der Prüfungsbetriebe ist der von Holger Heilingloh in Großwalbur. "Es ist alles andere als selbstverständlich, dass jemand seinen Betrieb für die Prüfung zu Verfügung stellt", sagt Landwirtschaftsdirektor Hans Vetter, der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Coburg. Die Arbeit auf dem Hof der Heilinglohs ruht für mehrere Tage wegen des Prüfungsbetriebs. Dazu ist nicht jeder Landwirt bereit.
Wenn Lukas Fröba weiß, wie viele Weizenhalme auf einem Quadratmeter des Ackers stehen und wie viele Körner eine Ähre im Schnitt hat, dann kann er mit Hilfe der Tausendkornmasse ungefähr berechnen, wie viele Dezitonnen Getreide auf diesem Feld geerntet werden können. Es ist eine von vielen Aufgaben, die an diesem Tag abgearbeitet werden wollen. Sie gehören zum Prüfungsteil Pflanzenproduktion. Die Qualität eines Bestandes zu beurteilen, Unkräuter zu erkennen und zu entscheiden, ob der Einsatz eines Pflanzenschutzmittels erforderlich ist oder nicht und, wenn ja, welches geeignet ist, das sind weitere Fragen. Fröba muss Düngerstreuer, Sämaschinen oder eine Pflanzenschutzspritze einstellen können und Saatgut erkennen. Einen halben Tag lang stellen ihm die Prüfer Aufgabe für Aufgabe.
Die andere Hälfte des Tages gehört dem Prüfungsteil Tierproduktion. Er muss ein Tier beurteilen können. Das kann ein Kalb sein oder eine Kuh - der Hof der Heilinglohs ist ein Rinderbetrieb. Es gilt, Futterrationen zu berechnen und Futter auf seine Qualität zu bewerten. Wieder muss er zeigen, dass er in den vergangenen beiden Jahren alles gelernt hat, was er braucht, um als Landwirt arbeiten zu können.
40 Prozent aus BiLa
32 Prüfungsteilnehmer haben wie er die klassische duale Ausbildung durchlaufen: Ein Berufsgrundschuljahr und anschließend zwei Jahre Berufsschule in Kombination mit Ausbildung auf landwirtschaftlichen Betrieben, erklärt Hans Vetter. Immerhin 22 kommen über das Bildungsprogramm Landwirt (BiLa) zur Prüfung. Das heißt, sie hatten bereits eine abgeschlossene Ausbildung, als sie sich für den Beruf Landwirt entschieden. Als Vorbereitung auf die Prüfung haben sie sich am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bamberg über drei Jahre in Blockbeschulung landwirtschaftliches Wissen angeeignet.Insgesamt kommen die Prüflinge in diesem Jahr aus zwölf Landkreisen. Das Einzugsgebiet reicht von Forchheim bis zum Wartburgkreis in Thüringen und von den Haßbergen bis Wunsiedel. Am 3. Juli müssen sie sich noch der schriftlichen Prüfung stellen. Danach dauert es noch Wochen, ehe sie das begehrte Zeugnis in Händen halten - sofern sie bestanden haben. Denn im Schnitt der vergangenen Jahre geht Hans Vetter von einer Durchfallerquote um zehn Prozent aus. Für die meisten ist damit das Ende der Ausbildung noch nicht erreicht. "Ein großer Teil geht direkt weiter in die Meisterausbildung", weiß der Amtsleiter.
Doch die erste wichtige Hürde ist eben die zum Beruf Landwirt. Lukas Fröba hat inzwischen gezeigt, dass er die Ertragsschätzung beim Getreide beherrscht. Wieder eine Aufgabe, die er abhaken kann.