In Coburg: Kinder und ihre Visionen von Frieden
Autor: Wolfgang Desombre
Coburg, Donnerstag, 14. Februar 2019
"Kinder plakatieren Frieden" nennt sich eine Ausstellung im Staatsarchiv Coburg, die am Mittwoch eröffnet wurde.
Die Ausstellung "Kinder plakatieren Frieden" ist entstanden bei der Zusammenarbeit des Lions Club Coburg und dem Staatsarchiv Coburg. Die farbigen Plakate seien das Ergebnis eines internationalen Lions-Friedenplakat-Wettbewerbs aus Österreich, Deutschland und Frankreich, führte Alexander Wolz, Archivrat und Leiter des Staatsarchivs Coburg, bei der Eröffnung der Ausstellung aus. Das Staatsarchiv habe die Bilder in einer kleinen Schau über den Ersten Weltkrieg eingebettet und wollte mit Dokumenten Schlaglichter setzen. Welche Auswirkungen hatte der Krieg auf das Coburger Land? Dabei sei der Komplex Kriegswirtschaft aufgegriffen worden, und Akten dokumentierten den täglichen Kampf um die Ernährung. Ferner werde ein Blick auf die Folgen des Ersten Weltkrieges und auf den Versailler Vertrag geworfen. Ferner würden Aspekte thematisiert: die hohen Opferzahlen, die schlechte Ernährungslage, die Auswirkungen der Kriegswirtschaft, Feldpostbriefe
und die Kriegsfolgen.
Den Kindern bewusst machen
Der Lions Club International bitte die Bürger, sich für Europa einzusetzen und damit für den Frieden, sagte Markus Kießling, Schirmherr der Ausstellung und Lions District Governor Bayern Nord. Seit über 30 Jahren versuche der Lions Club, Kindern und Jugendlichen weltweit die Völkerverständigung und den Frieden nahezubringen. Die Ausstellung mit Werken von deutschen, österreichischen und französischen Kindern sei etwas Besonderes. "Ich bin beeindruckt, was Kinder aufs Papier bringen und wie Kinderaugen den Frieden sehen", betonte Markus Kießling.
Im Jahr 1990 hätten die Bürger noch Stacheldraht und Maschinengewehre erlebt und das Militär habe auf einem riesigen Atomwaffenarsenal gesessen, erinnerte OB Norbert Tessmer. Damals habe jeder noch vor dem anderen Angst gehabt, heute sei dies so nicht mehr der Fall. Dann sagte Tessmer aber: "Bei mir schrillen bei der Tatsache, dass Frankreich seinen Botschafter aus Italien abgezogen hat, 1000 Alarmglocken. Das Leben ist derzeit umgeben von Zündlern, die mir große Sorgen bereiten."
Bunte Visionen vom Frieden
Jürgen M. Werobèl-La Rochelle (LC Coburg Veste) sagte in seinem Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung, an den Weltkriegen seien fast alle europäischen Nationen involviert gewesen, bei dieser Ausstellung seien es drei, Frankreich, Österreich und Deutschland. Hier gehe es um den Austausch von Bildern, bunt, mit Fantasie und Engagement von europäischen Kindern geschaffen. Sie zeigten ihre "Visionen von Frieden".
Wie gemacht werden könne, habe die kleine Gemeinde Meeder bewiesen. Sie habe vor dem Kriegerdenkmal für 1870/71 eine Plakette mit dem Hinweis auf den Élysée-Vertrag von 1963 angebracht und die seither ununterbrochene Friedensperiode im Herzen von Europa. Dieser Vertrag sei mehr und besser als jeglicher Friedensvertrag, auch wenn er sich nicht so nennt. Werobèl-La Rochelle: "Es geht nicht um die Vergangenheit, nicht um Gebietsabtretungen und Reparationen, es geht um die Zukunft, um deren Gestaltung, um den Frieden zwischen beiden Staaten und damit um Europa. Also keine Aufrechnung oder Abrechnung oder Schuldzuweisungen, sondern um die Zukunft, und Zusammenarbeit und Freundschaft." Dies sei weitgehend gelungen, auch wenn es unterschiedliche Meinungen gebe. Einige herausragende Beispiele für den Erfolg dieses Vertrages, der kürzlich eine Erweiterung durch den Aachener Vertrag von Januar 2019 gefunden habe, seien der Jugendaustausch und der Austausch von Beamten aller Ministerien. Dann fragte Werobèl-La Rochelle in den Saal: "Ist Ihnen aufgefallen, dass bei den Denkmälern für 1870/71 noch die Namen aller Gefallenen aufgeführt sind, für 1914/18 nur noch in kleinen Gemeinden, noch weniger für die Toten von 1939 bis 1945. Die Frage stellt sich auch, warum, wofür und für wen sie gefallen sind. Für Nationalismus, Revanchismus, Egoismus?"
Großes Lob für Meeder
Auf der Plakette in Meeder werde der Initiatoren des Élysée-Vertrags gedacht und ihnen gedankt: Charles de Gaulle und Konrad Adenauer. Es werde auch auf die seither bestehende Friedensperiode im Zentrum Europas verwiesen. Er kenne bereits zwei weitere Gemeinden, die beabsichtigten, auf ihren Denkmälern des Friedend, des Élysée-Vertrags zu gedenken. Dem Oberbürgermeister der Stadt Coburg gab Jürgen M. Werobèl-La Rochelle eine Anregung mit auf den Weg: "Warum wird nicht so eine Plakette auch am Ernstplatz vor dem Denkmal für 1870/71 aufgestellt? Meeder ist die wohl erste Gemeinde in Deutschland und Europa, die das so gemacht hat und wo es ein Beispiel für eine Neuorientierung der Erinnerungskultur gibt. Sie hat bewiesen, dass es auch anders gehen kann und man den Frieden optisch hervorheben und dem Krieg etwas entgegensetzen kann."