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In Coburg entsteht ein neues Hotel


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Freitag, 25. Oktober 2013

Die Gastronomenfamilie Sommer aus Lautertal schafft sich in der Vestestadt ein zweites Standbein. Das Haus an der Ecke Ketschendorfer Straße/Casimirstraße wird in ein Hotel Garni umgebaut. Name: "Villa Victoria".
Das vor dem Ketschentor befindliche Gebäude Ketschendorfer Straße 2 ist bereits eingerüstet. In ihm entsteht das neue Hotel "Villa Victoria". Fotos: Oliver Schmidt


Marion Reinhardt-Sommer ist eine Gastronomin mit Leib und Seele - und mit Herz und Tatendrang. Wenn sie über das Projekt spricht, das sie und ihre Familie jetzt in Coburg planen, gerät sie deshalb schnell ins Schwärmen: "Das ist ein Kleinod! Das ist ein Prachtstück! Der Dornröschenschlaf ist bald vorbei, wir küssen es wieder wach!"

Mit "es" ist das denkmalgeschützte Gebäude Ketschendorfer Straße 2 gemeint. Seit knapp drei Jahren steht es leer, im vergangenen Dezember haben es Volker Sommer und seine Ehefrau Marion gekauft. Voraussichtlich bis Mitte 2014 soll dort ein Hotel Garni entstehen. Über etwa 20 Betten wird es verfügen, und als Namen haben sich die Sommers für "Villa Victoria" entschieden.

"Wir waren uns einig, dass es bei einem solch erhabenem Haus mit Geschichte auf jeden Fall ein Name mit historischem Bezug sein muss", verrät Marion Reinhardt-Sommer.

Einigung mit Denkmalschutz

Das landläufige Vorurteil, wonach die Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes nicht nur schwierig und teuer ist, sondern oft auch mit vielen bürokratischen Hürden verbunden ist, kann Marion Reinhardt-Sommer indes nicht bestätigen - ganz im Gegenteil: "Wir haben bei der Stadt Coburg offene Türen eingerannt!" Auch mit den Denkmalschützern sei man sich schnell einig gewesen. Und als "i"-Tüpfelchen oben drauf kam dann auch noch über Hans-Heinrich Eidt und dessen Gemeinschaft Stadtbild Coburg die Zusage, dass es Fördermittel aus der Stoschek/Volkmann-Spende gibt (dazu siehe Hintergrund am Ende des Textes).

Marion Reinhardt-Sommer kündigt an, bei der Sanierung auf viele Details zu achten, damit "ein Hotel mit Chic und Stil" entsteht: So verfügt das Gebäude zum Beispiel noch über alte Lampen, Fensterscheiben aus Tiffany-Glas, Stuck an den Decken oder auch über historische Parkettböden. Die Fenster sollen wieder Fensterläden bekommen, und der Balkon auf dem Vorbau erhält sein wohl in den 1950er Jahren entferntes schmiedeeiserne Geländer zurück. Der kleine Vorgarten soll von einer niedrigen Sandsteinmauer eingefasst und ansonsten auf keinen Fall angetastet werden, also auch nicht für Parkplätze. "Nein", sagt Marion Reinhardt-Sommer, "der Vorgarten soll richtig schön werden: mit Bäumen und einer Bank".

Aber wo können die Hotelgäste ihre Autos abstellen? "In Richtung Casimirstraße befinden sich auf dem Grundstück fünf Stellplätze, zur Ahorner Straße hin gibt es zwei Garagen", erklärt Marion Sommer. Zudem habe man die Option, Parkplätze in der künftigen Quartierstiefgarage in der Ketschenvorstadt anzumieten.

Quartier im Aufwind

Apropos: Von der Lage der künftigen "Villa Victoria" ist Marion Reinhardt-Sommer begeistert. Die gesamte Ketschenvorstadt befinde sich ja derzeit durch die Sanierungsmaßnahmen im Aufwind.

Die "Villa Victoria" wird von Marion Reinhardt-Sommer persönlich geführt werden und soll sich zum zweiten Standbein der Familie Sommer entwickeln. Der Landgasthof Sommer (ehemals "Deutsches Reich") in Oberlauter besteht seit mehr als 130 Jahren und wird nunmehr schon in der sechsten Generation weitergeführt. Die 29 Betten im Landgasthof sind sehr gut ausgelastet, und aus dem Bedarf heraus ist auch die Idee der "Villa Victoria" entstanden.

Im Gegensatz zum Landgasthof in Lautertal ist in der "Villa Victoria" aber zumindest vorerst kein Restaurantbetrieb geplant. "Es wird lediglich Frühstück für die Hotelgäste geben", so Marion Reinhardt-Sommer.


HINTERGRUND


Geschichte Das Gebäude Ketschendorfer Straße 2 wurde 1835 im Biedermeierstil errichtet. Otto Titz und Peter Morsbach sprechen in ihrem Buch "Denkmäler in Bayern - Stadt Coburg" (erschienen im Lipp-Verlag) von einer "geradezu klassizistischen Schlichtheit", die geprägt sei durch seine Blockhaftigkeit - aber nicht nur: So werde das Gebäude zur Straßenseite hin durch einen "dreiachsigen Risalit mit (...) von Pilastern rhythmitisierten Vorbau mit Altane" aufgelockert. Auch schwärmen Titz und Morsbach von den vielen historischen Details im Inneren: ein Treppenhaus mit Vertäfelungen, aufwendige Treppengeländer und -pfosten, alte Fensterscheiben oder auch Zimmertüren mit Ädikula-Aufbau.

Spende Nach dem Großbrand in der Herrngasse an Pfingsten 2012 spendeten die Brose-Gesellschafter Michael Stoschek und Christine Volkmann spontan fünf Millionen Euro für die Opfer. Doch weil sehr viele Schäden von Versicherungen bezahlt wurden, blieben drei Millionen übrig. Dieses Geld soll nun auf Wunsch der beiden Spender dem Coburger Stadtbild zugute kommen; die Verteilung übernimmt die Gemeinschaft Stadtbild Coburg. os