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Immer weniger Straftaten in Neustadt


Autor: Rainer Lutz

Neustadt bei Coburg, Samstag, 18. April 2015

Wer Geld für Drogen braucht, beschafft es sich nicht selten durch Diebstähle. Fahrräder werden besonders häufig zum Ziel dieser Beschaffungskriminalität, wie die Polizei in Neustadt feststellt.
Die Handschellen mussten in Neustadt und Umgebung 2014 so selten klicken wie lange nicht mehr. Foto: Marcus Führer, dpa


Insgesamt berichtet Günther Eppler als Leiter der Polizeiinspektion Neustadt über "einen erfreulichen Rückgang der Zahl der Straftaten und eine hohe Aufklärungsquote", wenn er in die Statistik für den Inspektionsbereich blickt. Dennoch gibt es Bereiche, die dem Chef der Neustadter Polizei Sorgen bereiten.

Es ist ein neuer Trend beim Rauschgiftkonsum, den die Ermittler beobachten. Kräutermischungen, zunächst legal zu beschaffen und daher immer stärker im Umlauf, sind in ihrer Wirkung schlimmer als klassische Rauschmittel wie Haschisch oder Marihuana. "Die Leute sind praktisch nicht mehr ansprechbar", erklärt Eppler die Beobachtung, die Beamte seiner Inspektion immer häufiger machen. Das Problem: Sobald eine Mischung ausreichend analysiert und dann in die Liste der verbotenen Substanzen nach dem Betäubungsmittelgesetz aufgenommen wurde, kommt eine neue Mischung auf den Markt. Über das Internet sind die Mischungen leicht zu beziehen. So landen immer häufiger entsprechende Päckchen, meist aus Holland, in Neustadter Briefkästen. Die Verbote hinken den immer neuen Angeboten hinterher. Obwohl die Wirkung dieser gerauchten Kräuter sehr unangenehm für die Konsumenten ist, wissen die Polizeibeamten: "Es kann noch so dumm sein, es gibt immer genug, die es unbedingt ausprobieren müssen", wie stellvertretender Inspektionsleiter Günther Kiesewetter feststellt.

Insgesamt günstige Entwicklung

Unter dem Strich jedoch kann Günther Eppler zufrieden sein. Im Zuständigkeitsbereich der Inspektion, der neben Neustadt auch Rödental, Sonnefeld und Weidhausen umfasst, gab es im vergangenen Jahr mit 1514 Straftaten so wenige wie in den vergangen zehn Jahren nicht (die Statistik reicht zurück bis 2005). Dabei kann Eppler auf eine Aufklärungsquote verweisen, die mit 69,2 Prozent nur knapp unter dem oberfränkischen Ergebnis von 69,9, aber deutlich über dem des gesamten Freistaats mit 64,4 Prozent liegt.
Delikte der Gewaltkriminalität sind je nach Tatbestand größtenteils rückläufig oder stagnieren aus Vorjahresniveau. Diebstahlsdelikte sind dagegen häufiger geworden. Ihre Zahl kletterte von 377 auf 407, erreicht aber noch lange nicht den Spitzenwert von 2005 mit 577 Delikten. Dabei wirkt sich vor allem die Zahl der gestohlen Fahrräder aus. Nach 42 im Jahr 2013 ließen Diebe im vergangenen Jahr 64 Räder mitgehen. "Es ist meistens die Mittelklasse, nicht die sehr teuren Räder. Oft werden diese Fahrräder unverschlossen am Haus oder auf dem Grundstück abgestellt. Das erleichtert es den Dieben", sagt Günther Eppler.

Weniger Drogendelikte

Die Rauschgiftkriminalität hält sich im Bereich der Polizeiinspektion Neustadt in Grenzen. Nach 65 Delikten 2013 hatten es die Beamten im vergangenen Jahr nur mit 57 Fällen zu tun. Allerdings ist zu bedenken, dass gerade die konsumierten Kräutermischungen meist kein Verfahren nach sich ziehen, weil sie legal beschafft werden können.

Vergleichswerte errechnet

Für die bessere Vergleichbarkeit der Statistik berechnet die Polizei stets die Fallzahlen je 100 000 Einwohner. Das Ergebnis wird als Häufigkeitszahl bezeichnet. In diesem Vergleich liegt der Bereich der Inspektion Neustadt mit 4166 (Vorjahr 4345) hochgerechneten Fällen unter den oberfränkischen Werten mit 4794 (4672) und deutlich unter den bayerischen mit 5164 (5073).
Innerhalb des Inspektionsbereichs hebt sich die Stadt Neustadt mit 5171 (5452) Fällen negativ ab. Während Rödental auf 3825 (4097) Fälle kommt, sind es in Sonnefeld nur 2131 (2153) und in Weidhausen 3854 (3419). Die Jugend stellt dabei keineswegs den Großteil der Straftäter. Von Rohheitsdelikten wie Körperverletzung bis zu Rauschgiftdelikten sind die Täter größtenteils Erwachsene. Lediglich bei Diebstahl (einschließlich Ladendiebstahl) und Sachbeschädigung werden junge Täter mit einem größeren Anteil festgestellt. An der Gesamtzahl der Straftaten sind die Jugendlichen mit nur 17 Prozent beteiligt. Ein Wert, der seit Jahren rückläufig ist.