Im Juni finden wieder die Passionsspiele in Gemünda statt
Autor: Bettina Knauth
Gemünda, Freitag, 03. Januar 2020
Zum vierten Mal finden in Gemünda 2020 Passionsspiele statt. Die Wiederauflage des Stücks von 2015 setzt Heike Stelzner in Szene.
Der kleine Seßlacher Stadtteil Gemünda wappnet sich erneut für das Großprojekt "Passionsspiele". Im Januar beginnen die wöchentlichen Proben, Mitte Juni die Aufführungen. Im Gemeindehaus von Gemünda trafen sich bereits bewährte Darsteller und Newcomer bereits zu ersten Vorgesprächen.
Neu ist auch die Regisseurin: Heike Stelzner, seit 30 Jahren als Musik- und Theaterlehrerin am Gymnasium Albertinum in Coburg tätig, wird die Fäden 2020 als künstlerische Leiterin in der Hand halten. "Man merkt, dass sie Erfahrung hat", schwärmt Hermann Gossenberger von der Stiftung "1150 Jahre Dorfgemeinschaft Gemünda", die sich für die Organisation verantwortlich zeichnet. Schon beim ersten Mitwirkenden-Treffen habe ihn beeindruckt, wie die 57-Jährige die Produktion angeht.
"Die Rollenfindung ist mir wichtig", betont Stelzer, "wie verkörpere ich die Rolle, wie kann ich zum Beispiel den ungläubigen Thomas körperlich darstellen?" In die Rolle kommen sei das eine, in ihr bleiben sei die Kunst. Dass die Schauspieler ihren Text können, davon geht die Altenhoferin aus. Leseproben wird sie daher nicht veranstalten. Sie möchte lieber daran arbeiten, wie gesprochen wird, und besteht auf Anwesenheit aller bei den Proben. In denen bietet sie neben Aufwärmübungen auch Stimmbildung an, auf Wunsch der Schauspieler. "Sechs Vorstellungen plus Haupt- und Generalprobe sind zu absolvieren, das macht acht Vorstellungen in 14 Tagen", rechnet die Regisseurin vor. "Eine Herausforderung, weshalb alle gut bei Stimme sein müssen."
Zahl der Akteure ist groß
Wert legt Stelzner ebenfalls auf ein respektvolles Miteinander und den "Spaßfaktor": "Auch wenn es ein Passionsspiel ist und keine Komödie, muss das Spielen Spaß machen", sagt sie. Ihr Ziel: Alle Mitwirkenden so zu motivieren, "dass sie jedes Mal etwas mit heim nehmen". Und die Zahl der Akteure ist groß: Zu den 30 Schauspielern kommen noch etwa zehn Beteiligte für Maske, Kostüme und Technik. Und dann wird es zum Schluss noch fünf gemeinsame Proben mit dem Projektchor geben. Mit deren Leiterin Julia Günter hat sich Stelzner bereits abgestimmt. Beim Chor wird die Regisseurin auf viele bekannte Gesichter treffen: Zehn Jahre lang, von 1993 bis 2002, leitete sie den Gesangverein Frankonia Gemünda, der jetzt von Günter dirigiert wird.
Auch kirchliche Themen sind der langjährigen Weitramsdorfer Organistin nicht fremd, 25 Jahre spielte sie die Orgel der Kirchengemeinde. Dennoch freut sich Stelzner über Unterstützung durch Pfarrer Andreas Neeb in theologischen Fragen, die dieser auch über seinen Wechsel nach Ebersdorf bei Coburg hinaus anbot.
Mehr Professionalität
Nicht zuletzt mit der Verpflichtung der erfahrenen Theaterlehrerin gehen die Organisatoren einen weiteren Schritt hin zu mehr Professionalität. Schon 2014 hatten sie eine größere Bühne gebaut und für bessere Beleuchtung und Technik gesorgt. Letztere soll 2020 nochmals verbessert werden. "Die Technik ist beim Open Air sehr wichtig", sagt Stelzner. Wie wichtig, weiß sie von den Gastspielen auf der Heldritter Waldbühne. Als dritte Produktion des Albertinums wird die 57-Jährige 2020 dort den "Zauberer von Oz" inszenieren.
Bei der dritten Auflage der Passionsspiele in Gemünda wirkten 2015 rund 100 Personen aus dem 550-Seelen-Dorf und seiner Umgebung mit. Den Anstoß, solche Aufführungen in dem kleinen Dorf auszurichten, gab die frühere Regisseurin Helga Heubner. Seit sie ihre erste Aufführung in Sömmersdorf gesehen hatte, hegte sie den Traum, Passionsspiele auch in ihrem Heimatort zu veranstalten. Ihre Mission: "Die Botschaft Jesu einer scheinbar immer gottloseren Welt nahezubringen." Nachdem sie die Evangelische Kirchengemeinde und die Stiftung als Träger gewonnen hatte, konnten 2008 die ersten Aufführungen der Lebensgeschichte Jesu über die Bühne gehen. 2010 wurde das klassische Passionsstück wiederholt.