Im Eiltempo von Coburg nach München
Autor: Rainer Lutz
LKR Coburg, Mittwoch, 31. Oktober 2018
Während er schon die ersten Sitzungen mit der Landtagsfraktion hat, muss Michael Busch in Coburg noch das Amt als Landrat abwickeln.
Viel Zeit hat Michael Busch gerade nicht. Halb gehört er schon zum Bayerischen Landtag muss an Sitzungen der künftigen SPD-Fraktion teilnehmen. Zu anderen Hälfte muss er sein Amt als Landrat abwickeln. "Dafür bleiben mir praktisch nur zehn Arbeitstage", sagt er und packt ein Plüschtier in den Umzugskarton.
Ein Landrat, der mit Plüschtieren spielt? "Das ist der Stimmungs-Elch" sagt er und sieht schon, das muss er erklären. Wenn er mit seinen Führungskräften in Klausur ging, war der sehr formbare Elch immer dabei, erzählt er. "Der konnte forsch und stramm sehr hohe Motivation ausstrahlen. Er konnte aber auch geknickt über die Tischkante hängen", beschreibt er die Aufgabe des "Stimmungs-Elchs". Eines aus einer Reihe von Elementen, die er aus seiner langjährigen Tätigkeit als Geschäftsführer im Kreisjugendring mit ins Amt als Landrat genommen hat. Nicht alles stieß gleich auf volles Verständnis bei seinen Mitarbeitern. Das ist ihm bewusst. Aber mit der Zeit...
Mit der Zeit gewöhnten sich die meisten wohl an die neuen Umgangsformen. Immerhin schenkten ihm die Mitarbeiter einen besonderen Stempel. "Ich fand es ein wenig hart formuliert, dass etwas einfach mit dem Begriff ,verfügt' versehen wurde", erzählt er. Auf dem neuen Stempel heißt es dann eben "herzlichst verfügt". Im offiziellen Schriftverkehr wurde er trotzdem nicht verwendet.
Nach zehn Jahren nennt Michael Busch den Posten des Landrats, "das schönste Amt". Für ihn war es eines, in dem er auf allerhand verweisen kann. Kaum im Amt, richtete er einen Planungsstab für die Kreisentwicklung ein, der Landkreis bekam ein neues Corporate Design und er startete einen regelmäßigen Dialog mit Unternehmern der Region.
Bürgernähe sollte eine Reihe mit dem Titel "Auf ein Bier mit dem Landrat" herstellen. Das war 2010. Im gleichen Jahr wurde das Regionalmanagement für Stadt und Land Coburg eingerichtet. "Stolz bin ich auf unser bayernweites Pilotprojekt zur dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen", sagt Michael Busch und verweist auf die Rückmeldungen seitens der Polizei, nach denen es keinerlei Zwischenfälle im Zusammenhang mit Migranten im Kreis gibt.
Erde gegen einen Parteitag
;Die Liste mit Initiativen und Projekten der vergangenen zehn Jahre ist lang. Das "Moro-Projekt" zur Zukunftsgestaltung steht drauf und der "Zukunftscoach" als Projekt gegen Fachkräftemangel. Einen besonderen Platz nimmt der April 2011 ein. Die NPD wollte bei Rottenbach ihren Bundesparteitag abhalten. Der Landkreis lagerte aber vor dem Gelände große Mengen Erdaushub ab. Der Parteitag konnte nicht stattfinden. Michael Busch wurde verklagt. Das Verfahren gegen eine Geldauflage eingestellt. Der Landkreis kam in die Schlagzeilen.
Neue Straßenmeisterei, hohe Investitionen in Schulen des Kreises etwa an der Realschule Coburg II und dem Arnold-Gymnasium in Neustadt und die Schaffung einer gemeinsamen Zulassungsstelle für Stadt und Landkreis stehen ebenfalls auf der Liste des Erreichten in diesen zehn Jahren. So wie das Ringen um mehr Hausärzte für die Landkommunen, die Gründung eines Tourismusvereins oder der gemeinsame Kampf in der Region gegen weitere Stromtrassen.