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Im Coburger Steinweg geht's nur langsam voran


Autor: Simone Bastian

Coburg, Donnerstag, 20. November 2014

Die Entscheidung "Autos im Steinweg oder nicht" ist erst einmal vertagt. Zunächst soll das vorhandene Sanierungsgebiet um Post und Lohgraben erweitert werden. Beobachtet wird die Coburger Entwicklung auch in der Kaufhof-Zentrale in Köln. Denn eine Aufwertung des Gebiets ist seit 2009 versprochen.
Schon in den 80er Jahren war ein Teil des Steinwegs Sanierungsgebiet. Nun will die Stadt Voruntersuchungen machen lassen für eine Erweiterung des besonders geförderten Gebiets.


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Nicht einmal probeweise soll der Steinweg für Autoverkehr geöffnet werden. Denn noch ist nicht geklärt, ob Coburg dann Städtebau-Fördermittel (rund 140 000 Euro plus Zinsen) für die Steinwegsanierung zurückzahlen muss. Zielsetzung der damaligen Umgestaltung war schließlich eine Fußgängerzone, und die Zuschüsse sind noch bis 2021 beziehungsweise 2024 zweckgebunden.

Deshalb befasste sich der Stadtrat am Donnerstag nur mit der Thematik, das Sanierungsgebiet Steinweg zu erweitern. Das wäre dann das Sanierungsgebiet IX. Bei der ersten Sanierung (ab 1982) sei es in erster Linie darum gegangen, Fördermittel für den Bau des Parkhauses Post zu erhalten, sagte Bauamtsleiter Karl Baier. Deshalb ist das Sanierungsgebiet auch seltsam geschnitten.

Er untere (nördliche) Teil des Steinwegs gehört dazu, nicht aber der Lohgraben und auch nicht die Häuserzeile mit dem Gebäudekomplex der ehemaligen Hofschlachterei Schlick.

Beides, Lohgraben und Schlick und das Postareal, sollen nun ins Sanierungsgebiet aufgenommen werden. Damit würde die Kaufhof-Filiale unmittelbar daran angrenzen. Dort müsse auch unbedingt etwas passieren, mahnte Hans Michelbach (CSU). Der Bundestagsabgeordnete ist gut bekannt mit Lovro Mandac, dem Vorstandsvorsitzenden der Kaufhof-Kette. Mandac "möchte 2015/16 eine Investition in diesem Bereich sehen. Sonst ist alles gefährdet", sagte Michelbach. Dem obersten Kaufhof-Chef war 2009 eine städtebauliche Aufwertung des Bereichs Hindenburgstraße bis Steinweg in Aussicht gestellt worden, damit die Kaufhof-Filiale in Coburg bleibt.

Die CSU-Fraktion hat vorgeschlagen, im ehemaligen Schlick-Gebäude eine kleine Ladenpassage vom Lohgraben zum Steinweg zu schaffen. Das Schlickgebäude gehört der städtischen Wohnbau, die in Coburg als Sanierungsträger für die Stadt auftritt.

Private Investoren

Über eine Aufwertung des gesamten Areals zwischen Hindenburgstraße und Steinweg diskutiert der Stadtrat in regelmäßigen Abständen. 2001 wollte der Hamburger Projektträger ECE das Postgebäude kaufen, um daraus eine "Citygalerie" zu machen, die bis zum Steinweg reichen sollte. Private Investoren kauften das Gebäude damals ECE vor der Nase weg.

"Ich habe nie verstanden, warum die Stadt damals nicht gekauft hat", sagte Michelbach. Seiner Ansicht nach habe auch der denkmalgeschützte Teil des Postgebäudes zum Sanierungsgebiet gehört (nicht der Betriebshof mit der Pakethalle); die Stadt habe damit ein Vorkaufsrecht gehabt. Dem widersprach Petra Schneider (SPD); Wolfgang Weiß (Grüne) erinnerte daran, dass seine Partei zwei mal beantragt habe, das Postgebäude zu kaufen, nämlich 2000 und 2002. Der damalige Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) habe den Kauf immer abgelehnt, rief Hans-Herbert Hartan in Erinnerung.

Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) unterband die Vergangenheitsbewältigung, indem er zur Abstimmung rief. Einstimmigkeit - "schon haben sich wieder alle lieb", kommentierte Tessmer. Freilich: Schnell wird sich nun im Steinweg nichts ändern, sehr zum Bedauern von Bettina Lesch-Lasaridis (SPD): "Wir haben dort eine Erwartungshaltung geweckt und sind nun alle zurückgeworfen worden." Allein die Voruntersuchungen fürs Sanierungsgebiet werden ein Jahr in Anspruch nehmen.