Im Coburger Land ist Feuerwehr Ehrensache
Autor: Berthold Köhler
LKR Coburg, Montag, 18. Sept. 2017
Sieben Jugendliche aus dem südlichen Landkreis Coburg sprechen über die Feuerwehr als Hobby.
Für ländliche Regionen wie das Coburger Land ist Sean Grabowski aus Weißenbrunn am Forst den typischen Weg zur Feuerwehr gegangen. "Man Vater ist schon bei der Feuerwehr. Da haben sie mich gefragt, ob ich auch mitmachen willf", erzählt der 15-Jährige, wie er zur Jugendgruppe gekommen ist. Da aber nicht überall der kurze Draht über die Familien funktioniert, spricht die derzeit laufende Feuerwehr-Aktionswoche in Bayern insbesondere die Jugendlichen an - natürlich auch mit einer Imagekampagne im Internet.
Bloß nicht über Facebook
Spricht man den Feuerwehr-Nachwuchs aus dem südlichen Landkreis auf die Werbeoffensive in den sozialen Medien an, verziehen sich schnell die Mienen. Adrian Rüdiger würde aus seiner Sicht gar nicht groß versuchen, über Facebook seine Altersgenossen für die Feuerwehr zu gewinnen. "Denn Facebook", sagt der 16-Jährige aus Untersiemau, "ist doch schon jetzt mit Scheiß überfüllt." Da komme man auf der Suche nach interessierten Leute doch gar nicht mehr durch. Lars Bütow (16) empfiehlt da eher den persönlichen Weg: "Da muss man in die Schulen gehen." Dort habe ein Jugendlicher seinen Freundeskreis und sei gut erreichbar. So wie bei Sina Ernst (14). Sie kam schon als Zwölfjährige über eine Freundin zur Niederfüllbacher Feuerwehr, wo sie einen nicht unerheblichen Teil ihrer Freizeit verbringt. Wenn es auf die Prüfungen wie die zur Jugendflamme zugeht, dann treffen sich Sina und ihre Kollegen fast schon im Wochenrhythmus im Gerätehaus. Und dennoch macht ihr die Feuerwehr als Hobby Spaß, sagt Sina. In Weißenbrunn am Forst hat die Feuerwehr vor drei Jahren mit persönlicher Ansprache einen Volltreffer gelandet: Julian Geier, Sean Grabowski, Max Stammberger und Julian Lindner sind vor drei Jahren mehr oder weniger am gleichen Tag der Feuerwehr beigetreten und seitdem in der Jugendgruppe aktiv. Julian Geier nennt einen wichtigen Grund, warum die Nachwuchsarbeit im Untersiemauer Gemeindeteil derzeit so gut funktioniert: "Der Tobi gibt sich echt viel Mühe", sagt der 15-Jährige, während seine drei Kumpels heftig nicken. "Tobi", das ist Tobias Weigand, der in Weißenbrunn für die Jugendgruppe verantwortlich ist.
Hauptsache, viel Praxis
Ein Punkt, der die Jugendlichen der Gesprächsrunde im Untersiemauer Gerätehaus eint, ist das Image der Jugendfeuerwehr. Blöde Sprüche wegen seines Hobbys musste sich noch niemand anhören, auch wenn meist nicht viele Klassenkameraden das Interesse teilen. Die beste Quote bringt Julian Lindner zusammen, der in seiner Gymnasiums-Klasse bei 23 Schülern immerhin noch von drei weiteren Mitgliedern von Nachwuchsfeuerwehren weiß. Irgendwo aus einer Ecke kommt erwartungsgemäß der Spruch von den Strebern, die da halt im Gymnasium sitzen - gemeinsames Gelächter beendet das Thema.Für alle ist klar: Mit dem Ausscheiden aus der Jugendgruppe ist für sie das Ende bei der Feuerwehr noch lange nicht gekommen. Adrian Rüdiger hat sich jedenfalls fest vorgenommen, schnell nach seinem Wechsel in die aktive Wehr den Lehrgang zum Atemschutzträger zu absolvieren. Dass dieser Zeit und Energie kosten wird, bringt ihn nicht aus der Ruhe: "So viel Zeit werde ich schon aufbringen." Anders als Adrian, der mit seiner Ausbildung am Coburger Klinikum Planungssicherheit hat, weiß Max Stammberger nicht genau, wo es ihn nach der Schule hin verschlagen wird. Der Feuerwehr will er auf jeden Fall auch nach dem Gymnasium treu bleiben. Man könne ja irgendwo hier in der Region studieren, sagt der 16-Jährige grinsend.
Gerne mit Feuer und Rauch
Gute Noten der Jugendlichen bekommt die Art und Weise, wie im Coburger Land die Ausbildung in den Nachwuchsgruppen betrieben wird. Ein bisschen mehr Praxis, so mit Feuer und Rauch, würde sich Lars Bütow vielleicht wünschen. Aber prinzipiell, sagt der 15-Jährige, sei das schon gut, wie es bei ihm in Ahorn laufe. Ja, das mit der Praxis ist wichtig, stimmt ihm Adrian Rüdiger zu. Er durfte in Untersiemau bei einer Übungseinheit sogar schon mal mit anpacken, als ein Auto mit der Rettungsschere aufgeschnitten wurde. Für diesen Erfahrungsvorsprung erntet er dann doch glatt den einen oder anderen neidischen Blick aus der Runde.
Die Feuerwehr-Aktionswoche im Coburger Land
Übungen: In den kommenden Tagen finden im Landkreis Coburg zahlreiche öffentliche Übungen statt.Heute, Dienstag: Sonnefeld (Kirchweihübung; 15.30 Uhr). - Breitenau (Brand einer Halle; 18.30 Uhr).
Morgen, Mittwoch: Schweighof (Brand einer Maschinenhalle; 18.30 Uhr).
Donnerstag: Kleinwalbur (Brand beim Aussiedlerhof Renner; 18.30 Uhr).
Freitag: Weidhausen (öffentliche Übung, 16 Uhr). - Bad Rodach (Übung am Haba-Familienoutlet; 18.30 Uhr).