Idee: Ein Sponsoren-Pool für alle?
Autor: Simone Bastian
Coburg, Mittwoch, 27. Juli 2016
Vereine buhlen um Sponsoren, die Stadt setzt auch bei der Sportförderung den Rotstift an. Doch Not macht erfinderisch, wie der Regionentalk zeigte.
Mit Sponsoren hat Wolfgang "Jack" Hörnlein so seine Erfahrungen gemacht. Die einen orientieren sich an der Publikumswirksamkeit und engagieren sich verstärkt beim neuen Handball-Erstligisten HSC 2000. Da bleibt für Hörnleins Basketballclub Coburg (BBC) weniger bis nichts übrig. Dann gibt es noch diejenigen, die Geld geben, aber nicht darüber geredet haben wollen - "sonst kommen die anderen auch".
Für die letztere Spezies entwickelte Hörnlein beim Regionentalk von Sparkasse Coburg-Lichtenfels, Tageblatt und Radio Eins folgende Idee: Diese Spenden könnte der Sportverband Coburg als Dachverband einsammeln und nach bestimmten Kriterien verteilen. "Das wäre kreativer, als die Stadt um mehr Geld zu bitten", sagte Hörnlein. Walter Luft, Vorsitzender des FC Coburg, schlug vor, dass sich die IHK zu Coburg hier engagieren und Spenden einsammeln könnte, "weil wir viel für die Unternehmen tun.
Denn die Sportvereine organisieren nicht nur Spitzensport in Coburg, sie leisten auch Nachwuchsarbeit. Und davon viel: Von 80 auf 280 habe sich die Zahl der vom FC Coburg betreuten Kinder und Jugendlichen in den vergangenen fünf Jahren gesteigert, sagte Luft. Auf den eigenen Nachwuchs setzen auch der BBC und der HSC, und zwar nicht mehr nur mit Blick auf die Stadt. "Wir wollen im Handball das Aushängeschild für ganz Oberfranken sein", sagte HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel.
Der HSC ist zweifellos der größte Sammler von Sponsorengeldern in Coburg, er hat auch den größten Etat. Jürgen Heeb, der Vorsitzende des Sportverbands, warnte vor einer "Neiddiskussion" - die sei nicht gerade zielführend. Denn Sponsoren würden sich auch daran orientieren, welche Gegenleistung sie erwarten können, sagte Heeb. Der HSC kann hohe Zuschauerzahlen und eine gute Medienpräsenz bieten, wie Apfel anmerkte. Sportarten wie Billard tun sich da schwerer, auch wenn die Billardfreunde Creidlitz nun wieder erstklassig spielen.
Der Mohr und das halbe Kleid
Auch der Verein Tanzsportgarde Coburger Mohr spielt in der Oberklasse seiner Sportart mit. Doch die Turniere dürfen nicht öffentlich übertragen werden; Platz für Sponsorennamen ist auf den Gardekostümen auch nicht vorhanden. Da ist es nachvollziehbar, wenn Vorsitzender Matthias Schikora nimmt, was ihm angeboten wird. "300 Euro - warum nicht? Das ist ein halbes Kleid!" - "Dann werde ich in der nächsten Session mal gespannt nach der Tänzerin im halben Kleid Ausschau halten", konterte augenzwinkernd Tageblatt-Redaktionsleiter Oliver Schmidt, der zusammen mit Radio-Eins-Redaktionsleiter Thomas Apfel den Abend moderierte.
Ehrenamt als wichtige Säule
Schikora gehörte zu den Gästen, die aus dem Publikum heraus mitdiskutierten. Er machte deutlich, dass der "Tanzmohr", wie alle anderen Sportvereine auch, stark vom ehrenamtlichen Engagement seiner Mitglieder, in diesem Fall der Eltern, lebt. Für Sportverbandsvorsitzenden Jürgen Heeb ist das Ehrenamt sogar die wichtigste tragende Säule im Sport: Das habe der Volleyballspielgemeinschaft beim Versuch, wenigstens Zweitligavolleyball in der Region zu gewährleisten, am Ende gefehlt - neben den notwendigen Sponsorengeldern.
Von den Volleyballern war trotz Einladung niemand gekommen - sie betrachten das Kapitel als abgeschlossen, wie Moderator Thomas Apfel mutmaßte. Auch auf einen anderen Gast wartete die Runde vergeblich: Wolfgang Heyder, Ex-Manager des Basketball-Meisters Brose Bamberg und ein Jahr lang Manager beim HSC, kam nicht in den Saal. Von ihm hatten sich die Moderatoren einige griffige Aussagen erhofft. Denn Heyer hatte in seiner Zeit beim HSC wiederholt "professionelle Strukturen" angemahnt.
Die will sich der HSC auch geben, wie Stefan Apfel versicherte: Die künftigen hauptamtlichen Geschäftsführer der HSC-GmbH, Florian Dotterweich und Steffen Ramer seien ja schon berufen. Doch ohne Ehrenamtliche wird es auch beim HSC nicht gehen, genausowenig wie beim BBC. "Wir haben bei jedem Heimspiel 50 bis 60 ehrenamtliche Helfer in der Halle", sagte Wolfgang Hörnlein.