Druckartikel: "Ich bin dann mal wieder weg!"

"Ich bin dann mal wieder weg!"


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Dienstag, 12. April 2011

Pfarrer Markus Merz startet am Ostermontag zu seiner zweiten Etappe auf dem langen Weg nach Jerusalem. Diesmal geht es quer durch Tschechien. Die ersten 20 Kilometer läuft auch die Regionalbischöfin Dorothea Greiner mit. Übernachtet wird zum Teil auf hartem Boden.
Pfarrer Markus Merz


"Ich wusste gar nicht, dass Burgkunstadt auf dem Weg nach Jerusalem liegt", sagte der Mann und musste schmunzeln. Doch die Gruppe um Markus Merz konnte es ihm in einem netten Gespräch erklären. Denn: So gesehen liegt doch jeder Ort dieser Welt auf dem Weg nach Jerusalem. Vorausgesetzt, jemand macht sich auf und will diesen Weg ganz bewusst entdecken. Markus Merz, Pfarrer von St. Moriz, hat sich auf den Weg gemacht: Verteilt auf mehrere Etappen will er in sieben Jahren die Heilige Stadt erreichen.

Start für dieses ungewöhnliche Pilger-Projekt war im vergangenen Herbst, als Markus Merz in einer Woche vom Staffelberg bis nach Cheb an der deutsch-tschechischen Grenze lief. Zu den vielen Begegnungen am Wegesrand zählte auch die besagte in Burgkunstadt.

Und jetzt freut sich Markus Merz schon auf die nächsten: Am Ostermontag ist Start für die zweite Etappe; er pilgert von Cheb bis nach Freistadt in Österreich.

Pilgern - was bedeutet das eigentlich? Markus Merz hat selbst auch noch keine klare Definition gefunden, umschreibt es aber schon einmal so: "Unterwegs sein mit einem konkreten Ziel vor Augen - aber auch mit einer Idee, die Menschen in der Tiefe verbindet."

Der Pfarrer hat sich gefreut, dass ihn gleich mehrere Gemeindemitglieder auf der ersten Etappe begleitet haben. Denn Begegnungen sind ihm wichtig sowohl mit bislang fremden Menschen, die er unterwegs trifft, als auch mit vermeintlich bereits gut bekannten, die er aber während des gemeinsamen Fußmarsches vielleicht erst wirklich kennenlernt.

Auch auf der zweiten Etappe wird er nie allein sein, und am Ostermontag wird sogar Regionalbischöfin Dorothea Greiner 20 Kilometer von Cheb bis nach Marienbad mitlaufen. Und: Zusammen mit dem tschechischen Pfarrer Pavel Hejzlar wird Greiner um 11 Uhr auch einen Gottesdienst in der evangelischen Friedenskirche in Cheb feiern. Gottesdienste sind ein weiterer wichtiger Bestandteil von Merz' Pilgerreise. Per Mail hat er in den vergangenen Wochen Kontakt aufgenommen zu diversen Kirchengemeinden, die entlang der Strecke liegen. "Die Resonanz war sehr schön", berichtet er - und zwar auch, was die Frage nach Übernachtungsmöglichkeiten betrifft.
Am Ende des Ostermontags werden sich der Coburger Pfarrer und seine Mitwanderer im Pfarrhaus von Marienbad ausruhen. Für die zweite Nacht stellt die Gemeinde von Stribo das leerstehende Gemeindehaus zu Verfügung: "Da werden wir auf dem Boden schlafen", weiß Markus Merz schon jetzt, "aber das ist gar nicht schlimm!" Weitere Stationen sind Tabor und Sobeslav, wobei sich der Coburger schon darauf freut, dass eine Abordnung aus Sobeslav extra nach Tabor reisen wird, um sozusagen den Weg nach Sobeslav zu weisen und mitzulaufen. Über Budweis geht es schließlich ins österreichische Freistadt.

Erinnerung an Kurt Hölzl

Dass ausgerechnet in der dortigen Gemeinde Gallneukirchen am 1. Mai der Abschlussgottesdienst der zweiten Pilger-Etappe gefeiert wird, hat einen Grund: "In dieser Gemeinde war mein Vor-Vor-Vor-gänger in St. Moriz, Pfarrer Kurt Hölzl, tätig", verrät Markus Merz.

Insgesamt war die Organisation dieser zweiten Etappe aber schon einmal etwas schwieriger als die erste, die ja fast nur durch Deutschland verlief. "Ich habe mir vorgenommen, mich pro Etappe immer auf ein Land zu beschränken", erklärt Markus Merz. Deshalb wird die dritte, die er vielleicht noch in diesem Herbst anpeilt, auch relativ kurz sein, weil sie ausschließlich durch Österreich führt. "Ich freue mich schon darauf, an der Donau unterwegs zu sein und dem Lauf des Wassers zu folgen", sagt Markus Merz.
Andererseits war eine der großen Erkenntnisse seiner ersten Etappe die, dass es auch im näheren Umkreis von Coburg so viele schöne Fleckchen Erde gibt, die er bislang noch gar nicht kannte. Im Fichtelgebirge zum Beispiel hat es Markus Merz ganz besonders gut gefallen. Und im kleinen Ort Tröstau gab es noch dazu eine schöne Begegnung: "Wir trafen einen Bewohner, der uns unbedingt seine kleine Privatkapelle zeigen wollte, die er sich in seinen Garten gebaut hat." Die Pilgergruppe um Markus Merz folgte der Einladung selbstverständlich gerne - und alle waren auch sehr beeindruckt. Spontan wurde ein Gottesdienst in der Kapelle gefeiert, danach zog die Gruppe weiter. Der Erbauer der Kapelle hat sich bestimmt gefreut - vielleicht aber auch ein wenig gewundert: Denn wer hätte gedacht, dass sogar Tröstau auf dem Weg nach Jerusalem liegt!


Pilger-Notizen

Hilfsmittel Wie lange die einzelnen Abschnitte sind, die Markus Merz auf seiner zweiten Pilger-Etappe zurücklegen will, weiß der Pfarrer nicht. Aber: "Ich weiß, dass vieles an nur einem Tag zu Fuß gar nicht zu schaffen ist!" Deshalb wird er - wie auch schon auf der ersten Etappe - gelegentlich Bus und Bahn zu Hilfe nehmen. Das Zurücklegen der Strecke bis nach Jerusalem versteht er ohnehin nicht als Wanderung, sondern als ein "verlangsamtes Unterwegssein, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen, um Geschichte und Geschichten auf dem Weg zu hören und um an jedem erreichten Ort gemeinsam Gottesdienst zu feiern."

/>Pilgerbuch
Verbindendes Element zwischen den einzelnen Etappen ist ein Pilgerbuch, das Markus Merz von einem Coburger Buchbindermeister exklusiv mit Lammfell angefertigt und geschenkt bekam. Leute, die mit dem Pfarrer pilgern oder ihm unterwegs begegnen, können sich darin verewigen und auch ihre Gedanken oder Wünsche hineinschreiben. Das Buch liegt bei sämtlichen Gottesdiensten, die während der Pilgerreise gefeiert werden, jeweils mit auf dem Altar. Auch findet Markus Merz die Vorstellung schön, dass auf diese Weise viele Menschen und deren Gedanken mit nach Jerusalem getragen werden. os