Hurra, wir lernen schwimmen!
Autor: Simone Bastian
Coburg, Mittwoch, 04. August 2021
Monatelang waren die Bäder geschlossen. Manche Kinder warten schon seit über einem Jahr darauf, endlich schwimmen zu lernen. VHS, Aquaria Coburg und Tageblatt machen es für sieben von ihnen möglich.
Ganz still sind sie und ganz aufmerksam: Sofie, Leonard, Mia, David, Nick, Felix und Finjas können endlich schwimmen lernen! Einige von ihnen waren 2020 schon angemeldet für ihren Vorschul-Schwimmkurs. Doch mit der Corona-Pandemie kam die Schließung der Hallenbäder und damit die Absage. Nun haben die sieben Jungen und Mädchen eine Chance bekommen: Sie haben den Ferienschwimmkurs gewonnen, den die VHS Coburg, das Aquaria Coburg und das Tageblatt organisiert haben.
Jetzt sitzen sie also auf der Bank neben den kleine Lehrschwimmbecken im Aquaria-Hallenbad und hören Joachim Schumann zu, der ihnen die Regeln im Bad erklärt. Er zeigt ihnen auch gleich, wo sie die Toiletten finden. Danach geht es endlich ins Wasser. Wasserscheu ist keins der Kinder - einige können sogar schon ein bisschen schwimmen, so wie Finjas. "Aber man ist viel beruhigter, wenn es das Kind professionell gelernt hat", sagt seine Mutter, die am Beckenrand sitzt. "Wenn man es nie richtig gelernt hat, holt man das nicht wieder auf."
Bei den ersten beiden Kursterminen dürfen Mama, Papa oder Tante noch zuschauen. Aber sie müssen sich ruhig verhalten - Chef im Becken ist eindeutig Joachim Schumann, der gerade testet, ob die Kinder Angst vorm Untertauchen haben. Sie müssen einen Ring vom Grund des Beckens holen, an einer Stelle, wo sie problemlos stehen können, möglichst mit offenen Augen. Das alles klappt gut, und nun kommen die ersten Schwimmübungen dran: Joachim Schumann zeigt die Armbewegungen beim Brustschwimmen. "Mit gestreckten Armen anfangen, mit gestreckten Armen aufhören", sagt er. "Nicht zu weit durchziehen mit den Armen, sonst ist der Wasserwiderstand zu groß, wenn ihr die Arme wieder nach vorne bringen wollt." Zur Sicherheit gibt's für jedes Kind eine Schwimmnudel vor die Brust und unter die Arme, dann geht's los, vom Beckenrand bis zur Absperrleine. Ruhig und geduldig ermutigt Schumann die Kinder, zeigt ihnen noch einmal die Armbewegungen, spornt sie an.
Sechs Wochen, zwölf Termine
Leonards Vater ist der einzige Mann in der Runde der erwachsenen Begleiter. "Leonard hat sich riesig gefreut", sagt er. "Er ist eigentlich eine Wasserratte." Dass der Kurs über die kompletten Ferien läuft, stört Kinder und Eltern nicht. Die einen wären sowieso nicht weggefahren, die anderen planen so, dass höchstens ein oder zwei Termine ausfallen. "Felix will schon seit über einem Jahr schwimmen lernen", sagt seine Mutter. "Als er gehört hat, dass wir hier gewonnen haben, hat er vor Freude geweint!" Gerade gibt Joachim Schumann dem Sechsjährigen noch etwas Hilfestellung: "Immer den Kopf nach vorne. Und locker die Beine ausstrecken!" Um den Beinschlag geht es jetzt erst mal noch gar nicht. Die Kinder sollen erfahren, dass das Wasser sie trägt, wenn sie darin liegen.
Dem dient auch die nächste Übung: Mit den Füßen voraus ins Wasser springen und weiter schwimmen. Ausnahmsweise ist das Hüpfen vom Beckenrand erlaubt! Auch diese Übung gelingt zur Zufriedenheit des Kursleiters: Alle schaffen es und schwimmen vom Beckenrand zur anderen Seite - nur mit dem Armschlag und ganz ohne Schwimmnudel! "Das ist auch wichtig, wenn euch einer mal ins Wasser schubst", sagt Joachim Schumann.
Seinen ersten Schwimmkurs gab er schon vor rund 50 Jahren beim Schwimmverein Coburg. Gezählt hat er sie nie. In den vergangenen zwei Monaten jedenfalls dürften einige Einheiten mehr dazu gekommen sein: Die Schwimmvereine, die VHS und die Wasserwacht organisierten insgesamt 40 Schwimmkurse mit rund 350 Kindern. Der Nachholbedarf ist groß, denn wegen Corona waren die Bäder geschlossen. Den Ferientermin hat die VHS auf Anregung des Tageblatts organisiert, das Aquaria ließ sich nicht lange bitten.
Nun ist die erste Dreiviertelstunde fast schon vorbei. Die Kinder dürfen noch einige Minuten auf eigene Faust schwimmen. Felix Mutter steht am Rand und freut sich: "Ich glaube, die machen alle gleich nächste Woche das Seepferdchen! Daheim wollte Felix selbst ins Kinderbecken nur mit Schwimmflügeln, und jetzt legt er hier freiwillig die Schwimmnudel weg."
Ob's mit dem Seepferdchen klappt? Joachim Schumann will nichts versprechen und nichts ausschließen. Mit dem Seepferdchen sei die Ausbildung noch lang nicht zu Ende, sagt er. Bis zum bronzenen Abzeichen seien Schwimmkurse sinnvoll, denn dann beherrschen die Kinder zwei Schwimmstile. "Dann kann man Kinder mit acht, neun Jahren auch allein ins Bad lassen."