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HSC weinte Krokodils-Tränen


Autor: Ralph Bilek

Coburg, Sonntag, 07. April 2013

Der HSC 2000 Coburg war bei den "Alligatoren" zu lange in Rückstand und gab die späte Führung wieder aus der Hand. Auswärts kann der Coburger Vorzeigeklub einfach nicht sein erfolgreiches Spiel durchziehen. Mit dem 31:32 ist Platz zwei kein Thema mehr.
Selten kam Dominic Kelm so frei zum Wurf. Die Abwehr der Hausherren machte dem Kreisläufer das Leben auch mit unlauteren Mittel sehr schwer. Fotos: Iris Bilek


Aschersleben/Coburg — Einiges lief beim HSC Coburg nicht rund beim Auswärtsspiel gegen HC Aschersleben Alligators. Quer stand schon der Bus vor der Halle, es ging nicht mehr vor und nicht mehr zurück. "Zum Glück erst direkt vor der Spielstätte", waren sich die Fans einig. "Aber das hatte sich schon angedeutet. Ich habe das am Drehzahlmesser beobachtet", berichtete ein HSC-Fan, vom Schieben des Busses noch ganz außer Atem.
Später dann lief es mit dem Ball quer. Horvat eilte nur kurz vor dem Anpfiff nochmals schnell in die Kabine, holte eine Luftpumpe, um dem Spielgerät den nötigen Druck zu verpassen.
Der nötige Druck fehlte dann oft auch dem Spiel der Coburger. Die mussten 53 Minuten auf ihre erste eigene Führung in dieser Partie warten. Zuvor war auch bei ihnen einiges quer gelaufen.
In den Schluss-Sekunden lief es dann nochmals quer, und so wurde mit dem 32:33 die achte Auswärtsniederlage im 13.

Auswärtsspiel besiegelt. Es passte so richtig ins Bild, dass ausgerechnet einer der erfahrensten, Spielführer Ronny Göhl, mit einem freien Wurf zehn Sekunden vor dem Abpfiff zumindest die mögliche Punkteteilung vergab, doch waren schon zuvor zu viele Fehler gemacht worden. Damit ist Relegationsrang zwei für die Coburger nur noch Utopie.

Schramm nicht mitgenommen

Im Vorfeld der Partie hatte sich HSC Coach Hrvoje Horvat "aus sportlichen Gründen" entschieden Kenny Schramm zu Hause zu lassen. "Das hat nichts mit seiner Wechselentscheidung zu tun. Aber ich weiß nicht, wie es mit Johan klappt, und ich wollte unbedingt eine weitere Alternative im rechten Rückraum haben. Auf der Linksaußenposition können im Falle eines Falles auch Nikola Franke oder Hajck spielen." Erforderlich wurde das dann nicht. Mehrmals ließen sich die Coburger in der Anfangsphase von den schnellen Vorstößen der Gastgeber überraschen. Die waren unheimlich schnell auf den Beinen.
Zudem hatte die HCA-Abwehr Dominic Kelm gut im Griff, was durchaus wörtlich zu verstehen ist. Denn viel zu oft durfte er gerade vor der Pause ungestraft geschoben, gezogen und gehalten werden.
Das Klatschen ins Gesicht von Mirza Cehajic war nach 15 Minuten (7:6) bis an das andere Hallenende zu hören, hatte nur einen Freiwurf als Folge.
Als Ronny Göhl für eine ähnliche Szene gegen Emil Feuchtmann zwei Minuten erhielt, verstand er die Welt nicht mehr. Aber die Coburger kamen einfach nicht rein in die Partie, scheiterten immer wieder am Ex-HSCler Raimonds Steins. Wenn sie überhaupt die vielbeinige Abwehr der Gastgeber - die Lücken wurden immer wieder schnell schlossen - endlich überwunden hatte.
Erwähnenswert aus Coburger Sicht: Nach 18 gespielten Minuten kehrte der langzeitverletzte Johan Andersson auf die Spielfläche zurück. Das bessere Durchsetzungsvermögen und die zündenden Ideen aber hatten weiterhin die Gastgeber mit ihrem Spielmacher Emil Feuchtmann, der immer wieder seine Nebenleute Doldan, Veta und Kommoß in Szene setzte. Der WM-Teilnehmer (für Chile) glänzte mit zahlreichen genialen Pässen und einem schnellen Spielaufbau, bei dem die Coburger Abwehr des Öfteren nicht im Bilde war. Fast im Alleingang hielt Hajck Karapetjan seine Mannschaft dann zumindest in Schlagdistanz, während Sebastian Roth einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte.

Technische Fehler

Besser wurde es nach der Pause auch nicht. Als sich der HSC beim 18:16 (33.) den Ball in der Abwehr eroberte und eigentlich die Möglichkeit zum direkten Anschlusstreffer hatte, flutschte das Spielgerät Sebastian Roth aus den Händen ins Aus. Beim 22:20 war Sebastian Kirchner per Konter auf dem Weg zum Anschlusstreffer, aber ihm versprang der Ball (40.). Aschersleben konnte sich so immer wieder vom größten Druck befreien. Aber Coburg hielt sich in Schlagweite, vor allem durch den kaltschnäuzigen Hajck Karapetjan und die verwandelten Strafwürfe von Ronny Göhl.
Nach 48 Minuten war dann das geschafft, woran fast nicht mehr zu glauben war, der 26:26-Ausgleich fiel, und wäre der bis dahin überzeugende Karapetjan nicht zu übermütig gewesen, die erste Führung wäre fällig gewesen. So musste man aber noch bis zur 53. Minute warten, als Ronny Göhl zum 28:29 traf. Dominic Kelm hielt nach Anspiel von Johan Andersson ("Die kannst du nachts aufwecken, selbst dann spielen die so zusammen", so ein HSC-Fan) den HSC mit 30:31 in Führung. Als dann Havard Martinsen einen Strafwurf parierte und auch den nächsten freien Ball hielt, schien alles für einen doch irgendwie noch überraschenden Coburger Erfolg bereitet. Aber die um den Klassenerhalt kämpfenden Gastgeber gaben sich trotz dieser Rückschläge nicht geschlagen. Als Kelm hart bedrängt nach knapp 58 Minuten auch noch das 31:32 erzielte, schien Coburg auf der Siegerstraße.
Aber da hatte der lange verletzte Patrick Krok etwas dagegen. Er nutzte die Räume, die durch die HSC-Manndeckung gegen Mindaugas Veta entstanden waren, nahm sein Alligatorenherz in die Hand und warf den HSC ins Tal der "Krokodils-Tränen". Letztlich waren es die vielen leichten Fehler, die den Ausschlag zu Gunsten der Salzländer gaben.
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Stimmen zum HSC-Spiel

HSC-Trainer Hrvoje Horvat: "Aschersleben war heute besser. Wir haben trotz des Rückstandes nicht aufgegeben und unsere Siegchance noch bekommen. Das haben wir aber nicht konzentriert zu Ende gespielt."
HCA-Trainer Jörg Neumann: "Ich bin mit meiner Mannschaft absolut zufrieden, auch weil sie nach dem Rückstand noch einmal zurückgekommen ist. In der Hinserie wurden viele Spiele am Schluss verloren."
HSC-Spielführer Ronny Göhl: "Das Spiel müssen wir gewinnen. Mich ärgert es, dass ich das letzte Ding nicht reingemacht und uns den einen Punkt gerettet habe. Über Platz zwei brauchen wir nicht zu reden."
HSC-Mittelspieler Hajck Karapetjan: "Die Partie haben wir klar in der Abwehr verloren. Da gab es immer wieder viel zu viele Lücken."