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HSC und Rimpar - Unterschied auf und neben der Platte


Autor: Christoph Böger

Coburg, Sonntag, 17. März 2013

Während die Rimparer Wölfe mit einer Topleistung ihre herausragende Saison in Coburg krönten, wurden beim HSC 2000 Coburg die Verfehlungen einer ganzen Saison deutlich. Selbst die engagierten Fans zogen dieses Mal den Kürzeren.
Mit einem nicht ganz unumstrittenen, allerdings äußerst einfallsreichen Banner warteten die Rimparer Fans in der HUK-Coburg-Arena auf.Fotos: Albert Höchstädter


23:26. Mit diesem Ergebnis war der HSC gut bedient, sogar sehr gut. Wer vermutet, dass die Coburger bei nur drei Toren Differenz auf Augenhöhe mit Rimpar agierten, täuscht sich gewaltig. Das Ergebnis schmeichelt den hoffnungslos unterlegenen Gastgebern. Der designierte Meister war gefühlte acht bis zehn Tore besser. Im "Frankenkracher" war ein Klassenunterschied erkennbar - auf ganzer Linie.
Es ist sicher keine Schande gegen diesen Ligaprimus zu verlieren. Doch die Art und Weise, wie sich der HSC Coburg am Samstagabend präsentierte, muss den letzten Optimisten die Augen öffnen.

Spritzig und mit Esprit

Auf der einen Seite stand eine durchtrainierte, spritzige, harmonierende, siegessichere, vor Esprit und Tatendrang sprühende Truppe. Die zelebrierte Hochgeschwindigkeits-Handball, wie ihn das Arena-Publikum in der 3. Liga bisher noch nicht zu sehen bekam. Demgegenüber stand eine am eigenen Kreis völlig überforderte, in der Offensive verunsicherte, deutliche langsamere und unentschlossene Zweckgemeinschaft, in der zu selten miteinander gearbeitet wurde.

"Wölfe" mit Nehmerqualitäten

Weil der HSC von der ersten Minute an spielerisch und technisch gegen diesen Gegner überfordert war, wollten Göhl, Dobrazievic, Riha, Roth, Kelm und Kirchner Rimpar mit Härte den Schneid abkaufen. Durchaus legitim, doch auch das gelang nicht, weil die "Wölfe" darauf eingestellt waren und Nehmerqualitäten zeigten.
Die Grenze des Erlaubten überschritt dabei nicht zum ersten Mal Mirza Cehajic, der seiner angeblich intern bereits unmittelbar nach dem verlorenen Hinspiel angekündigten Drohung, nämlich Rimpars "Wirbelwind" Kraus im Rückspiel schmerzhaft auszuschalten, tatsächlich Taten folgen ließ.

Mit fieser Aktion gerächt?

Bereits drei Minuten nach seiner Einwechslung eliminierte der Coburger sein persönliches "Feindbild" mit einem fiesen Fingerdruck in die Augengegend. Der nicht unumstrittene Spielmacher der Gäste musste daraufhin verletzt von der Platte und betrat das Spielfeld erst wieder zu den lang anhaltenden Jubelarien nach der Schluss-Sirene. Hintergrund: Kraus soll Cehajic - wie aus Spielerkreisen zu erfahren war - in Rimpar angeblich ins Gesicht gespuckt haben.


Verkorkste HSC-Saison


Doch zurück zu den wesentlichen Dingen in dieser verkorksten HSC-Saison: "Uns ist es nicht gelungen, aus sehr guten Einzelspielern eine Mannschaft zu formen". Mit dieser scharfen Kritik, die vor allem den von der Führungsriege schon lange nur noch geduldeten Trainer Hrvoje Horvat traf, wollte Jochen Knauer wachrütteln. Auf der Zielgerade sollten alle Kräfte mobilisiert werden, um im Kampf um Platz zwei im Geschäft zu bleiben.

Knauer - der "HSC-Hoeness"

Doch die Rechnung des "HSC-Uli-Hoeness" ging nicht auf. Der HSC 2013 hat nicht den Charakter, in entscheidenden Phasen zuzulegen. Dieses Team kann nicht über seinen Schatten springen, kann keine Berge versetzen. Natürlich fehlt auf mehreren Positionen dafür auch die Qualität, aber warum? Genügend Kapital, um "sehr gute Einzelspieler" zu verpflichten, war doch, wie eh und je beim HSC, ausreichend vorhanden. Ein überragender Torwart, ein guter Kreisläufer, ein zuverlässiger Rechtsaußen - das allein reicht nicht.

Der HSC tritt auf der Stelle

Der GmbH-Geschäftsführer hat absolut Recht, wenn er von "uns" spricht: "Uns ist es nicht gelungen...". Denn dem ganzen Verein ist es erneut nicht gelungen, die erhoffte Drittliga-Spitzenmannschaft zu formen. Das mussten am Samstag auch die letzten treuen Fans schmerzhaft erfahren. Nicht zum ersten Mal in der 13-jährigen Vereinsgeschichte müssen sich die Entscheidungsträger deshalb den völlig berechtigten Vorwurf einer verfehlten Einkaufspolitik gefallen lassen. Noch schlimmer: Wieder ist keine Entwicklung im Mannschaftsgefüge zu erkennen. Der HSC tritt auf der Stelle. Unverständlich bei diesen tollen Voraussetzungen, bei den herrschenden finanziellen Möglichkeiten!


Wieder an den eigenen Ansprüchen gescheitert


Der Spagat zwischen der einerseits oft zitierten Vereinsphilosophie, mit vielen jungen Eigengewächsen erfolgreich zu sein, und andererseits ein Topteam auf die Beine zu stellen, das in der 3. Liga Meister werden kann und die Rückkehr in die 2. Liga schafft, ist nicht gelungen. Die "Gelb-Schwarzen" sind in dieser Saison wieder einmal an ihren eigenen hohen Ansprüchen gescheitert.


Defizite längst erkannt


Für Apfel, Häfner, Knauer & Co.ist diese Erkenntnis nicht neu. Die Troika hat die Defizite längst erkannt und glaubt die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Der Kurswechsel mit Jan Gorr als künftigen Frontmann an der Spitze ist beschlossene Sache. Bleibt aus Coburger Sicht zu hoffen, dass ihr Plan in den nächsten Jahren endlich einmal aufgeht.

Mit Geduld zum Erfolg

Wie man es besser macht, wie mit System geduldig am Erfolg gearbeitet wird, demonstriert die DJK Rimpar in dieser Spielzeit. Und mit ihrem eindrucksvollen Auftritt am Samstagabend krönten die "Wölfe" bereits jetzt ihre herausragende Saison. Diese war geprägt von Teamgeist und kontinuierlicher Arbeit. Der potenzielle Aufsteiger stellt ein gewachsenes Kollektiv, in dem sich jeder blind auf seinen Nebenmann verlassen kann.


Ein Trainer, der vor Ehrgeiz brennt


Rimpar hat mit Jens Bürkle einen Konzepttrainer, der klare Ziele hat. Ein Mann, der seine Vorstellungen von schnellem, effektiven und körperbetonten Handball über Jahre akribisch verfolgt. Ein Trainer, der im Gegensatz zum Coburger Coach, der in seiner langen Karriere bereits alles erreicht hat, noch vor Ehrgeiz brennt und ein Spiel an der Seitenlinie emotional lebt. Und Rimpar hat eine sportliche Leitung, die ohne den ganz großen Druck im Hintergrund die Fäden seit Jahren gewissenhaft und wohl überlegt zieht.

DJK-Fans überraschen

Doch der souveräne Spitzenreiter hat noch ein nicht zu unterschätzendes Plus, von dem sich die knapp 4000 Fans, die sich am Samstag ins Oval der HUK-Arena drängten, überzeugen durften: Hervorragende Fans! Anhänger, die nicht nur bedingungslos hinter ihrer Mannschaft stehen, sondern denen es wie ihrer Mannschaft am Samstag eindrucksvoll gelang, den Coburgern ein Schnippchen zu schlagen
Mit einem nicht ganz unumstrittenen, allerdings äußerst einfallsreichen, für viele auch lustigen und überdimensionalen Banner hatten sie eine unerwartet gute Antwort auf die mühsam erarbeitete und sehenswerte Choreographie der Coburger West-Kurve.