Hotel-Investoren verwundert: "Wir kamen mit guten Absichten"
Autor: Simone Bastian
Coburg, Donnerstag, 23. Mai 2019
Mehr als befremdet nehmen Wilfried Schardt und René Just die heftige Ablehnung gegen das Hotel am Anger wahr, das sie gerne bauen (lassen) würden. Denn zuerst wurden die Investoren von allen willkommen geheißen.
Was am Anger, Ecke Ketschendorfer- und Schützenstraße gebaut werden darf, ist im Bebauungsplan klar vorgeschrieben: Ein Hotel mit einem sieben Stockwerke hohen Hauptgebäude. Wilfried Schardt und René Just (W.S. Gewerbebau GmbH) würden das Grundstück gern kaufen und das Hotel bauen. Der Stadtrat hat mit großer Mehrheit zugestimmt. Doch nun sehen sich die Investoren einem Sturm der Entrüstung gegenüber, mit einem "Sammelsurium an Halbwahrheiten", wie René Just sagt.
Sie haben sich an das übliche Vorgehen gehalten, betonen sie. Sie haben Sondierungsgespräche geführt; eins der ersten mit dem Präsidenten der IHK, Friedrich Herdan. "Er hat klar signalisiert, dass Coburg, dass die Wirtschaft ein Kongresshotel braucht", sagt Just. Als nächstes habe er sich mit Stadtratsvertretern und der Stadtverwaltung in Verbindung gesetzt. Er wurde eingeladen, das Projekt in der Stadtverwaltung zu präsentieren. An der Runde waren mehrere Fachämter beteiligt.
Alle hätten erklärt, dass ein Investor willkommen und ein Hotel auf dem Anger gewünscht sei, sagt Just. "Natürlich versucht man, die Fraktionen einzubinden. Aber wenn auf einem Grundstück Baurecht besteht, kann man erwarten, dass Politik und Verwaltung dahinter stehen." Der Bebauungsplan 7/11 für das Gebiet Anger/Rosengarten, zwischen Schützen-, Alexandrinen-, Karche- und Bamberger Straße ist seit 2014 rechtskräftig. "Da geht man natürlich davon aus, dass der Standort von den Bürgern und der Wirtschaft akzeptiert worden ist", sagt Just.
Letztlich, sagt Wilfried Schardt, habe man nur die Vorgaben des Bebauungsplans in eine Projektskizze umgesetzt, um Gespräche mit dem möglichen Betreiber führen zu können. Just spricht von einem "Platzhalter". Über Form, Geschossigkeit, Farbgebung des Gebäudes sei noch zu reden; schließlich "haben wir uns verpflichtet, uns mit dem neugegründeten Beirat für Baukultur sachlich und konstruktiv auseinanderzusetzen".
Allerdings habe auch die Stadt den Kaufpreis für das Grundstück auf die maximale Geschosszahl ausgelegt, sagt René Just. Was den Betreiber angeht, sei man als Investor noch nicht festgelegt - die Welcome-Hotels-Gruppe, mit der Just das Projekt am 11. April im Stadtrat präsentierte, sei ein möglicher Partner, "der hier sehr gut passt und mit dem wir gerne weitermachen würden".
Dass die Welcome-Gruppe keinen Vertrag mit WS Gewerbebau oder einer Tochterfirma habe, war von Michael Stoschek verkündet worden. Der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung von Brose lehnt das Hotel am Anger ab und hat als Standort für ein Kongresshotel den Rosengarten ins Gespräch gebracht - eine Idee aus der Zeit, als Stoschek sich für das "Neue Innenstadtkonzept" einsetzte.
Die Idee, ein Hotel direkt ans Kongresshaus Rosengarten anzubauen, habe er auch gehabt, berichtet Wilfried Schardt. "Da wurde uns von allen gesagt: ,Das ist unmöglich, der Rosengarten ist den Coburgern heilig.‘ Die einzige Chance sei das Baufeld der ehemaligen Sporthalle." Auch René Just kann über diese Diskussion "nicht mehr schmunzeln", wie er sagt: "Das ist für mich ein richtiger Affront, wenn Herr Stoschek ins öffentliche Grün des Rosengartens einen Plattenbau stellt, der nicht genehmigungsfähig ist, und das, was am Anger genehmigungsfähig ist, als Plattenbauarchitektur bezeichnet." Im Bebauungsplan 7/11 ist der Rosengarten als Grünfläche ausgewiesen. Ein Bebauungsplan-Änderungsverfahren dauere seiner Erfahrung nach mindestens drei Jahre, sagt Schardt. Mit der Welcome-Hotels-Gruppe sei man sich einig gewesen, möglichst nicht vom Bebauungsplan abzuweichen, um das Projekt zügig realisieren zu können, sagt Schardt. Denn der Hotelbau am Anger selbst würde ebenfalls drei Jahre brauchen: Das Projekt sei noch "in einer ganz frühen Phase", derzeit gebe es weder einen Kaufvertrag noch einen Bauantrag noch eine mit einem Betreiber abgestimmte Feinplanung.