Hospiz für Coburg: Warum nicht mal frühstücken wie Queen Mum?
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Mittwoch, 07. November 2018
Wie es sich anfühlt, im Hospiz zu arbeiten, zu leben und und zu sterben, davon sprechen die Leiterin Simone Lahl, Pflegekräfte und ein Gast.
Tage wie diese: Keine Lust zum Aufstehen. Liegenbleiben, weil es so schön kuschelig unter der Decke ist. Frühstück am Bett. Das wär's doch.
"Warum nicht? Dann bleiben Sie halt heute liegen und spielen Queen Mum. Ich bringe Ihnen eine heiße Tasse Kakao, was halten Sie davon?" Petra Wachsmuth ist Altenpflegerin und erfüllt Wünsche. Die Wünsche von sterbenskranken Menschen.
Solche Morgenszenen gibt es in den Zimmern des Hospizhauses Coburg öfters. "Wer nicht aufstehen will, bleibt eben liegen. Wer nicht gleich gewaschen werden will, darf so bleiben. Und wenn einer Lust auf Stück Torte hat - obwohl er an Diabetes leidet - bekommt ein Stück Torte", sagt die 55-jährige Altenpflegerin selbstbewusst. Schließlich sind die acht Gäste - so werden die Kurzzeitbewohner im Hospiz gesehen - unheilbar krank und warten auf den Tod.
Nur vier Stunden im Hospiz
Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei 21 Tagen. Seit das Haus in Coburg im Juli eröffnet wurde, sind schon viele Menschen verstorben. "Ein Mann war nur vier Stunden da. Der längste Gast blieb 69 Tage", resummiert Simone Lahl, die das Hospiz für Coburg leitet.
Seit 30 Jahren macht Petra Wachsmuth ihren Job. Die Entscheidung im Frühjahr diesen Jahres von einem Alten- und Pflegeheim ins Hospiz nach Coburg zu wechseln, hat sie keine Minute bereut. "Ich wollte immer so arbeiten, dass ich abends in den Spiegel schauen kann und mir sagen: Das hast Du heute gut gemacht. Hier kann ich das!", erzählt sie. "Ohne Zeitdruck und ohne irgendwelche Prüfungsinstanzen", fügt sie hinzu.
Der große Unterschied zur Arbeit in den Alten- und Pflegeheimen liegt in dem Versorgungsschlüssel. Im Hospizhaus kümmern sich 17 Pflegefachkräfte, vier Hauswirtschafterinnen und eine Sozialpädagogin um acht Gäste. Außerdem kommen noch regelmäßig ehrenamtliche Mitarbeiter des Hospizvereins und die Besuchshunde vom ASB. Im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse und die verbliebene Lebensqualität der Menschen.
"Dass bei uns exklusiver oder schöner gestorben wird", möchte Simone Lahl jedoch so nicht stehen lassen. "Solche Behauptungen schüren die Neiddebatte und stimmen einfach nicht", betont die Leiterin, die selbst viele Jahre im benachbarten Pflegeheim St. Josef gearbeitet hat.