Hohe Schule des Chorgesangs in der Coburger Johanneskirche
Autor: Gerhard Deutschmann
Coburg, Montag, 17. November 2014
Für ihr Coburg-Debüt vor zahlreichen Zuhörern in der Johanneskirche auf der Hut hat sich die "Kleine Kantorey" aus Kronach unter Leitung von Burkhart M. Schürmann ein höchst anspruchsvolles Programm erarbeitet.
Manchmal gibt es musikalische Sternstunden. Eine solche erlebten die zahlreichen Zuhörer, welche zum Gastkonzert der "Kleinen Kantorey" der Berufsfachschule Kronach in die Johanneskirche gekommen waren. Eigentlich ist es ja keine "kleine" Kantorei, sondern eher eine große, da in Frauen- und Männerstimmen stark besetzt.
Wunderbar homogener Klang
Die überwiegend jungen Stimmen beeindruckten mit wunderbar homogenem Klang, Intonationsreinheit und sicherer Bewältigung anspruchsvollster Chorwerke von der Renaissance bis zur Moderne. Dies ist in hohem Maße natürlich zurück zu führen auf die effektive Schulung durch den erfahrenen, bei namhaften Fachleuten ausgebildeten Chorleiter Burkhart M.
Schürmann, der mit klarer, nie exaltierter Zeichengebung ein Höchstmaß an Präzision und differenzierter dynamischer Gestaltung erreichte.
Den zwei Chorblöcken standen zwei instrumentale Programmteile gegenüber, die von dem Fagottisten Markus Werner und der Coburger Harfenistin Anna-Maria Frankenberger bestritten wurden. Zu Beginn musizierten sie in bester Harmonie und mit überlegenem Können eine Sonata da chiesa in a von Antonio Vivaldi.
Prächtige Klangentfaltung
Die geschmeidige Tonbildung von Markus Werner und das griffsichere Spiel von Anna-Maria Frankenberger kam später noch einmal zu bester Geltung, als sie drei kurze impressionistische Werke von Robert Ronnes, Henri Sauguet und Arthur Frackenpohl gefühlvoll gestalteten. Ein ausdrucksvolles Solo für die Harfe gab es dann noch mit einem Adagio von Carl Philipp Emanuel Bach.
Die "Kleine Kantorey" begann mit vier Hohelied-Vertonungen alter Meister, unter denen sich auch der Coburger Hofkapellmeister Melchior Franck mit "Du bist aller Dinge schön" einfand. Schon hier bestach der Chor durch deutliche Textartikulation und ausdrucksvolle Gestaltung der gelegentlich mit doppelchöriger Wirkung aufwartenden Werke von Michael Praetorius und Thomas Tomkins. Ebenso sicher und mit prächtiger Klangentfaltung gerieten das Kyrie und Sanctus von Kenneth Leighton in erweiterter Tonalität.
Ausdrucksvolle Fagottlinien
Das anspruchsvollste Werk stand am Ende auf dem Programm: "Parapraxis" für Fagott, Sopran und gemischten Chor von Stephen Frost. In den drei Teilen werden lateinische und englische Texte teilweise simultan in einer anspruchsvollen modernen Tonsprache verarbeitet, wobei sich ausdrucksvolle Fagottlinien durch das Werk zogen und auch dem leuchtenden, klaren Sopran von Eva Friedrich wirkungsvolle Solostellen zugedacht waren. Der Chor wartete mit einer ungeheuren dynamischen Palette vom Pianissimo bis zum Fortissimo auf, wobei die Chorstimmen bis zur Achtstimmigkeit ausgeweitet waren.
Das in dieser ausgefallenen Besetzung wohl einmalige Werk endete höchst eindrucksvoll mit einem unter die Haut gehenden "Amen". Nach begeistertem Beifall gab es noch eine interessante Zugabe aus der Hand des Chorleiters, der eigens für dieses Konzert den Bach-Choral "Der Tag ist nun vergangen" mit romantischen Umspielungen durch Harfe und Fagott versehen hatte.