Druckartikel: Hochzeit im Coburger Herzogshaus

Hochzeit im Coburger Herzogshaus


Autor: Simone Bastian

Coburg, Freitag, 29. Juni 2018

Stephanie Prinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha und ihr Verlobter Jan Stahl heiraten am 5. Juli in Gotha.
Ein strahlendes Paar: Stephanie Prinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha und Jan Stahl wollen am 5. Juli heiraten. Foto: Simone Bastian


Den Heiratsantrag machte Jan Stahl bei Sonnenuntergang an einem lauen Frühlingsabend. "Am 16. März 2017", erinnert sich Stephanie von Sachsen-Coburg und Gotha. Beide gingen bei Schloss Callenberg spazieren, und im Rosengarten fragte er sie, ob sie ihn heiraten wolle. Während sie von jenem Tag erzählen, leuchten ihre Gesichter.

Zuvor hatte Jan Stahl ganz formell bei Andreas Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha um die Hand der Tochter angehalten. "Das war mir ein tiefes inneres Bedürfnis", sagt der Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieur mit Doktortitel, der in München arbeitet. Prinz Andreas, dem Brautvater, war es auch vorbehalten, im Familienkreis die Verlobung zu verkünden. Er tat dies an seinem 74. Geburtstag, am 21. März 2017.

Nun, gut 15 Monate später, wird geheiratet. Die standesamtliche Trauung wird am Donnerstag, 5. Juli, in Gotha stattfinden. Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) persönlich wird die Eheschließung im Thronsaal von Schloss Friedenstein vornehmen. Für Gotha ist das die erste "Fürstenhochzeit" nach 201 Jahren, auch wenn das Haus von Sachsen-Coburg und Gotha seit 1918 nicht mehr regiert. Aber die Hochzeit im Jahr 1817 von Prinzessin Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg und Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld begründete das Haus Sachsen-Coburg und Gotha - und es war die letzte Hochzeit der Familie in Thüringen. Es war Prinz Andreas' Idee, dass die Hochzeit in Gotha stattfinden sollte.


Gemeinsame Freunde

Der standesamtlichen soll nächstes Jahr eine kirchliche Trauung folgen, und die wird dann in Coburg stattfinden. Dann wird auch in einem etwas größerem Gästekreis gefeiert werden, verrät das Brautpaar. Die Einladungen werden gerade ausgesandt. Zur engeren Verwandtschaft gehört immerhin das schwedische Königshaus: König Carl XVI. Gustaf ist ein Sohn von Prinzessin Sybilla von Sachsen-Coburg und Gotha, Prinz Andreas' Tante.

Nach der Trauung in Gotha soll es einen Empfang im Schlosshof geben, auch eine Kutschfahrt ist geplant. Danach wird im kleinen privaten Kreis gefeiert. Gut möglich, dass auch Karl-Emich Prinz zu Leiningen und Isabelle Prinzessin zu Leiningen dabei sein werden: Bei der Geburtstagsfeier von Prinzessin Isabelle vor drei Jahren haben Prinzessin Stephanie und Jan Stahl sich kennengelernt, denn beide sind mit Leiningens befreundet.

Das war am 5. Juli 2015. "Keine 24 Stunden später" habe sie ihn angerufen, erzählen beide, und keinen weiteren Tag später kam er nach Coburg gefahren. Es funkte, und beide entdeckten rasch ihre gemeinsamen Interessen: Tiere, Natur, die Jagd. Jan Stahl stammt aus Schleswig-Holstein, wuchs in der Landwirtschaft mit Pferdezucht auf. Schon bevor er Prinzessin Stephanie kennenlernte, hatte er sich einen alten kleinen Bauernhof in Niederbayern gekauft, um einen Ausgleich für den Job in München zu haben.


Zwei Wohnsitze

Seit drei Jahren planen sie nun gemeinsam, wie sie das Anwesen weiter herrichten. Wohnen wollen sie sowohl in Coburg als auch in Niederbayern - "es ist beides schön", sagt Prinzessin Stephanie. Unter der Woche wird Jan Stahl weiterhin in München sein.

Für beide ist es die erste Ehe - fast so, als hätten sie aufeinander gewartet. Sie hätten sich schon 2006 kennenlernen können, vermutet Prinzessin Stephanie. Schon damals waren sie beide zur gleichen Feier eingeladen. Aber da war die Zeit wohl einfach noch nicht gekommen.

Hintergrund: Die Familie von Sachsen-Coburg und Gotha
Herkunft Das Haus Sachsen-Coburg und Gotha gehört zum ernestinischen Zweig des Hauses Sachsen, der seit 1485 im Gebiet des heutigen Thüringen regierte. Infolge der Reformationskriege verlor der ernestinische Zweig der Familie die Kurwürde, die an die albertinische Linie (in Sachsen) überging.

Gründung Die Ernestiner regierten über mehrere kleine Herzogtümer in Thüringen in wechselnden Konstellationen. Nachdem das Haus Sachsen-Gotha-Altenburg in der männlichen Linie ausgestorben war, wurden 1826 die Ernestinischen Herzogtümer neu aufgeteilt. Damals wurde das Doppelherzogtum Sachsen-Coburg und Gotha gegründet.

Dynastie Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha (1818 bis 1893) hatte keine legitimen Nachkommen. Deshalb gelangte 1893 Alfred Herzog von Edinburgh, der zweite Sohn von Queen Victoria und Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, auf den Thron von Coburg und Gotha. Nachdem dessen Sohn und Nachfolger 1899 gestorben war, wurde erneut ein englischer Prinz für das Herzogtum bestimmt. Das war Herzog Carl Eduard, Enkel von Albert und Victoria und Urgroßvater von Prinzessin Stephanie.

Heute Andreas Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (*1943) ist der älteste Sohn von Prinz Friedrich Josias, dem jüngsten Sohn von Carl Eduard. Andreas wuchs in den USA auf und lebt mit seiner Familie seit 1975 in Coburg. Er belebte die verwandtschaftlichen Beziehungen wieder: Das Haus Sachsen-Coburg und Gotha ist mit zahlreichen Adelshäusern verwandt. Besonders enge Beziehungen bestehen nach Schweden. Prinz Andreas und Prinzessin Carin haben drei Kinder: Stephanie (*1972), Erbprinz Hubertus (*1975) und Prinz Alexander (*1977). Erbprinz Hubertus heiratete 2009 und hat inzwischen drei Kinder.