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Hochschule Coburg will fremdgehen


Autor: Simone Bastian

Coburg, Donnerstag, 21. April 2016

Coburg will sich als Standort des Digitalen Gründerzentrums in Oberfranken bewerben. Doch es fehlt eine wichtige Voraussetzung.
Die ehemalige Stückguthalle am Güterbahnhof könnte das erste Quartier des Digitalen Gründerzentrums werden - vorausgesetzt, die Coburger Bewerbung hat Erfolg. Foto: Simone Bastian


Stephan Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und verantwortlich für die Bewerbung, informierte am Donnerstag den Stadtrat über den Sachstand. Demnach soll das Gründerzentrum zunächst in der alten Pakethalle am Güterbahnhof unterkommen und dann in einen Neubau umziehen - immer vorausgesetzt, Coburg erhält den Zuschlag.

Da gibt es Hindernisse: Bamberg gilt als gesetzt, Hof hat gewisse Zusagen erhalten. Coburg erfülle fast alle Anforderungen, sagte Hans Michelbach (CSU): Die lokale Wirtschaft unterstütze das Projekt, Stadt und Landkreis sowieso, ein Netzwerk sei geknüpft, das Konzept realisierbar und wirtschaftlich.

Was aber fehle, sei die ausdrückliche Unterstützung der Hochschule.

Das bestätigte Hochschulpräsident Michael Pötzl dem Tageblatt am Donnerstag auf Anfrage per E-Mail aus Thailand: "Ich mache mich seit Dezember (!) für einen gemeinsamen Coburg-Kronacher Antrag stark. Alles andere ist Unsinn! Und zwar weil es strategisch und inhaltlich klug wäre, Kräfte zu bündeln, um mindestens drei anderen Anträgen aus Oberfranken Paroli bieten zu können. Das hat Coburg und nicht Kronach (!) abgelehnt. Herzogtümelei ist das, aber kein Weitblick."
Ob die Hochschule Coburg unterstütze, hänge "einzig und allein vom Konzept und der Erfolgswahrscheinlichkeit ab. Sie sollte deutlich über 50 Prozent liegen", schreibt Pötzl. Er nennt den bisherigen Prozess, wie der Coburger Antrag erarbeitet wurde, "suboptimal". "Wir wissen auch bis heute leider nichts Inhaltliches und es gibt ganz unterschiedliche Aussagen aus den Coburger Unternehmen, mit denen wir in Kontakt sind. In Kronach werden wir uns sehr wahrscheinlich beteiligen, weil dort mit dem Innovationszentrum Kronach und unserem Studiengang ZukunftsDesign bereits gut vorgearbeitet wurde."

Stephan Horn zeichnete im Stadtrat ein anderes Bild: Die Coburger Wirtschaft sei an einer Mitarbeit sehr interessiert und wolle das jetzt schon geknüpfte Netzwerk auf jeden Fall beibehalten. Es sei auch grundsätzlich eine Zusammenarbeit mit Kronach vereinbart, doch nicht bei der Bewerbung, die bis 13. Mai eingereicht sein muss. Auch würden etliche Professoren der Hochschule die Coburger Bewerbung unterstützen; eine Mitarbeiterin der Hochschule Coburg habe auch an den Vorbereitungsworkshops für die Bewerbung teilgenommen.

Friedrich Herdan (CSU), seines Zeichens IHK-Präsident, sah grundsätzlich unterschiedliche Interessen in Coburg und Kronach: "Man möchte dort einen Innovationscampus schaffen und sieht die Eingliederung des Digitalen Gründungszentrums als gute Basis, um zu starten." In Coburg stehen Herdan zufolge mindestens 60 Unternehmen hinter der Bewerbung. Der Stadtrat nun auch.