Hochschule Coburg lockt mit Klängen der Zukunft
Autor: Jochen Berger
Coburg, Montag, 06. Mai 2019
Wie der Komponist Klaus Ospald als "Composer in Residence" das Strömungslabor der Hochschule Coburg in einen ganz besonderen Konzertsaal verwandeln will.
Musik hat schon viele Räume in Klangräume verwandelt. Sie hat Menschen in geweihten Kirchen und profanen Konzertsälen ebenso in Bann gezogen wie in geschichtsträchtigen Rathaussälen oder ehemaligen Pakethallen. Aber Musik in einem Strömungslabor?
Das klingt nach einem ebenso schwierigen wie interessanten Experiment. Genau diesen Versuch unternimmt die Hochschule Coburg mit einem ehrgeizigen Projekt. Verteilt auf gut zwei Wochen sollen in mehreren Workshops und zwei Konzerten an ungewöhnlichem Ort musikalische Klänge hörbar gemacht und zugleich durchleuchtet werden.
"Die Hochschule Coburg versteht sich als ,Plattform, auf der sich Region und Welt forschend, wirtschaftlich und kulturell begegnen"", schreibt Hochschul-Präsident in ihrem Grußwort des mehr als 90 Seiten umfassenden Programmheft zur Reihe "Sounds der Zukunft". Experimentelles Hören und elektronische Klangerzeugung stehen im Zentrum - freilich nicht nur als abstraktes Thema, sondern ganz konkret in Person des Komponisten Klaus Ospald. Als "Composer in Residence" begibt sich der Würzburger Komponist in die schier unermesslich weitere Welt musikalischer Klänge - zwischen klassischer Form beispielsweise in Gestalt eines Klaviertrios und elektronischer Klangregie.
Im ersten Konzert werde auf rein akustische Weise der Weg von der Romantik über Schönberg bis in die Gegenwart zum Klingen gebracht, erläutert Ospald. Besonders spannend und aufwendig wird das zweite Konzert, das ausschließlich Ospald gewidmet ist. Denn in diesem Konzert werden die Zuhörer das Zusammenwirken von akustisch hervorgebrachten Klängen und Live-Elektronik erleben. "Wir arbeiten nicht mit gesampelten Klängen", betont Ospald.Das Ensemble Experimental spielt unter der Leitung von Peter Tilling, der vor einigen Jahren kurzzeitig als Erster Kapellmeister am Landestheater Coburg engagiert war.
Der Komponist Klaus Ospald ist in Coburg kein Unbekannter. Schließlich wurde vor knapp drei Jahren ein Werk Ospald bei einem Sinfoniekonzert des Landestheaters in der Morizkirche uraufgeführt - seine Vertonung des Rückert-Gedichts "Ungefroren ist die Erde" aus den Kindertotenliedern.
Ehrgeiziges Projekt
Ganz bewusst wendet sich die Veranstaltungsreihe nicht vorrangig an eine "musikwissenschaftlich ausgerichtete Zuhörerschaft", sondern an "interessierte Bürger und Studierende der Hochschule. Als Vizepräsident der Hochschule hebt Michael Lichtlein den interdisziplinären Ansatz der Veranstaltungsreihe ebenso hervor wie Christian Holtorf vom Wissenschafts- und Kulturzentrum der Hochschule.
Und Philipp Epple, der das Strömungslabor für die beiden Konzerte erstmals öffentlich zugänglich macht, sieht durchaus mancherlei Berührungspunkte zwischen Kunst und Ingenieurswissenschaft: "Auch Maschinen erzeugen Geräusche, die in Einzelfrequenzen zerlegt werden können.