Hochschule Coburg fühlt sich abgehängt
Autor: Simone Bastian
Coburg, Montag, 02. November 2015
Der SÜC-Verkehrsbetrieb sucht mit Hilfe einer Fahrgastbefragung nach Schwachstellen im Coburger Busnetz. Hochschulpräsident Michael Pötzl nennt schon mal drei.
Stell dir vor, es fährt ein Bus, und keiner steigt ein. Damit es nicht so weit kommt, hat der Verkehrsbetrieb der SÜC eine Fragenbogenkampagneim Internet gestartet. Da geht es zum einen um die "Qualität" des Busangebots, zum anderen um die Frage, ob die Buslinienführung noch dem Bedarf entspricht. Denn auch der kann sich ändern. Raimund Angermüller, Chef des Verkehrsbetriebs, spricht von Änderungen bei den Wohnstandorten, der demografischen Entwicklung.
Deshalb fragen die SÜC in ihrem Fragebogen gezielt nach, ob irgendwo Bedarf für neue Linien gesehen wird oder ob bestimmte Wohngebiete besser angebunden werden sollten. Dass der Bus irgendwo hält, ist ein aber nur ein Kriterium. Das zweite ist, wohin man von dort aus kommt.
Schleife durchs Demo
Zwar halten die Linienbusse sowohl am Campus Friedrich-Streib-Straße als auch am Hofbrauhaus (Campus Design) und fahren von dort aus zur Stadtmitte. Aber genau das sei das Problem, sagt Pötzl: "Die Fahrt vom Campus Design an den Hauptstandort dauert zu lang." Die Linie 3 braucht sechs Minuten vom Hofbrauhaus bis zum ZOB, dort heißt es zehn Minuten warten, bis ein Bus der Linie 7 nach Scheuerfeld kommt. Der hält aber in Richtung Scheuerfeld nur in der Erfurter Straße, und am Nachmittag fährt er vorher noch eine Schleife durchs Demo, so dass dann die Fahrt vom ZOB zur Erfurter Straße allein 14 Minuten dauert. Und: Die Ankunfts- und Abfahrtszeiten seien für die Studierenden ungünstig, sagt Pötzl. "Die wollen nicht nach der Vorlesung noch eine halbe Stunde auf den Bus warten." Dabei ist die Busfahrt für die Studierenden sozusagen im Preis inbegriffen: Jeder Student muss in Coburg einen Semsterbeitrag von 87,53 Euro zahlen. Dafür kann er dann den Stadtbus in Coburg, die OVF-Busse in der Region bis Bamberg sowie die Regionalbahnlinien bis Sonneberg, Bad Rodach, Lichtenfels und Bamberg nutzen. Für den Betrag, den die SÜC aus dem Semesterticket erhalten, könnten sie den Studierenden durchaus ein besseres Angebot machen, findet Pötzl.
Allein: Von den Studierenden scheint diese Anforderung bislang nicht zu kommen. Raimund Angermüller bestätigt zwar, dass die Hochschule und die SÜC miteinander im Gespräch seien wegen der Stadtbusanbindung. "Wir haben natürlich Verständnis dafür, dass die Hochschule eine vernünftige Anbindung will und braucht." Allerdings müsse er das gesamte Liniennetz und die Interessen aller Fahrgäste im Blick behalten, sagt Angermüller. "Eine normale Linienbusanbindung kann das Problem der Hochschule nicht lösen." Das findet im Prinzip auch Professor Pötzl, der eine "Campus-Linie" ins Gespräch bringt, zumindest zu den Stoßzeiten, wenn viele Studierende zur Hochschule wollen oder wieder weg. Pötzl denkt an einen Bus, der die Standorte miteinander und mit der Innenstadt verbindet, "denn dort wohnen ja viele".
Zahlen müssen her
Aber, und da sind sich Pötzl und Angermüller unabhängig voneinander einig: Um neue Buslinien oder -Verknüpfungen zu planen, braucht es verlässliche Zahlen.
Deshalb lässt der SÜC Verkehrsbetrieb parallel zur Umfrage auch Fahrgastzählungen machen. Erste Ergebnisse aus der Datenerhebung sollen im Jahr 2016 vorliegen, sagt Angermüller. Ob dann das Liniennetz grundlegend geändert oder nur ein bisschen optimiert werden muss, wird sich erst noch zeigen - und wird, so Angermüller, auch mit Interessengruppen wie dem Seniorenbeirat diskutiert.Michael Pötzl geht es mit seiner Forderung auch darum, den Autoverkehr zur Hochschule zu verringern, "nicht nur wegen der Baustelle", wie er betont. Weil ein Parkdeck errichtet wird, ist der Studentenparkplatz derzeit zum großen Teil gesperrt. Es müssen auch nicht unbedingt Busse sein, um die Studierenden zum Umsteigen zu bewegen, meint er: "Die SÜC als Verkehrs- und Energieunternehmen könnten doch ein Student-E-Bike-Angebot machen. Damit käme man auch den Berg hoch. Das würde Entlastung bringen und ein Signal setzen."