Druckartikel: Hoch oben blühen die Orchideen in Höhn bei Neustadt

Hoch oben blühen die Orchideen in Höhn bei Neustadt


Autor: Rainer Lutz

Neustadt bei Coburg, Donnerstag, 06. Juni 2013

Ausgerechnet oben bei den Bergdörfern hat sich ein kleines Moor erhalten.
Am Rand eines kleinen Moorgebietes bei Höhn wächst in diesem Jahr das Knabenkraut üppig. Foto: Rainer Lutz


Die Fläche im Grünland gleich hinter dem Ortsausgang von Höhn, in Richtung Weimersdorf, fällt schon auf den erste Blick auf. In der leichten Mulde wachsen Seggen und dazwischen gibt es weiße Tupfen von Wollgras.

Gerade heben sich aber auch noch violette Flecken ab, die sich bei genauerer Betrachtung als Orchideen herausstellen. "Gerade heuer wächst das breitblättrige Knabenkraut hier mit erfreulich vielen Exemplaren", erklärt dazu Frank Reißenweber, der als Biologe am Landratsamt für Arten- und Bio topschutz zuständig ist.

Die lange Nässe scheint den seltenen Knabenkräutern nicht schlecht bekommen zu sein. Die Fläche, an deren Rand sie stehen, ist eine Seltenheit im Coburger Land. Ausgerechnet hier oben auf den Bergdörfern hat sich ein Flachmoor gebildet.

Es ist nicht so groß, wie das Niedermoor bei Rottenbach, aber in seiner Einzigartigkeit dennoch bedeutend, sagt Frank Reißenweber.

In einer solchen Höhenlage im Vorland des Thüringer Waldes würde ohne das Moor kaum eine Pflanze wie das Sumpfblutauge, Blutwurz oder Wollgras zu finden sein oder die seltene Sumpfschrecke vorkommen. Besonders freut Frank Reißenweber aber der vergleichsweise üppige Bestand des Knabenkrautes, sind Orchideen doch recht empfindliche Pflanzen.

Mehr als andere Pflanzen sind Orchideen auf eine Lebensgemeinschaft mit Pilzen angewiesen. Die Orchidee liefert dem Partner Kohlenhydrate (Zucker) aus der Photosynthese. Davon ist der Pilz abhängig, weil er selbst keine Photosynthese hat, also auch keinen Zucker herstellen kann. Er revanchiert sich, indem er der Pflanze Substrate abgibt, die er mit seinem ungeheuer feinen Wurzelwerk aus dem Boden holte, wo die Orchidee längst aufgeben muss. Stirbt der Pilz aufgrund äußerer Einwirkung ab, ist es auch um die Orchidee geschehen. Stirbt der Pilz, geht auch die Pflanze ein. Extreme Witterung oder Bodenzerstörungen, können daher erheblichen Schaden anrichten. Daher ist das kleine Flachmoor streng geschützt. Es darf nicht betreten werden und schon gar nicht befahren.

Im Coburger Land spielen Moore keine große Rolle, was ihre Fläche angeht. Auch auf den gesamten Freistaat Bayern gerechnet ist das so. "Nur vier bis fünf Prozent der Fläche in Bayern sind mit Moorböden bedeckt", so Reißenweber. "Trotzdem binden sie rund 20 Prozent des Kohlenstoffs, der in den Böden des Freistaats steckt." Damit sind Moore in dieser Hinsicht effektiver als Wald. Auch als Wasserspeicher ist das Moor unübertroffen. Es kann durch die Aufnahme von Wasser sein Volumen auf das Siebenfache vergrößern. "Moore sind damit besser als Seen, weil sie mitwachsen können", so der Biologe.

Doch Moore kamen früher immer wieder dem Menschen in die Quere, der sie trockenlegte oder durch Torfstechen ausbeutete. So blieben nur Reste übrig. Dass diese besonders gut geschützt werden ist für Frank Reißenweber eklatant wichtig. Nur so können bestimmte seltene Pflanzen und Tiergesellschaften erhalten werden.
Die Moorflächen zu erhalten, ist also ein bedeutender Beitrag zur Sicherung der Artenvielfalt in unserer Region, unterstreicht der Biologe.