Hingebungsvolles Musizieren für Felix Draeseke
Autor: Gerhard Deutschmann
Coburg, Montag, 24. Juni 2013
Die Internationale Draeseke Gesellschaft (IDG) kümmert sich um das Lebenswerk des 1835 in Coburg geborenen und 1913 in Dresden gestorbenen Komponisten Felix Draeseke. Alljährlich hält sie in seiner Geburtsstadt ihre Hauptversammlung ab und stellt Kammermusikwerke ihres Protagonisten konzertant vor.
Ein besonderer Anlass war in diesem Jahr der 100. Todestag des Tonschöpfers, dem deshalb der größte Teil des Programms gewidmet war. Die Professoren Barbara Thiem (Violoncello) und Wolfgang Müller-Steinbach (Klavier) brachten im Kunstverein die Ballade op. 7 sowie die Sonate Nr. 2 von Draeseke zum Vortrag, zwischen denen die letzte der fünf Cellosonaten von Ludwig van Beethoven erklang. Die gediegenen Darbietungen, die reichen Beifall erhielten, hätten einen weitaus besseren Besuch verdient - wiederum ein Beweis für die Richtigkeit des Sprichworts "Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande".
Ausdrucksvolles Frühwerk
In drei Teile (düster - heller - verlöschend) gliedert sich das Frühwerk der Ballade, die Barbara Thiem mit ausdrucksvollem, farbenreichem Ton, sicherem Lagenspiel und temperamentvoller Gestaltung darbot, getragen von der bei Draeseke gewohnt dichten Klavierbegleitung, die bei dem technisch überlegenen und dynamisch sorgsam mitgestaltenden Wolfgang Müller-Steinbach in besten Händen lag.
Eindringliche Gestaltung
Nahtloses Zusammenspiel und eindringliche Gestaltung erlebte man auch Beethovens Sonate D-Dur op. 109/2 mit ihrem energischen Kopfsatz, dem eindringlich-kantablen Adagio und der lustigen Schlussfuge, die kühn und kompromisslos die kontrapunktischen Fähigkeiten ihres Schöpfers demonstriert.
Urauffführung stand im Zentrum
Hauptwerk war die Uraufführung einer von Müller-Steinbach vorgenommenen Bearbeitung der Sonate für Viola alta und Klavier aus dem Jahr 1892 als 2. Sonate c-Moll für Violoncello und Klavier, ein gewichtiges, dreisätziges Werk von beträchtlicher Länge, das sicher ohne diese Transkription ein Schattendasein fristen müsste, da das ursprüngliche Instrument aus der Mode gekommen ist.
Beide Interpreten setzten sich hingebungsvoll und kompetent für das mit schönen Einfällen aufwartende Werk ein und brachten es zu nachdrücklicher Wiedergabe.
Nach anhaltendem Beifall erklang noch das ebenfalls von Müller-Steinbach bearbeitete "Schilflied" op. 71 Nr. 4 des anderen "Felix" (Mendelssohn-Bartholdy) als Zugabe.