Druckartikel: Hilfe, das Coburger Spitaltor wird grün!

Hilfe, das Coburger Spitaltor wird grün!


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Freitag, 31. Mai 2013

Nein, das hat leider nichts mit den Designtagen zu tun: Auf der "Wetterseite" verfärbt sich der Turm zusehends - und sogar eine Birke fühlt sich dort recht wohl.
Algen und Moos gedeihen auf der zum Steinweg gerichteten Seite des Spitaltors bestens. Links ist auch die Birke zu sehen. Fotos: Oliver Schmidt


Das Ketschentor wird derzeit abends in tolle Lichter getaucht - die Designtage machen's möglich, und viele Coburger haben das bereits bewundert. Verglichen damit, führt das Spitaltor zurzeit eher ein Schattendasein. Schlimmer noch: Auf der "schattigen Seite" nimmt das Bauwerk so nach und nach eine ganz neue Farbe an, und zwar ganz ohne Zutun des Menschen. Das Tor wird grün!

Während auf der "Sonnenseite" in Richtung Spitalgasse alles in Ordnung scheint, sprießen auf der "Wetterseite" zum Steinweg hin die Algen und das Moos. Harald Rei ßenweber, beim Coburger Hochbauamt für den Bereich Bauunterhalt zuständig, muss seufzen, als er vom Tageblatt auf die Problematik angesprochen wird.

"Ja, da müssen wir mal wieder eine Aktion machen und die Fassade ordentlich abstrahlen!"

Doch davon abgesehen, dass die "Begrünung" auf dieser Bauwerksseite aufgrund der Lage immer wieder kommen werde: "Auf die Standfestigkeit des Turms beziehungsweise die Stabilität des Mauerwerks hat das keinerlei Auswirkungen." Dies werde ohnehin regelmäßig überprüft, wie Reißenweber erklärt. Daran kann auch ein weiteres "Grün" nichts ändern, das es am Spitaltor zu bewundern gibt: In luftiger Höhe wächst eine Birke aus dem Mauerwerk! "Die ist ja fast schon historisch", sagt Harald Reißenweber und muss lachen. Er schätzt, dass es sich der kleine Baum dort schon seit etwa 20 Jahren gemütlich gemacht hat und jedes Jahr ein paar Zentimeter wächst.

Auch andere Türme im Visier

"Bei der Mörtelfüllung zwischen den Steinen handelt es sich um ein Gemisch aus Sand und Kalk", erklärt der Bauexperte, "gebrannter Kalk von der Sennigshöhe!" Dieses durchaus lockere Gemisch mache es möglich, dass sich die Wurzeln der Birke darin festkrallen.

Während das Spitaltor also demnächst zumindest mal wieder kräftig gereinigt und vorübergehend etwas vom Grün befreit wird, stehen für das Ketschentor in diesem Jahr noch umfangreichere Sanierungsmaßnahmen an. "Das Dach muss erneuert werden", erklärt Harald Reißenweber. Zudem bestehe am Judentor Handlungsbedarf am Zifferblatt der Uhr - ob da noch in diesem Jahr eine Erneuerung machbar ist, stehe allerdings nicht fest, so Harald Reißenweber.

Entlang Coburgs ehemaliger Stadtmauern - es gab sowohl eine innere als auch eine äußere - gab es früher zahlreiche Tore. Von den vier inneren existieren heute nur noch das Spital- und das Judentor, von den äußeren lediglich noch das Ketschentor.