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Hightech mit Stahl und Beton für den ICE im Coburger Land


Autor: Berthold Köhler

Oberwohlsbach, Freitag, 06. Juni 2014

Im nördlichen Abschnitt der ICE-Trasse liegen schon die ersten Gleise auf den Fahrbahnplatten. Was diesen Abschnitt der Arbeiten betrifft, achtet die Bauüberwachung auf höchste Qualität bei der Ausführung.
Der Baustellenschmutz und der Flugrost müssen noch weg - aber im Prinzip sind sie einsatzbereit: Die ersten Schienen, die auf der ICE-Neubaustrecke das Coburger Land erreicht haben. Foto: Berthold Köhler


Wenn es um die Aussicht geht, hat Mario Pankow einen beneidenswerten Arbeitsplatz. Er sitzt in der Steuerzentrale des Betonmischwerkes hoch droben über Rödental und muss nur den Kopf ein bisschen heben, um im Südosten die Coburger Veste thronen zu sehen. Aber dafür hat er nur sehr selten Zeit. "An Stoßtagen haben wir es hier mit bis 200 Lastwagen zu tun", erklärt Pankow, während er an einem Computerbildschirm Silo-Füllstände und sonstige technische Daten kontrolliert.

Das große mobile Mischwerk oberhalb des Reitersberg-Tunnels ist momentan so etwas wie das Herz für die Arbeiten entlang der ICE-Neubaustrecke im Coburger Land. Dort wird in zwei Schichten von 6 bis 22 Uhr an sechs Tagen die Woche der Beton produziert, aus dem die Fahrbahn der künftigen Hochgeschwindigkeitsstrecke besteht.

Wenn Pankow überschlägt, dass er in den vergangenen Jahren rund eine Million Kubikmeter Beton für den Fahrbahnbau gemischt hat, rechnet Frank Kniestedt (Pressesprecher der Deutschen Bahn für die Neubaustrecke) mit einem anerkennenden Nicken nach: "Nicht schlecht - das sind rund zweieinhalb Millionen Tonnen."

Verbaut wird der Beton derzeit unter anderen auch nur ein paar Hundert Meter unterhalb von Pankows Leitstand. Dort sind die Bautrupps dabei, die Fahrbahn zwischen Dörfles-Esbach und der in Bahnkreisen natürlich inzwischen "berühmten" So-da-Brücke herzustellen. Dort, wo später einmal die Züge aus der Coburger Einschleifung kommen sollen, liegen sogar schon die ersten Gleise und Weichenstücke.


Zwischen Südthüringen und den Eierbergen

"Auf denen wird später auch einmal der ICE fahren", erklärt Gerd Schöne von der Bauüberwachung des Abschnittes zwischen Südthüringen und den Eierbergen bei Bad Staffelstein. Natürlich müssen die Gleise, wenn denn 2017 mal der Zug fährt, noch einmal gereinigt werden - aber eigentlich ist die Strecke in Fahrtrichtung Süden schon zugtauglich.


Beton mit Gummidämpfungen

Es ist ein kompliziertes Verfahren, bis der Beton in verschiedenen Schichten auf und in die Platten mit den Gleisen und Schwellen eingebracht ist. Gerd Schöne könnte da eine halbe Stunde referieren - und der Laie wüsste immer noch nicht Bescheid. Deshalb bleibt der Bauüberwacher bei den simplen Fakten: "Diese Bauweise ist wartungsfreundlich und im Verkehr ein bisschen leiser als andere Lösungen." Das liegt auch daran, dass zwischen den verschiedenen Elementen Gummidämpfungen und selbstverdichtender Beton eingebracht werden. Und selbstverdichtender Beton, sagt Schöne mit erhobenem Zeigefinger, "ist die hohe Schule".


Lärmschutzelemente

Mit den neuen Schienen, der Weiche und den ersten Lärmschutzelementen schaut die Strecke kurz vor Rödental wirklich ganz brauchbar aus. Gerd Schöne relativiert aber diesen Eindruck: Noch "lange, lange nicht fertig" sei die Hochgeschwindigkeitsstrecke, wenn er und seine Kollegen vom Fahrbahnbau im Frühjahr weiter Richtung Süden ziehen. Alleine die technische Ausstattung sei noch ein enorm dicker Brocken. Wobei die Neugierigen entlang der Strecke zum Beispiel auf Signale und Lampen umsonst warten werden. "Auf Hochgeschwindigkeitsstrecken gibt es keine Signale mehr. Alle Informationen bekommt der Zugführer direkt auf den Bildschirm", erklärt Frank Kniestedt.


Die Augen bleiben offen

Gerd Schöne steht daneben und verfolgt die Arbeiten an der Weiche Richtung Coburg mit konzentriertem Blick. Als Bauüberwacher ist er am Ende dafür verantwortlich, dass die Neubaustrecke den Anforderungen für einen Zugverkehr mit 300 Kilometern pro Stunde entspricht. Das ist keine einfache Angelegenheit, erläutert Schöne: "Wir können hier nicht einfach mal so ein Auge zudrücken." Bei so hohen Geschwindigkeiten dürfe es nicht die geringste Ungenauigkeit geben. Das ist ein Punkt, bei dem Schöne mit Mario Pankow droben in der Mischanlage übereinstimmt. Pankow ist schon 25 Jahre in der Branche und kann Schönes Arbeit gut einschätzen.


Er jedenfalls hat noch nie so eine strenge Bauüberwachung erlebt, wie es bei der ICE-Neubaustrecke Fall ist. Deshalb ist sich Pankow bei einer, ab und an mal schlagzeilenträchtig diskutierten, Sache ganz sicher: "Diese Baustelle wird sicher kein Millionengrab." Frank Kniestedt steht daneben und grinst.