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"Helle Nächte" in Berlin: Vater-Sohn-Geschichte in toller Landschaft


Autor: Berthold Köhler

Berlin, Montag, 13. Februar 2017

Nach dem richtigungsweisenden ersten Wochenende kann man sagen : Die 67. Internationalen Filmfestspiele von Berlin sind auf einem guten Weg.
"Helle Nächte": Tristan Göbel (links) und Georg Friedrich in Thomas Arslans Film, der im Wettbewerb gezeigt wird. Foto: Schramm Film/Marco Krüger


Erstaunlicher Weise liegt das aber nicht an den mit großen Vorschusslorbeere angekündigten Filmen, sondern Produktionen aus Ländern, die man vorher nicht unbedingt auf der Rechnung hatte.


Irgendwo mittendrin im weit gespannten Wettbewerbsprogramm bewegt sich Thomas Arslans "Helle Nächte", der erste deutsche Wettbewerbsbeitrag. Mit dem Österreicher Georg Friedrich ("Nordwand") in der Hauptrolle erzählt Arslan ("Gold") eine phasenweise doch recht langatmige Vater-Sohn-Geschichte. Nach dem Tod seines Vaters reist der Bauingenieur Michael (Friedrich) nach Norwegen - begleitet von seinem pubertierenden Sohn Luis, den er schon vor Jahren samt dessen Mutter hat sitzen lassen.


"Helle Nächte", gedreht in herrlicher norwegischer Landschaft, ist gewiss kein schlechter Film. Man spürt die Mühe, die es braucht, wenn sich zwei Menschen mit so einer Vorgeschichte näher kommen wollen.


Vater-Sohn-Geschichte

Doch irgendwie fehlen dem Film die markanten Punkte, die eine Entwicklung der beiden Charaktere (mindestens genau so gut wie Friedrich: der junge Tristan Göbel als Luis) sichtbar machen. So fließen die "Hellen Nächte" letztlich zäh dahin, ehe sie - wenigstens das - mit einem kleinen Zeichen der Annäherung enden.


Blutige Konflikte

Zwei große Produktionen präsentierte die Berlinale außerhalb des Wettbewerbs. "Viceroy's House" - ein Historienfilm, der am Anspruch, ein Monumentalfilm zu werden, scheitert - schildert die politischen Hintergründe der Teilung von Indien und Pakistan nach Ende des Zweiten Weltkriegs.


Was vielen heute kaum mehr bekannt ist: Diese Teilung löste die bislang größte Flüchtlingswelle in der Menschheitsgeschichte aus, bei den ethnischen Konflikten zwischen Moslems, Hindus und Sikhs kamen Hunderttausende ums Leben. So ganz glauben sollte man dabei der Handlung der indisch-stämmigen Regisseurin Gurinder Chadha dabei allerdings nicht.


Nicht jeder Historiker ist der Meinung, dass der später bei einem IRA-Attentat getötete britische Lord Mountbatten eine derart heldenhafte Rolle in Indien spielte, wie sie ihm Chadha zuerkennt. Dennoch: Entlang einer etwas dick aufgetragenen Liebesgeschichte zwischen einem Hindu und seiner muslimischen Jugendliebe zeigt dieser Film, dass religiöse Starrsinnigkeit keine Erfindung der heutigen Zeit ist.


"Final Portait" mit dem immer grandiosen Geoffrey Rush in der Hauptrolle dreht sich um den italienischen Maler Alberto Giacometti und dessen Zeit in Paris. Ein geschwätziges Stück Kino, in dem Rush als wirrer Künstler freilich brilliert - das ist am Ende aber auch schon alles.