Heinz Zanders wundersame Bildwelten in Coburg
Autor: Jochen Berger
Coburg, Freitag, 19. Juni 2015
Wie der Kunstverein Coburg den Maler und Grafiker Heinz Zander als wichtigen Vertreter der Leipziger Schule würdigt.
Heinz Zander ist ein belesener Geschichtenerzähler. Mit ausgeprägtem Sinn für skurrile Zuspitzungen und groteske Pointen widmet sich der Maler und Grafiker der Welt der Mythen und Allegorien. "Arkadische Begebenheiten" lautet der Titel seiner Ausstellung im Pavillon des Coburger Kunstvereins. Wer freilich, angelockt von diesem Etikett, eintauchen will in eine gemalte und gezeichnete Welt idyllischen Landlebens, dürfte rasch irritiert sein.
Denn der schöne Schein ist bei Zander ein vielfach gebrochener, ein beschädigter Abglanz einer längst verlorenen Idylle. Davon erzählen schon seine sprechend gewählten, sehr anschaulichen Titel. "Quellnymphe, verwundet", hat er eine Zeichnung betitelt, "Geschwätziger Besuch eines windigen Herren" eine andere.
Heinz Zander, der auch mit Erzählungen, Romanen und Essays hervortritt, ist unverkennbar ein Vertreter der Leipziger Schule, die mit ihren Protagonisten von Werner Tübke über Wolfgang Mattheuer bis Bernhard Heisig seit vielen Jahren Heimrecht im Coburger Kunstverein genießt. Als Schüler Heisigs an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in den Jahren 1967 bis 1970 hat Zander ein künstlerisches Ausdrucksvokabular entwickelt, das keine Scheu vor Anklängen hat und dennoch ganz eigene Akzente setzt. Mit Tübke etwa verbindet ihn, ganz äußerlich betrachtet, die Virtuosität der detailreichen Gestaltung in Zeichnung und Radierung ebenso wie in seinen vor Farbigkeit geradezu ironisch leuchtenden Gemälden.
Nymphen und Faune
Zander zitiert und variiert Künstlerkollegen - von Cranach bis Raffael. Virtuos hantiert Zander mit Stil- und Motivzitaten und balanciert dabei auch bei der Farbgebung ganz bewusst bisweilen haarscharf an der Grenze zum Kitsch. Seine Bildwelten sind konkret und fantastisch zugleich.
Und immer wieder spitzt er seine Darstellungen bis zur entlarvenden Groteske zu. Nymphen und Faune, Engel und Gnome bevölkern seinen bildnerischen Kosmos, in dem sich immer wieder unvermutete Ausblicke bieten, wenn Zander mit allerlei Versatzstücken jongliert - mit Masken und mit Symbolen der Vergänglichkeit. Faszinierend zu erleben, wie dicht verwoben bei Zander die Bereiche Malerei und Grafik sind. Figuren, die er zunächst zeichnerisch entwickelt, tauchen später in seinen Gemälden auf und umgekehrt.
Zu Gast im Kunstverein Coburg
Ausstellungs-Tipp Heinz Zander "Arkadische Begebenheiten - Malerei und Grafik" (bis 23. August); Eröffnung: Samstag, 16 Uhr, Pavillon des Kunstvereins Coburg. Zur Einführung spricht Cornelia Nowak (Kuratorin Kunstmuseum Erfurt); musikalische Umrahmung: Leonhard Dering
Katalog "Heinz Zander - Arkadische Begebenheiten" (herausgegeben von der kuratierenden Galerie Thoms), zahlreiche Abbilden, zehn Euro
Heinz Zander, 1939 in Wolfen geboren, studierte von 1959 bis 1964 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Bernhard Heisig. Er war Meisterschüler von Fritz Cremer an der Akademie der Künste Berlin (1967 bis 1970) und lebt seit 1970 freischaffend in Leipzig. Er ist auch schriftstellerisch tätig (Romane, Erzählungen und Essays). Seine Werke sind in zahlreichen Museen und Sammlungen vertreten.