Heimweghelfer für die Kröten bei Fürth am Berg
Autor: Rainer Lutz
Fürth am Berg, Samstag, 20. April 2013
Amphibien überwintern im Wald und verbringen den Sommer in Tümpeln. Dazwischen liegt die viel befahrene Straße. Gut, dass es Helfer wie Gerhard Bär gibt, die den Tieren über diesen "Todesstreifen" helfen.
Lange mussten die Amphibien in diesem Winter warten, ehe die Sonne ihnen genug Wärme schenkte. Entsprechend eilig haben sie es jetzt, zu ihren Laichgewässern zu kommen. Doch zwischen der Winterwohnung im Wald und den warmen Tümpeln am Rottenbach bei Fürth am Berg treffen sie auf ein unüberwindliches Hindernis. Hier müssen sie warten.
Warten, bis Gerhard Bär und seine Helfer kommen, und sie am Fangzaun aufsammeln.
Dann geht dafür alles sehr schnell und einfach. Im Eimer der ehrenamtlichen Naturschützer schweben sie über die viel befahrene Straße und die Wiesen hinüber zum Rottenbach. Unzähligen Fröschen, Kröten und Molchen wird so das Leben gerettet. Ohne den Zaun und die Arbeit der Helfer kämen viele von ihnen nicht heil über die Fahrbahn.
Langer Winter
Heuer ist alles ein wenig anders als in den meisten Jahren. "Sonst sind sie von März bis Mai unterwegs, immer unterbrochen von Kälteperioden", erklärt der Naturfreund. In diesem Jahr bewegte sich bis Anfang April noch gar nichts. Es war einfach zu kalt für die wechselwarmen Tiere. Sie konnten sich nicht bewegen.
Auf dem Weg zum Rottenbach fällt ein weiterer Zaun auf, der auf der falschen Straßenseite zu stehen scheint. "Das ist ein Rückläufer-Zaun", erklärt Bär. Es gibt eine Reihe von Tieren, die immer wieder zurück in den Wald wollen. Diese Rückläufer sollen gestoppt werden. Biologe Frank Reißenweber vom Landratsamt Coburg hofft, dass ihre Zahl mit der Zeit sinkt. "Mit der Zeit werden es immer mehr Tiere, die auf dieser Seite geboren wurden, die wollen dann nicht wieder zurück. Aber ein paar wird es wohl immer geben."
Immer noch Verluste
Die gesamte Strecke entlang des Steinachtals können die Naturfreunde nicht überwachen. "Es werden immer noch viele Tiere überfahren", weiß Gerhard Bär, der hier seit Anfang der 80er Jahre aktiv dabei ist. Aber immerhin sind er und seine Helfer Jahr für Jahr für 3500 bis 5000 Amphibien die Rettung. Sie gelangen heil in die Tümpel, die teilweise auf Flächen liegen, die der Landkreis gekauft hat. Dort wurden vom Landschaftspflegeverband flache Mulden ausgeschoben und Biotoptümpel angelegt. Daneben plätschert der Rottenbach. In der Umgebung gibt es extensiv genutzte feuchte Wiesen, Schilfgürtel und Brachflächen. Das ganze Gebiet gehört zum Einzugsbereich des Naturschutzgroßprojektes "Das Grüne Band". "Es ist ein geradezu idealer Lebensraum für Amphibien", hält Frank Reißenweber fest.
Laichzeit hat begonnen
In den Tümpeln herrscht schon jetzt reges Getümmel. Grasfrösche und Erdkröten schwimmen zwischen großen Laichballen herum. "Die sind von den Fröschen", erklärt Frank Reißenweber. "Von den Kröten wären es lange Fäden, aber die sind meistens ein bisschen später dran. Auch wenn die große Zahl der Tiere, die am Fangzaun gesammelt werden einen anderen Eindruck erweckt: Viele Amphibienarten sind inzwischen selten geworden. War etwa der Grasfrosch früher recht häufig, so sagt Gerhard Bär: "Inzwischen ist das schon was Besonderes." Auch der Kammmolch ist rar geworden. Der Laubfrosch wurde in den vergangenen Jahren noch an seinem markanten Ruf erkannt. Am Zaun wurde er nicht mehr gefunden. Die Knoblauchkröte ist nicht mehr nachgewiesen.
Doch es sind noch immer genug Tiere unterwegs, dass sich der Einsatz von Gerhard Bär und seinen Mitstreitern lohnt. Und der versichert: "Ich mach's gern, auch wenn man mal bei schlechtem Wetter raus muss. Du hast das Gefühl, dass du gebraucht wirst." Ein gutes Gefühl, wie er findet.
Verstärkung
So gern Bär sich für die Tiere auch mal die Nacht um die Ohren schlägt, so gern hätte er noch ein bisschen Verstärkung. Je mehr Helfer mit anpacken, desto weniger wiegt die Last für den Einzelnen. "Es kommen immer mal Leute, die mithelfen wollen. Aber sich fest verpflichten, zu bestimmten Zeiten zuverlässig einen bestimmten Abschnitt zu betreuen, das wollen viele halt doch nicht", ist die Erfahrung von Gerhard Bär. Aber vielleicht meldet sich ja doch noch mal jemand.