Heeresmusikkorps hilft dem "Hospiz für Coburg"
Autor: Jochen Berger
Coburg, Mittwoch, 19. März 2014
Als musizierender Botschafter der Bundeswehr gibt das Heeresmusikkorps Veitshöchheim ein Benefizkonzert. Der Erlös geht an den Verein "Ein Hospiz für Coburg". Und als Zugabe erklingt dann auch noch der "Coburger Marsch".
Wenn Militärmusikkapellen aufmarschieren, wird es meistens richtig feierlich. Dann werden Fahnen gehisst und Bundespräsidenten mit dem Großen Zapfenstreich mehr oder minder freiwillig in den politischen Ruhestand verabschiedet. An besonderen Abenden aber kann es sogar ausnahmsweise einmal ein feierliches Ständchen vor der Amtseinführung geben, wie beim Auftritt des Heeresmusikkorps' Veitshöchheim im Kongresshaus.
Denn für Coburgs amtierenden Zweiten Bürgermeister Norbert Tessmer wird das Grußwort im Namen der Stadt gleichsam zum Test für die Zukunft - wenn er in wenigen Wochen bei ähnlichen Anlässen ganz offiziell als neuer Oberbürgermeister zum Mikrofon greifen wird.
Den "Coburger Marsch", den die Veitshöchheimer als Zugabe im Gepäck haben, wird Tessmer an diesem Abend freilich nicht mehr hören - weil er sich schon zur Pause verabschieden muss mit dem Hinweis auf eine anstehende Kirchenvorstandssitzung.
"Romeo und Julia"
Das Gastspiel des grau-schwarz uniformierten Orchesters ist bereits das sechste Benefizkonzert auf Einladung des Lions Clubs Coburg Veste. Zum dritten Mal ist der Verein "Ein Hospiz für Coburg" der Nutznießer dieses Auftritts.
Wer von Militärmusik spricht, denkt wohl zuerst an Märsche und Fanfaren, an staatstragende Zeremonien, kurz: an zackige Auftritte, bei denen die gestiefelten Hacken nicht nur in Gedanken zusammengeschlagen werden. Das freilich ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit - wie das in Veitshöchheim stationierte Heeresmusikkorps in Coburg beweist.
Denn dieses Orchester kennt sich auch im Operettengenre und in der Popmusik, im Swing und in der Filmmusik bestens aus. Wer Konzerte der Veitshöchheimer besucht, darf sich auf bunte musikalische Vielfalt freuen. Die Kenntnis davon scheint sich langsam auch in Coburg zu verbreiten. Der Festsaal im Kongresshaus ist jedenfalls gut gefüllt.
"Parade der Freundschaft"
Natürlich hat das Heeresmusikkorps auch einige Militärmärsche im Gepäck, doch die werden keineswegs betont zackig musiziert, sondern durchaus konzertant, gleichsam zivil musiziert. Denn der Mann am Dirigentenpult, Oberstleutnant Burkard Zenglein, ist ein Musiker, der den Taktstock nicht als Exerzier-Instrument missbraucht, sondern Gespür dafür hat, welche Musik symphonischen Atem erfordert und damit feine Abstufungen in Tempo und Dynamik braucht, um sich entfalten zu können.
Selbst anspruchsvolle Partituren wie Sergei Prokofiews "Romeo und Julia" hat das Heeresmusikkorps im Gepäck und beweist klangvoll, dass sich Ausschnitte aus dieser Ballettmusik auch mit einem Orchester musizieren lassen, in dem Saxofone und Klarinetten, Oboen und Flöten, Wald- und Flügelhörner, Trompeten und Posaunen den Ton angeben. Auch der Berliner Operetten-Meister Paul Lincke ist mit seinem Marsch "Folies Bergèr" vertreten.
Nach der Pause wird es stilistisch dann richtig bunt. Da gibt es zunächst eine klingende deutsch-deutsche Referenz mit dem Marsch "Parade der Freundschaft" aus der Feder von Gerhard Baumann, der einst die "Nationale Volks-Armee" der DDR versiert mit militärmusikalischem Material versorgte.
Auch den leicht melancholisch gefärbten Walzer aus der 2. Jazz-Suite von Dmitri Schostakowitsch bringen die Gäste aus Veitshöchheim stilsicher zum Klingen, bevor sie ein Medley aus George Gershwins "Porgy and Bess" in bester Big-Band-Manier servieren. Dann sorgen einige Gesangsnummern für weitere Abwechslung. Dafür legt Markus Lenhardt die Trompete beiseite und greift sehr versiert zum Mikrofon.
Das Heeresmusikkorps Veitshöchheim wird heuer übrigens bei den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Invasion der Alliierten in der Normandie musizieren.
Das passende Stück für diesen Anlass haben sie schon jetzt im Repertoire - die "Hymne an die Gefallenen" (Hymn to the Fallen) aus der Filmmusik von John Williams für Steven Spielbergs "Soldat James Ryan".
Ganz zum Schluss wird es mit der dritten Zugabe dann doch noch staatstragend - mit der im Stehen intonierten Nationalhymne.
Das Heeresmusikkorps 12 und seine Geschichte
Entstehung Das Heeresmusikkorps 12, benannt nach der ehemals in Veitshöchheim residierenden 12. Panzerdivision, wurde 1962 in Fürstenfeldbruck ursprünglich als Luftwaffenmusikkorps 5 aufgestellt. Im Zuge der aktuellen Bundeswehrreform wurde das Fränkische Musikkorps direkt dem Zentrum Militärmusik unterstellt und trägt fortan die Bezeichnung Heeresmusikkorps Veitshöchheim.
Aufgabe Die wichtigste Aufgabe des Heeresmusikkorps Veitshöchheim ist die Truppenbetreuung im In- und Ausland. Neben ungezählten Auftritten bei militärischen Zeremoniellen, wie Gelöbnissen, Appellen und dem Großen Zapfenstreich im vorwiegend Süddeutschen Raum, wurde das fränkische Militärorchester in letzter Zeit auch in Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo eingesetzt.