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Hausmessen der Polstermöbelhersteller im Landkreis Coburg


Autor: Thomas Heuchling

Coburg, Mittwoch, 02. Oktober 2013

Auf den Hausmessen zeigt sich ein gemischtes Bild der regionalen Polstermöbelhersteller. Mit der Messe sei man zufrieden, aber die Deutschen kaufen weniger Möbel.
Hinsetzen, Hinlegen, Entspannen und wieder aufstehen: Landrat Michael Busch fragt beim Besuch der Hausmessen, wie es den regionalen Polstermöbelherstellern geht. Dabei verliebt er sich auch in das ein oder andere Möbelstück, wie hier bei der Firma Willi Schillig.  Fotos: Thomas Heuchling


Zufrieden sind sie alle. Zumindest mit dem Verlauf der Hausmessen. So die einhellige Meinung der regionalen Polstermöbelhersteller nach den ersten Tagen der Hausmessen.
Eine Konjunkturumfrage der IHK zu Coburg bei den regionalen Polstermöbelherstellern kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Ein Viertel der befragten Branchenvertreter zeigt sich mit der gegenwärtigen Geschäftslage unzufrieden. Bei zwei Dritteln ist das Auftragsvolumen zurückgegangen. Die Hoffnungen auf eine Verbesserung, in den nächsten Monaten, ist bei einem Drittel gegeben.

Auch Andreas Rieger, der Geschäftsführer der Firma Pora aus Grub am Forst, zieht für die Messe eine positive Bilanz. Anders ist es bei der Konsumlaune der Menschen: "Mit dem Verlauf der Messe sind wir zufrieden. Mit dem Gesamtgeschäft nicht. Heuer war der schlechteste September seit 66 Jahren. Möbel und Autos gehen zur Zeit nicht gut.

Die Menschen geben ihr Geld lieber für Renovierungen aus."

Der Unternehmer mit dem Berliner Akzent redet im Gespräch mit Landrat Michael Busch (SPD) und Wirtschaftsförderer Martin Schmitz Klartext, wenn es um die Gründe für das Konsumverhalten der Menschen geht. "Die Leute kaufen nur noch Rabatte und keine Möbel mehr. Ich bedauere, dass der Kunde den Wert für die Ware verloren hat", sagt Rieger und führt Busch und Schmitz durch den unteren Ausstellungsraum. Hier gibt es Sofas in L-Form für einen Verkaufspreis von 999 Euro. Heißt: Rieger verkauft es an die Möbelhändler für rund die Hälfte.

Setzen, Fühlen, Aufstehen
Busch und Schmitz setzen sich auf ein Sofa, fühlen mit den Händen den Stoff, ein entspanntes Grinsen zeigt sich in ihren Gesichtern. Dann stehen sie wieder auf. "Super Sitzkomfort", sagt Busch. An der nächsten Sitzgruppe, einzeln stellbare Elemente im Stile der 60er Jahre - dass gleiche Bild. Hinsetzen, Fühlen, Entspannen und wieder aufstehen. An diesem Tag werden die beiden diese Handlung fast ritenartig wiederholen.

In der oberen Etage sind die Verkaufspreise, die später die Möbelhäuser verlangen, ungefähr doppelt so hoch. Neu sind in diesem Jahr Kissenbezüge, die optisch wie gesteppt aussehen, aber gelasert sind. Rieger beschäftigt rund 120 Mitarbeiter, die Möbel für den "normalen Geldbeutel" produzieren.

Anders sieht es da schon bei der Schillig-Gruppe in Ebersdorf aus. Edles Leder, Chromfüße und Boxspring-Technik aus der Bettenindustrie für den Sitzkomfort - hat natürlich seinen Preis. Sofas, die im Möbelhaus 3000 oder 5000 Euro kosten, sind sowohl bei Ewald Schillig, als auch bei Willi Schillig zu finden. In den Ausstellungsräumen von Ewald Schillig ist italienisch und französisch zu hören. Auch hier ist ein Phänomen zu beobachten, das Andreas Rieger in diesem Jahr besonders stark aufgefallen ist. Fast jeder der Einkäufer von den Verbänden oder Einzelfirmen hat einen Tablet-Computer dabei. Die Möbel werden fotografiert und schon beim Verlassen der Messe, kommen die ersten E-Mails mit Bestellungen.

Weniger Einzelkunden
"Der Messeverlauf ist gut, aber es kommen weniger Einzelkunden. Wer von der Herstellern sagt, dass er sensationell gut verkauft, der lügt", sagt Carsten Henning, der Geschäftsführer von Ewald Schillig. Die Möbel in seinem Geschäft tragen Namen wie Vivien oder Loulou, viele haben Funktionen, sind verstellbar mit oder ohne Motor. "Fernsehsessel gehen gerade gigantisch", sagt Henning.

Busch und Schmitz trinken noch schnell einen Gemüsesaft und fahren zum nächsten Polstermöbelhersteller. Bei der Firma Willi Schillig führen Geschäftsführer Rolf Stammberger und Klaus Schillig durch die neuen Ausstellungsräume. "USA läuft zur Zeit hervorragend", sagt Stammberger und stellt die Lehne des Sessels in dem Busch sitzt etwas zurück. Man redet über Sitzkomfort, Lederqualität und stellt Lehnen ein. "Die Deutschen sitzen gerne härter", sagt Stammberger.