Haus Contakt in Coburg: eindringliche Klänge des Abschieds
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 08. März 2020
Wie das Klezmer-Quartett Sher on a Shier das zahlreiche Publikum bei seinem Coburg-Auftritt im Haus Contakt verzaubert und mitreißt.
Nur noch einen letzten Tanz tanzen, nur noch ein letztes Lied singen. Nur nicht aufhören zu singen und zu tanzen - wer weiß denn schon, welcher Tag der unwiderruflich letzte sein wird. Und vielleicht vertreibt ja das Singen und Tanzen das irgendwann kommende Ende.
Pulsierender Rhythmus
Die Musik, die das Klezmer-Quartett Sher on a Shier bei seinem Coburg-Auftritt im Haus Contakt spielt, treibt ein ganz eigenes Spiel mit der Zeit. Ihr Rhythmus ist irgendwie ein Widerhall des Herzschlags. Dieser Rhythmus pulsiert - mal im Akkordeon von Paula Sell, mal im Kontrabass von Sabine Döll - weiter, immer nur weiter.
Magische Momente
Wenn dieser Rhythmus aber plötzlich doch einmal aufhört, innehält, dann entstehen magische Momente - Momente, in denen die Zeit scheinbar stehen bleibt.
Stille und Ekstase
Die Musik, die dieses Ensemble spielt, ist eine Musik zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen überlieferten Melodien und der von der Tradition inspirierten Gegenwart. Stille und ekstatische Steigerung mischen sich in ihr, Freude und Schmerz begegnen sich in ihr - manchmal nur einen einzigen Takt, eine einzige kurze Pause voneinander getrennt.
Faszinierende Klangfarben
Johannes Paul Gräßer bringt seine Geige ebenso sprechend zum Singen wie Anja Günther ihre Klarinette. Sie spielen ihr Melodien nicht nur, sie spielen vielmehr regelrecht mit diesen Melodien, verwandeln sie in permanenten Wiederholungen, die doch immer irgendwie neu sind, verwandelt durch immer neue Schattierungen der Klangfarben.
Ausdauernder Beifall für einen faszinierenden Klezmer-Abend.