Handball-Sinfonie rockt die Coburger Arena
Autor: Jochen Berger
Coburg, Freitag, 29. April 2016
Das Landestheater und (Noch-)Zweitligist HSC 2000 Coburg erproben in ungewöhnlichem Rahmen die Begegnung von Musik und Handball.
Sind HSC-Torhüter Oliver Krechel und Kreisläufer Dominic Kelm unter die Musiker gegangen? Als Trompeter und Geiger werben Krechel und Kelm jedenfalls im HSC-Trikot für ein ganz und gar außergewöhnliches Konzertprojekt. "Handball-Sinfonie" lautet das Motto für ein Event, das das Landestheater gemeinsam mit dem ambitionierten Handball-Zweitligisten HSC 2000 Coburg in der HUK-Arena planen.
"Wir machen das Unmögliche möglich. Wir wollen Sport und Kultur zusammen bringe", verspricht Intendant Bodo Busse mit Blick auf das Konzert am 15. Juli in der Ballsporthalle auf der Lauterer Höhe.
"Soundtracks in der HUK-Coburg Arena" kündigt der Untertitel an. Das Konzept klingt ebenso einfach wie ungewöhnlich.
Das Philharmonische Orchester des Landestheaters steuert in großer Besetzung wuchtige Filmmusik bei, das Handball-Team wird sich mit choreografierten Handball-Szenen präsentieren.
"Da werden die Handballer noch etwa zu üben haben", meinte Ex-HSC-Manager Wolfgang Heyder, der das außergewöhnliche Gemeinschafts-Vorhaben als Initiator auf den Weg gebracht hat. "Der Profisport muss sich vernetzen, muss sich gesellschaftliche Relevanz suchen", erläutert Heyder.
Bei der Präsentation des Projekts im Spiegelsaal des Landestheaters verwies HSC-Trainer Jan Gorr auf Berührungspunkte zwischen den Sphären Sport und Kunst: "Man vergleicht ja oft ein Orchester mit einer Mannschaft. In beiden Fällen muss das Timing stimmen, damit das Zusammenspiel funktioniert."
Singende Handballer?
Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig betonte, dass vor allem die jüngeren Musiker des Orchester schon seit geraumer Zeit immer wieder den Wunsch geäußert haben: "Lass' uns mal große Filmmusik spielen." Bislang sei das immer an den fehlenden passenden Räumlichkeiten gescheitert. Mit seiner Idee einer Zusammenarbeit habe Heyder beim Landestheater offene Türen eingerannt."Ich selber bin ja eher ein Fan von Nino Rota und Enio Morricone", räumte Kluttig ein. Für die Handball-Sinfonie in der Arena aber musste es "große Filmmusik im Stil von Star Wars und E.T. sein". Als Künstler mit einer ostdeutschen Biografie habe er zuvor weder "Star Wars" noch "E.T." im Kino gesehen, gestand Kluttig. Auch die martialische Fanfare aus Bill Contis "Rocky"-Soundtrack sei ihm vorher nicht bekannt gewesen. Umso überraschter zeigte sich Kluttig, "dass die Musik zu ,Rocky" wirklich ziemlich gut ist." Mit Blick auf die Handball-Sinfonie sagte Coburgs GMD: "Ich bin sehr gespannt".
Derweil Intendant Bodo Busse ankündigte, dass Ballettmeisterin Tara Yipp im Vorfeld der Handball-Sinfonie "ein bisschen mit den HSC-Spielern trainieren" werde: "Aber natürlich soll der Handball Handball bleiben und nicht zum Ballett werden."
Das Projekt, so Busse, sei in jeder Hinsicht sehr gewichtig und nur mit Sponsoren-Hilfe zu bewältigen. Für die VR-Bank als Sponsor meinte deren Vorstand Wolfgang Gremmelmaier: "Vielleicht erleben wir sogar singende Handballer?"
Die Handball-Sinfonie am 15. Juli sei jedenfalls eine gute Gelegenheit, das neue HSC-Team erstmals vorstellen. Und Gremmelmaier ließ keinen Zweifel daran, wo er dieses Team in der nächsten Saison sieht - in der 1. Handball-Bundesliga. Aus Sicht von Fritz Frömming, Kaufmännischer Direktor des Landestheaters, ist diese Zusammenarbeit mit dem HSC 2000 Coburg ein "wichtiger Beitrag zur öffentlichen Debatte über die Bedeutung des Theaters in Coburg" ganz generell.
Rund um die Coburger Handball-Sinfonie
Termin Freitag, 15. Juli, 20 Uhr, HUK-Arena (2300 Zuhörerplätze)Mitwirkende Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg, Leitung: Generalmusikdirektor Roland Kluttig, HSC 2000 Coburg
Programm Modest Mussorgsky: "Bilder einer Ausstellung" (daraus "Baba Yaga", "Das große Tor von Kiew"); Lalo Schifrin: Titelmelodie "Mission Impossible"; Leonard Bernstein: "Mambo" aus "West Side Story"; John Barry: "James Bond Medley"; Bill Conti: "Rocky" (Gonna Fly Now"); John Williams: "E.T."-Medley, "Star Wars"-Suite
Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf ab sofort in der Tageblatt-Geschäftsstelle und ab Dienstag an der Theaterkasse (Preise von 14 bis 22 Euro).