Hamlet trifft Macbeth in Coburg
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 18. November 2018
Wie die Experimentierwerkstatt "Making Culture" den Dichter William Shakespeare mit einem interdisziplinären Abend in die Gegenwart holt.
Weltbekannt und doch ein Rätsel. Das klingt widersprüchlich, klingt irritierend - und beschreibt doch Werk und Wirken William Shakespeares ganz genau. Der Dichter, der hinter seinem Werk fast vollständig verschwindet. Der Dramatiker, der das Leben und seine Abgründe so faszinierend vielfältig auf die Bühne zu bringen wusste - er ist im Rückblick mehr als vier Jahrhunderte nach seinem Tod kaum zu fassen und gerade dadurch noch immer faszinierend.
Großer Andrang des Publikums
"Die Zeit ist aus den Fugen" - dieses Zitat aus "Hamlet" lieferte das Motto für einen vielschichtigen, interdisziplinär konzipierten Shakespeare-Abend, den der Coburger Verein "Making Culture" in der alten Posthalle am Lohgraben veranstaltete. Großer Andrang als bester Beweis, dass Shakespeares Faszination ungebrochen ist - und ungebrochen aktuell sind die Dramen, die er einst im Londoner Globe auf die Bühne brachte.
Friederike Beck-Meinke vom Verein "Making Culture" hatte den Abend als Verbindung aus Wort, Tanz und Musik konzipiert und - wie schon beim erfolgreichen Tucholsky-Abend vor gut einem Jahr an gleicher Stelle - den Landestheater-Schauspieler Frederik Leberle als künstlerischen Leiter gewonnen.
Skrupellose Bluttat
Gemeinsam mit Britta Hübel stellte er Monologe und Dialoge aus Dramen und Komödien lesend als sehr anschauliche kleine Szenen vor. Wie Lady Macbeth und ihr Gatte mit kühlem Verstand eine Bluttat planen, wurde ebenso lebendig und anschaulich wie der vergebliche Versuch von Hamlet und Ophelia, einander wirklich zu verstehen.
Der blutige Ernst in Shakespeares Königsdrama "Richard III." zog die Zuhörer ebenso in Bann wie die gnadenlosen Wortgefechte, die sich Benedikt und Beatrice in einer Szene aus "Viel Lärm um nichts" lieferten.
Einfühlsam interpretierte Fynn Wagner auf der Gitarre Tanzsätze von John Dowland, ausdrucksvoll steuerten Chih-Lin Chan und Takashi Yamamoto vom Ballett des Landestheaters einige Tanzszenen bei, an der Trommel unterstützte Paul Hartel an einigen Stellen den Vortrag der Dialoge. Und den historischen Rahmen erläuterte Franziska Bartel mit einigen Zwischentexten.
Begeistert ausdauernder Beifall für einen vielschichtigen Shakespeare-Abend, der nach einer Wiederholung ruft.