Händler wollen Krise meistern
Autor: Sven Dörr
Coburg, Dienstag, 17. März 2020
In Bayern ist der Katastrophenfall ausgerufen. Auch in Coburg werden viele Geschäfte vorübergehend geschlossen. Betroffene Einzelhändler äußern sich zu der schwierigen Situation – und erklären, warum sie optimistisch bleiben.
Boutique "Doris Stark Mode": Helga Schaffer steht vor der Kasse – mit ein wenig mehr Abstand als gewöhnlich. Sarah Stark, die Tochter der Inhaberin, holt eine Tüte für die Kundin – ein Ringelshirt und ein leichter Strickpullover verschwinden darin. "Bleiben Sie gesund, Frau Schaffer. Wir sind in ein paar Wochen wieder für Sie da", sagt Stark und lächelt sympathisch. Der Händedruck entfällt – in Zeiten von Corona ist das üblich. "Ich war sowieso in der Stadt und als ich erfahren habe, dass die Geschäfte erst einmal schließen, wollte ich heute noch einmal Kleidung kaufen", erklärt Helga Schaffer ihren Besuch in der Boutique. Die muss ab heute vorübergehend schließen. Ministerpräsident Söder hat den Katastrophenfall ausgerufen – der sieht vor, dass vorerst nur versorgungsrelevante Geschäfte geöffnet bleiben. Sarah Stark hat für diese Maßnahme Verständnis: "In anderen Ländern ist das aktuell genau so. Wir müssen uns die nächste Zeit einfach alle mal am Riemen reißen."
Optimismus in Krisenzeiten
Obwohl der umsatzstärkste Monat für das Geschäft ihrer Mutter nun teilweise ausfällt, gibt sich die 34-Jährige optimistisch: "Wir haben eine treue Kundschaft – die wird wieder kommen, wenn das alles vorbei ist." Für die sei sie in Ausnahmefällen auch bereit, eine Bestellung nach Hause zu liefern.
Indes glaubt Sarah Stark, dass die drastischen Maßnahmen der Regierung auch einen positiven Effekt haben können: "Vielleicht verstehen die Menschen dadurch, wie schön es draußen ist, und was ein lebendiger Einzelhandel für unsere Stadt bedeutet." Für die Zwischenzeit hofft sie, dass die Menschen sich nicht zu sehr an den Online-Handel gewöhnen.
Alexandra Probst-Schnellhardt, die Besitzerin des Blumengeschäfts "Blooms and Rooms", ist da zuversichtlich: "Die Menschen werden merken, wie ,leer‘ es ist, nur online einzukaufen." Der Andrang am vorerst letzten Öffnungstag scheint ihr recht zu geben. Ihre drei Mitarbeiterinnen hinter der Theke haben alle Hände voll zu tun: Beraten, Blumenbinden, Abkassieren. Viele Stammkunden seien auch gekommen, um ihre Solidarität zu zeigen, betont die Besitzerin.
Auch sie zeigt Verständnis für die Ausnahmesituation: "Ein wirtschaftlicher Schaden ist tragbarer als eine gesundheitlicher." Dass sich Ersterer in Grenzen hält, glaubt sie fest: "Ich bin davon überzeugt, dass wir das gut meistern."
Gesellschaftsspiele sind gefragt