Druckartikel: Gutes Mückenwetter

Gutes Mückenwetter


Autor: Cindy Dötschel

LKR Coburg, Donnerstag, 15. Juli 2021

Durch den Regen gibt es in dieser Saison deutlich mehr Stechmücken als in den letzten drei Trockenjahren. Ist in den kommenden Wochen mit einer Plage zu rechnen?
Nur weibliche Mücken stechen, weil sie Blut für die Eierproduktion benötigen.


Nass und warm. Beste Bedingungen für Quälgeister, die uns im Sommer ohnehin nerven: Mücken. Führt das Wetter in diesem Jahr dazu, dass sich der Mücken bestand zu einer Plage entwickelt? Und: Kommen neue Arten zu uns, die sogar Krankheiten übertragen?

Weltweit gibt es laut dem Mückenatlas rund 3500 Mückenarten. Davon wurden demnach etwa 50 in Deutschland nachgewiesen. Diese Zahl könnte in Zukunft weiter steigen, denn "Klimawandel und Globalisierung begünstigen die Einschleppung nicht-heimischer - sogenannter invasiver - Arten, die Überträger von Krankheitserregern sein können." Zu den invasiven Arten zählt auch die Tigermücke, die zu den Stechmücken gehört. In Bayern wurde sie bereits an zwölf Orten, unter anderem im mittelfränkischen Fürth, bestätigt. Sie kann Krankheiten wie das tropische Zika-Virus, übertragen.

Mehr Stechmücken als in den Vorjahren

Durch den Niederschlag in den letzten Wochen können sich Stechmücken in diesem Sommer überdurchschnittlich vermehren. Denn um Eier zu legen, reichen ihnen bereits kleinere Mengen Wasser. "Stechmücken legen ihre Eier in Regentonnen, Wasserlachen oder Gefäße", sagt Frank Reißenweber, Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Coburg. In der Frühphase ihrer Entwicklung brauchen sie nur 14,5 Milliliter Wasser. Und im Vergleich zu den letzten drei Trockenjahren gibt es in diesem Jahr deutlich mehr Stechmücken. "Es ist noch nicht so dramatisch, dass ich von einer Plage sprechen würde", sagt Reißenweber. Aber: Wenn es weiterhin regnerisch bleibt und die entstandenen Pfützen nicht austrocknen, könnte sich das in den nächsten Wochen ändern.

Im Durchschnitt legt eine Stechmücke 300 Eier. Bis sich die Insekten vollständig entwickeln, vergehen etwa vier Wochen: Aus den Eiern schlüpfen nach drei bis vier Tagen Larven, die sich nach einer bis drei Wochen verpuppen. Fünf Tage später schlüpfen die Stechmücken. "Wenn heute Eier gelegt werden, schlüpfen die Mücken Mitte August, die dann wieder Eier legen. Wenn es so feucht bleibt, hätten wir bis Anfang September also richtig viele", sagt Reißenweber.

Nur ein Teil der Mücken sticht

Nur die weiblichen Mücken stechen, weil sie Blut zum Eierlegen brauchen. Schlüpfen also aus allen 300 Eiern Mücken und die Hälfte davon ist weiblich, könnten aus einer Stechmücke bis Mitte September 22 500 Weibchen entstehen. "Die männlichen Mücken erkennt man an den gefiederten Fühlern."

Generell leben wir laut Reißenweber in einem eher trockenen Gebiet. Probleme, wie etwa am Chiemsee, habe es hier noch nie gegeben. "Gebiete am Randbereich vom Chiemsee wurden schon regelmäßig von Plagen heimgesucht. Betroffen waren Areale um den See herum - wie Randsümpfe oder Stauwurzeln, bei denen Flüsse in den See fließen", sagt Reißenweber. Er könne sich vorstellen, dass dort in diesem Jahr wieder eine Plage entsteht. Das könne aber erst rückblickend gesagt werden.

Solche Brutstätten für Mücken könnten bei uns in der Region beispielsweise auf den Wiesen im Itzgrund entstehen, die kürzlich überschwemmt wurden. Die Tümpel dürften dazu über einen längeren Zeitraum nicht austrocknen. "Die Mücken haben einen Aktionsradius von 100 bis 200 Metern, sie fliegen nicht kilometerweit in Dörfer, um Blut zu saugen."

Wer einen Teich im Garten hat, muss sich keine Sorgen darüber machen, dass hier eine Vielzahl an Mücken schlüpfen könnte. "Es ist kaum zu erwarten, dass in einem Gartenteich eine große Plage entsteht. Im Gartenteich haben die Larven natürliche Feinde, wie Libellen, Wasserkäfer, Frösche, Fische und Amphibienlarven", sagt Reißenweber. Was Wasseransammlungen, wie etwa in Regentonnen, betrifft, kann jeder vorbeugen. Der Vorsitzende der LBV-Kreisgruppe selber hat das Wasser aus seinem Regenfass wegen der Larven in seinem Gewächshaus vergossen.

Zu kalt für tropische Erreger

Sorgen darüber, dass die Tigermücke tropische Viren überträgt, sind derzeit noch unbegründet. Aber: "Wenn die Winter hier wärmer werden, könnte es gefährlich werden. Momentan gibt es aber keine Erreger, die die Tigermücke übertragen könnte." In wärmeren Ländern, wie Rumänien oder Griechenland sei das Dengue-Fieber, das ebenfalls über die Tigermücke übertragen wird, bereits ein Thema. "Bei uns sind die Stiche nur lästig und jucken - ich hoffe, dass das so bleibt", sagt Frank Reißenweber.

5 Fakten über Stechmücken

Arten: 3500 Mückenarten gibt es weltweit.

Ernährung: Männliche und weibliche Mücken ernähren sich von Nektar und Pflanzensaft. Nur für die Fortpflanzung benötigen weibliche Mücken Blut.

Richtige Kleidung: Mücken bevorzugen dunkle Farben. Wer sie vermeiden möchte, trägt hell.

Vollmond: Bei Vollmond kann sich die Aktivität der Mücken um 500 Prozent erhöhen. Das ist wissenschaftlich belegt.

Wasser: Für die Eiablage bevorzugen Mücken ruhiges oder stehendes Wasser oder einen nassen Boden. Um sich zu entwickeln, benötigen Mücken lediglich 14,5 Milliliter.

Quelle: Autan