Druckartikel: Günter Grünwald zeigt es im Coburger Kongresshaus allen

Günter Grünwald zeigt es im Coburger Kongresshaus allen


Autor: Christoph Böger

Coburg, Sonntag, 28. Oktober 2012

Vor rund 700 Zuschauern zog der bayerische Kabarettist Günter Grünwald im Coburger Kongresshaus einmal mehr seine Show ab, ohne Rücksicht auf Geschmacks-Verluste und jederzeit bereitwillig unter die Gürtellinie zielend.
Günter Grünwald in Coburg: voll in Aktion.  Foto: Albert Höchstädter


Sprachwitz, lautstarke Schimpftiraden, gnadenlose Ehrlichkeit und knallharter Sarkasmus. Ob die vielen Lacher und Schenkelklopfer für die Qualität guten Kabaretts stehen, mag dahingestellt sein. Aber im ausverkauften Coburger Kongresshaus waren sich die rund 700 Zuschauer am Samstag einig: Günter Grünwald lässt sich nicht verbiegen und hat sein Ohr nach wie vor am Volk.

Mit bissigen Kommentaren und Pointen, die nicht selten deutlich die Gürtellinie des guten Geschmacks unterschritten, zog der gebürtige Ingolstädter die Zuschauer in seinen Bann. Weil er Zugfahren hasst und nach sieben Stunden Flug keine Landeerlaubnis für das Kongresshaus bekam, fuhr er mit der U-Bahn in die Vestestadt: "Wir haben dieses Popelkaff extra sieben Meter untertunnelt."

Der Bayer machte in seinem gut zweistündigen Programm vor nichts und niemandem Halt. Ob "lustige Geschichten aus der Bibel", die katholische Kirche, die Handy-Generation, die bekannteste Deutsche ("Das ist nicht Angela Merkel, sondern Daniela Katzenberger.") oder gestresste Fußballtrainer, die schon bei zwei Trainingseinheiten pro Woche von Burnout bedroht sind, alles wurde bissig kommentiert.

Iris Berben ("Die spielt in jedem deutschen Film die Hauptrolle, weil ihr Sohn Produzent ist") und Uschi Glas ("Nur gut, dass der ihr Sohn Verbrecher wurde") bekamen ihr Fett weg. Florian Silbereisen ist "blöder als 16 Doppelzentner Styropor". In unserem "Plemplem-Land" ist immer Luft nach unten.

Eine Sendung von "Bauer sucht Frau" hat Grünwald auch schon gesehen und dem Landwirt schnell eine Partnerin gewünscht, "schließlich wäre das auch Entlastung für seine Schafe..." In Grünwalds bayerischem Humor, in seiner Mischung aus Kabarett, Stand-up-Comedy und Satire treffen seine in Sarkasmus getränkten Absurditäten voll ins Schwarze.

Tiefsinniges hatten die Zuhörer nicht wirklich erwartet, die Lachtränen flossen beim elfjährigen Buben wie bei der 87-Jährigen. Eines aber vermissten die Coburger doch: Grünwalds perfekte Parodien von Tante Lisbeth, dem betrunkenen Onkel Hans oder seines prolligen Bodyguards Bonzo. Vielleicht wieder beim nächsten Mal.