Grundschule Neuses: Wie das Fremde vertraut wird

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Viel Spaß hatten die Kinder der Grundschule Neuses bei ihrem Kanu-Ausflug - eine völlig neue Erfahrung in der neuen Heimat. Fotos: Helke Renner
Viel Spaß hatten die Kinder der Grundschule Neuses bei ihrem Kanu-Ausflug - eine völlig neue Erfahrung in der neuen Heimat. Fotos: Helke Renner
Auch das Lernen bei Maria Kemmer bereitet ihnen offensichtlich Freude.
Auch das Lernen bei Maria Kemmer bereitet ihnen offensichtlich Freude.
 

An der Grundschule Neuses lernen die Kinder aus Flüchtlingsfamilien während der Ferien, besser deutsch zu sprechen. Außerdem werden ihnen abenteuerliche Angebote gemacht.

Assal, Sindad, Belma und die anderen sitzen auch während der Sommerferien auf der Schulbank. Seit Anfang August kommen sie alle zwei Tage in die Grundschule Neuses zu einem speziellen Deutschkurs. Sie sind Kinder der Familien, die in einem Firmengebäude in dem Coburger Stadtteil untergebracht sind. "Einige von ihnen sprechen schon etwas deutsch, weil sie vorher in einem Flüchtlingslager in Weismain waren. Für sie geht es darum, dass sie ihre Kenntnisse erweitern. Andere fangen bei null an", erzählt Jasmin Müller-Alefeld, die Leiterin der Grundschule.

Eine, die kein Wort deutsch sprechen konnte, ist die zehnjährige Belma aus Bosnien. "Sie ist immer mit dem Wörterbuch in die Schule gekommen. Sie will richtig was lernen." Der Kurs habe sie lockerer und selbstbewusster gemacht, sagt Jasmin Müller-Alefeld.
"Neulich ist sie schon allein in die Stadt gegangen und hat sich Karteikarten gekauft."

Geld von Stadt und "Sterntaler"

Die Tatsache, dass schon einige Kinder aus der Flüchtlingsunterkunft die Grundschule Neuses besuchen, brachte die Schulleiterin auf die Idee, ihnen den Deutschkurs in den Ferien anzubieten. "Ich habe bei der Asco nachgefragt und gebeten, mir ein Angebot zu machen." Als es vorlag, hat sich Jasmin Müller-Alefeld an das Bildungsbüro der Stadt und die Aktion "Sterntaler" gewandt und sie gebeten, das Projekt zu unterstützen. Die Antwort war positiv. "Den größten Teil bezahlt die Stadt, den Rest die ,Sterntaler‘".

Großer Rückhalt in Neuses

Zehn Kinder kommen nun dreimal in der Woche zur Grundschule und lernen zusammen. Unter den Flüchtlingskindern sind auch zwei polnische, deren Eltern als Ärzte am Klinikum arbeiten. Sie alle haben keine Berührungsängste. Sie sitzen zusammen in einem Klassenraum und werden von Maria Kemmer, Lehrerin an der Asco, unterrichtet. Ihr Fachgebiet: Deutsch als Fremdsprache. "Wenn ich feststelle, dass die Sprachbarriere groß ist, wie bei Belma, dann arbeite ich viel mit Bildern", erzählt sie. Das Mädchen mache große Fortschritte.
Die anderen Kinder, die aus Weismain nach Coburg gekommen sind, hätten schon ein paar deutsche Sätze "aufgeschnappt". Bei ihnen gehe es darum, Fehler auszubügeln. "Diese Kinder unterscheiden sich kaum von unseren, nur dass sie für alles dankbar sind, was wir ihnen anbieten", erläutert Jasmin Müller-Alefeld. Und Angebote gab es in Neuses nicht wenige.

Für Belma zum Beispiel haben die Mitschüler ihre Schränke geöffnet und das mitgebracht, was sie entbehren konnten - bis hin zu einem Schulranzen. Denn das bosnische Mädchen hatte nichts. "Auch sonst haben wir einen starken Rückhalt hier", ergänzt die Schulleiterin. Beispiel Schützenfest: "Da haben wir Gutscheine vom Schützenverein bekommen. Das war toll. Die meisten Kinder kannten gar kein Riesenrad und waren sehr beeindruckt."

Gestern waren die Kinder Gäste beim Kanu & Outdoorsport Coburger Land in Cortendorf. Den Transport zum Vereinsgelände an der Gärtnersleite hatten Jasmin Müller-Alefeld und die Vorsitzende des Fördervereins der Grundschule, Bianca Haischberger, übernommen. Am Ufer der Itz warteten schon Brigitte Schäfer und vier Helferinnen vom Verein auf die Kanu-Neulinge. "Wir haben erst ein bisschen Trockentraining gemacht und dann geht's auf das Wasser."

Ein bisschen Angst kam bei den Kleinen schon auf, als sie mit dem Kanu aufs Wasser geschoben wurden. Umso größer war der Spaß, als sie merkten, wie gut sie sich mit den leichten Booten bewegen konnten. Zwar paddelten sie anfangs noch in die falsche Richtung, aber die Vereinsmitglieder schafften es, sie auf Kurs zu bringen. Und ab ging es die Itz entlang.