Druckartikel: Großheirath: Eine Gemeinde geht ihren Weg

Großheirath: Eine Gemeinde geht ihren Weg


Autor: Berthold Köhler

Großheirath, Sonntag, 25. Januar 2015

Vor 25 Jahren stieg Großheirath aus der Verwaltungsgemeinschaft mit Untersiemau aus. Gerold Hümmer war damals die treibende Kraft und erinnert sich noch mit Stolz daran, wie diese "Erfolgsgeschichte" ihren Anfang nahm.
Ein Teil der Großheirather Erfolgsgeschichte: die Häuser in der Schulstraße waren eines der ersten Wohnprojekte, die von Gerold Hümmer (rechts) nach der Selbstständigkeit der Gemeinde verwirklicht wurden. Der heutige Bürgermeister, Udo Siegel (links), setzt den damals eingeschlagenen Weg der Wohnsitzgemeinde fort. Foto: Berthold Köhler


25 Jahre Selbstständigkeit. Wenn Gerold Hümmer an dieses Jubiläum denkt, ist er heute noch kaum zu halten. Da kann er, auf die Ereignisse in den späten 80-er Jahren angesprochen, stundenlang erzählen. Manchmal ist der ehemalige Bürgermeister dabei sogar richtig gerührt. Zum Beispiel, wenn er Sätze wie diesen sagt: "Als in der Silvesternacht 1990 unsere Kirchenglocken geläutet haben, hatte ich Tränen in den Augen."
Kein Wunder, wenn man diese Geschichte(n) hört, bei denen Hümmer als damals amtierender CSU-Bürgermeister zweifellos eine entscheidende Rolle spielte.


Eine Sache, die muss Gerold Hümmer beim Rückblick auf die Großheirather Erfolgsgeschichte aber gleich zu Beginn klarstellen: "Wir hatten nie ein schlechtes Verhältnis mit Untersiemau!" Mit jener Gemeinde, in der Großheirath zwölf Jahre lang in einer Verwaltungsgemeinschaft (VG) lebte.

Der heutige Ehrenbürger verweist auf ein gutes Miteinander, keinen störenden Parteigrenzen - aber auch auf die Fakten: "Im Großheirather Gemeinderat hatten wir in zwölf Jahren VG 24 Baugesuche auf dem Tisch. 1990, im ersten Jahr der Selbstständigkeit, waren es 22."


Als Gerold Hümmer 1984 zum Großheirather Bürgermeister gewählt wurde, merkte er schnell: Als "Juniorpartner" tut sich eine Gemeinde in einer VG schwer. "Viele Bauinteressenten, die damals ins Untersiemauer Rathaus kamen, wussten gar nicht, dass es da noch einen Bürgermeister gibt", erinnert sich Hümmer. Und weil eben baulich wirklich gar nichts voran ging, begann der frisch gewählte Bürgermeister relativ schnell, im Hintergrund ein bisschen an den Strippen zu ziehen.

Möslein gab wichtige Tipps

Zwei Namen sind es, die nun immer wieder fallen: Siegfried Möslein und Helmut Schöttner. Möslein, der gewiefte CSU-Haudegen in München, versorgte seinen ehemaligen Schüler Hümmer mit wichtigen Informationen auf dem Weg zurück zur Eigenständigkeit. Schöttner, damals Mitarbeiter in der Kämmerei der Verwaltungsgemeinschaft Untersiemau, hatte sich Gerold Hümmer als künftigen Chef "seiner" Verwaltung ausgeguckt - er kam deshalb auch ein bisschen später ins Spiel.


Als es im Großheirather Gemeinde ernst um den Beschluss zur Selbstständigkeit wurde, kam ein wichtiger Tipp von Siegfried Möslein: In München, bei der Landesregierung, würde es einen guten Eindruck machen, wenn der Beschluss des Gemeinderates einstimmig ausfiele. Während die Opposition - "sehr zu meiner Überraschung", wie Hümmer heute einräumt - schnell mit im Boot war, gab es noch eine harte Nuss zu knacken: Arno Heß, ehemaliger Bürgermeister und Mitbegründer der VG. "Wir hatten ein langes Gespräch", erinnert sich Gerold Hümmer und grinst. Am Ende stand ein geschickter politischer Schachzug: Just am Tag der Abstimmung meldete sich Heß krank - er musste so eine Überzeugung nicht verraten, vermasselte aber auch nicht den so wichtigen einstimmigen Beschluss.


Noch in dieser Zeit, es war wohl so Mitte 1988, haben die Untersiemauer nach Hümmers felsenfester Ansicht, wohl noch immer nicht daran geglaubt, dass es mit der Großheirather Eigenständigkeit etwas werden könnte. Deshalb brauchte der Bürgermeister auch ein bisschen Überredungskraft, um Helmut Schöttner und ein paar andere Untersiemauer Rathaus-Mitarbeiter vom "Projekt Großheirath" zu überzeugen. Als es dann losging, waren wohl alle ein bisschen überrascht. In "affenartiger Geschwindigkeit", erzählt Hümmer, gingen im neuen Rathaus im Schulkomplex die Bauanträge ein. Das lag auch daran, dass die Gemeinde schon kurz nach ihrer Selbstständigkeit teilweise mit privaten Investoren die Reihenhäuser in der Schulstraße verwirklichte. Weil dort die Straße schon erschlossen war, fielen keine Beiträge an und machten das Häuslebauen günstig. "Und günstig zu sein", erzählt der ehemalige Bürgermeister, "war von Anfang an unser wichtigstes Ziel".


"Mein Großheirath" - diesen Gedanken habe die neu aufgebaute Verwaltung mit Geschäftsleiter Schöttner an der Spitze im wahrsten Sinne des Wortes gelebt, sagt Ex-Bürgermeister Hümmer. Dass in den ersten Jahren der Selbstständigkeit sich quasi kein einziger Mitarbeiter krank meldete, das begeistert den heute 72-Jährigen noch ein Vierteljahrhundert später - genauso wie die Tatsache, dass mit Helmut Schöttner, Lothar Hümmer und Anna Hümmer drei Mitarbeiter der ersten Stunde immer noch im Rathaus für die Großheirather Bürger da sind.

Großheirath kann überleben

Auf die Frage, ob eine kleine Gemeinde wie Großheirath trotz höchst respektabler Zahl von Zuzügen auch im 25 Jahren noch eigenständig sein könne, holt Hümmer erst einmal ein bisschen aus: Er verweist auf den Abwasserzweckverband Itzgrund, der Kosten spart, und andere Kooperationen. Aber nach ein bisschen hin und her bringt es Hümmer doch auf den Punkt: "Unsere Selbstständigkeit hat sich zehnmal gerechnet."

Die Zahlen aus dem ersten Jahr hat Gerold Hümmer sogar noch im Kopf: 321 000 Mark war der jährliche Anteil an den Verwaltungskosten der VG, 295 000 Mark standen am Ende des Jahres 1990 in der Bilanz. Also steht für Hümmer fest: "Eher kommt ein Landkreisreform als dass wir wieder irgendwo eingemeindet werden."




25 Jahre Eigenständigkeit Großheirath



Einwohner Zum Jahresanfang waren in Großheirath 2594 Personen gemeldet. Die Vergleichswerte der vergangenen Jahre - 1987: 1877 Einwohner; 1990: 1951 Einwohner; 1996: 2328 Einwohner; 2003: 2609 Einwohner.

Meilensteine 5. Dezember 1988: Der Gemeinderat entscheidet einstimmig, wieder den Weg zurück in die Selbstständigkeit zu gehen. - 30 Juni 1989: Der Tiefststand bei der Einwohnerzahl ist mit 1868 gemeldeten Personen erreicht. - 10. Juli 1989: Der Bauantrag für den Umbau eines leerstenden Schulhaus-Traktes in ein Rathaus wird genehmigt. - 1. Januar: Die Großheirather Verwaltung nimmt ihren Dienst im neuen Rathaus auf.

Die Feier Die Gemeinde erinnert mit einer Festsitzung am heutigen Montag um 19 Uhr in der Auto der Siegfried-Möslein-Schule an das Jubiläum "25 Jahre Selbstständigkeit". Dabei werden auch verdiente Bürger ausgezeichnet.