Druckartikel: Großes Herz für kleine Figuren

Großes Herz für kleine Figuren


Autor: Daniela Pondelicek

Neustadt bei Coburg, Mittwoch, 02. November 2016

Ein fester Stamm von Sammlern trifft sich jedes Jahr in Neustadt, um ihre Figuren und Erlebnisse zu teilen.
Hans-Dieter Thein bei seiner Sammlung Fotos: Daniela Pondelicek


Klaus Friedel aus Rödental stellt kleine Figuren auf das Modell einer mittelalterlichen Burg. Liebevoll platziert er sie im Burghof und auf den Mauern. Bereits zum dritten Mal ist er bei der Figurenbörse in Neustadt vertreten und hat die schönsten Stücke seiner Sammlung mitgebracht, um sie zu zeigen. "Aber ich freue mich auch sehr darüber, wenn ich etwas verkaufen kann", sagt Klaus Friedel.


70 Steha-Pferde

Angefangen habe seine Sammelleidenschaft vor 20 Jahren. "Vor allen Dingen das Kriegsspielzeug hat mich fasziniert", erklärt er. Denn anhand der Spielsachen könne man die Geschichte besser begreifen. "Nur so versteht man, dass man Kinder im Dritten Reich schon frühzeitig mit dem Militär und Krieg vertraut gemacht hat", erklärt er. Deshalb sei er besonders stolz auf die Brettspiele aus dieser Zeit, die er in seine Sammlung aufnehmen durfte.
"Manche von ihnen sind so selten, dass man nur einmal in fünf Jahren eines kaufen kann", sagt er. Zudem habe er die wohl größte Sammlung an Steha-Pferden. "Sie umfasst in etwa 70 Pferde und Kutschen", sagt er. Neben den Spielsachen aus dem Krieg und den Steha-Pferden sammle er auch Spielzeug aus Blech. "Eines meiner liebsten Stücke ist der grüne VW Käfer von Prämeta", sagt er. Dieses Auto sei allerdings nicht nur von emotionalem Wert. "Im Internet habe ich gesehen, dass dieses Modell für 645 Euro angeboten wird", erzählt er. Wenn der Preis stimme, dann könne er sich auch vorstellen, den Käfer zu verkaufen. "In ein paar Jahren kann der Markt schon wieder ganz anders aussehen, dann bekomme ich vielleicht viel weniger Geld dafür", sagt er. So sei es schließlich auch mit antiken Möbeln und den Hummel-Figuren passiert. "Wahrscheinlich liegt das daran, dass Hummelfiguren in großen Massen produziert worden sind und deshalb die Sammelleidenschaft wieder abnimmt. Und nach antiken Möbeln besteht einfach keine Nachfrage mehr", vermutet er.


Figuren der Firma Hausser

Hans-Dieter Thein von den Sammler- und Briefmarkenfreunden in Neustadt hat dabei geholfen, die Tauschbörse zu organisieren. "Wir sind froh, dass wir von der Stadt Neustadt die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen", sagt er. So könne man auch in diesem Jahr einen festen Stamm von 20 Sammlern bei der Figurenbörse begrüßen. Allerdings müsse der Termin im nächsten Jahr auf Anfang Oktober verlegt werden. "Sonst fällt das wie in diesem Jahr mit der Börse in Bad Nauheim zusammen und das wäre sehr schade", sagt er. Er selbst sammle Figuren der Firma Hausser. "Mein Vater und mein Großvater haben in dieser Firma gearbeitet", erzählt er. Sein Großvater habe die Figuren damals in Heimarbeit bemalt. "Er hatte die anspruchsvolle Aufgabe, den Figuren ein Gesicht zu geben", erklärt er. Und sein Vater sei im Versand tätig gewesen.


Die abgekupferte Barbie

"Normalerweise wurden Figuren, die beschädigt an die Firma Hausser zurückgeschickt wurden, im Ofen verbrannt. Mitarbeiter hatten vorher aber die Möglichkeit, sie für drei Pfennig zu kaufen", erzählt er. Deshalb habe er bis zu seiner Jugendzeit mit vielen solchen Figuren gespielt. "Meine Sammelleidenschaft für die Spielfiguren habe ich erst im Alter von 45 Jahren wiederentdeckt", sagt er. Damals habe alles mit einem Tausch mit dem Puppendoktor Peter Backert angefangen.
"Meine Schwiegermutter hat Perücken gemacht. Ich habe ihm die als Ersatzteile für die Puppen angeboten, im Gegenzug hat er mir ein paar der Soldaten gegeben, die er aus dem Archiv der Firma Hausser gekauft hat", erzählt er. Im Moment interessiere er sich besonders für britische Figuren. "Die sind allerdings eher im Ausland zu finden, denn in Deutschland wurden eher Soldaten gesammelt", erklärt er. Manchmal frage er sich, ob es die Firma Hausser heute unter Umständen noch geben könnte. "Schließlich hat Mattel die Barbiepuppe von der Bild-Lilli abgekupfert, die von Hausser hergestellt wurde. Statt einer Abfindung hätten sie sich die Rechte an der Puppe erkämpfen sollen", sagt er.