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Großes Durcheinander am Bahnhof Coburg


Autor: Jochen Berger

Coburg, Montag, 10. Dezember 2018

Wie Reisende oder verhinderte Reisende am frühen Morgen die Auswirkungen des Bahnstreiks erleben.
Reichlich Durcheinander verursacht der Warnstreik auch in Coburg. "In der Region Bayern wurde der Bahnbetrieb vorübergehend eingestellt", war auf der DB-App zu lesen. Die Agilis-Züge verkehrten zumindest auf der Strecke zwischen Bad Rodach und Coburg.Foto: Jochen Berger


Bahnhof Coburg kurz nach 7 Uhr. Die große Uhr über dem Haupteingang ist stehengeblieben. 12 Uhr zeigt sie an. Ist auch sie in Streik getreten? Der von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ausgerufene Warnstreik für die Zeit von 5 bis 9 Uhr zeigt auch in Coburg massive Auswirkungen.

Dichtes Gedränge in der Bahnhofshalle. Fast jeder, der hier wartet, hat sein Smartphone telefonierend am Ohr oder versucht, der Bahn-App brauchbare Informationen zu entlocken. Fährt mein Zug doch? Oder fällt er komplett aus?

Zum Flughafen nach Frankfurt

Ein Coburger, der mit seiner Frau in den Urlaub will, steht verärgert und ein wenig ratlos mit drei Koffern in der Wartehalle. Das Ehepaar will am Mittag von Frankfurt aus nach Mauritius fliegen - zwei Wochen in wärmeren Gefilden ausspannen. Sie haben extra eine frühe Verbindung gewählt, um gegen eventuelle Verspätungen gewappnet zu sein.

"Jeder sagt etwas anderes"

"Vor vier Wochen haben wir schon einmal ein solches Chaos bei der Bahn erlebt", schimpft der Mann, der sich als langjähriger Tageblatt-Leser zu erkennen gibt, seinen Namen aber trotzdem nicht in der Zeitung lesen will: "Sonst kommen die Einbrecher und räumen unser Haus leer".

Bis gegen 22 Uhr hat er am Sonntag die Nachrichten verfolgt, um sich über den angedrohten Streik zu informieren. Über die Deutsche Bahn ist er massiv verärgert, weil er keine verbindliche Auskunft erhalten kann: "Jeder sagt etwas anderes". Lange Schlangen vor der DB-Reiseauskunft. Eine junge Bahnmitarbeiterin verteilt in der Halle Formulare, mit denen Bahnkunden ihre Regress-Ansprüche geltend machen können.

Agilis nach Bad Rodach

Die App der Deutschen Bahn hatte jedenfalls verkündet: "Streikauswirkungen: In der Region Bayern wurde der Bahnbetrieb vorübergehend eingestellt". Das stimmt so aber doch nicht ganz.

Denn zumindest auf der Strecke zwischen Bad Rodach und Coburg fährt die Agilis. Während auf den Gleisen 2 und 3 gähnende Leere herrscht und der planmäßig um 7.04 Uhr erwartete ICE mit "ca. 190 Min. Verspätung" angezeigt wird, herrscht an Bahnsteig 5 Gedränge. Schüler, die aus Richtung Bad Rodach unterwegs sind, drängeln die Treppe hinunter.

Ob freilich die Agilis am Morgen nach Bayreuth fahren wird? Niemand weiß das in diesem durcheinander so genau. Ratlos zieht auch ein Coburger von dannen, der eigentlich mit der Bahn nach Bayreuth will - Termin beim Sozialgericht kurz vor Mittag.

Weitere Verzögerungen

"Bahnland Bayern" verkündet derweil ein Aufkleber auf dem Agilis-Triebwagen nach Bad Rodach. "Bahnland Bayern" - für viele verhinderte Bahnreisende in Coburg klingt das an diesem Morgen wie Hohn.

Nach dem offiziellen Ende des bis 9 Uhr angekündigten Warnstreiks dauert es am Bahnhof Coburg noch lange bis sich der Zugverkehr normalisierte. So fällt der für 9.55 Uhr geplante Regionalexpress von Coburg über Lichtenfels nach Bamberg aus. Zur Begründung verweist die Deutsche Bahn darauf, dass sich "die ausgefallenen Züge in vielen Fällen nicht an den benötigten Einsatzorten befinden."

Die Agilis-Verbindung über Kulmbach nach Bayreuth, die um 10.03 Uhr geplant war, wurde immerhin nicht abgesagt, sondern lediglich mit etwa zehn Minuten Verspätung angekündigt.