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Große Bühne für junge Talente in Coburg


Autor: Jochen Berger

Coburg, Mittwoch, 29. Oktober 2014

Was passiert, wenn junge Musiker gemeinsam mit Profis auftreten? Beim Mitmachkonzert am Freitag im Landestheater erwartet die Zuhörer ein spannendes Programm. Dazu gehört sogar ein Stück, das perfekt zu Halloween passt.
Probenzeit für das Mitmachkonzert im Landestheater: Zu den jungen Talenten zählt auch der 16-jährige Coburger Gymnasiast Jakob Rüttinger. Als Solist wird er am Freitag Haydns Cellokonzert D-Dur interpretieren. Foto: Jochen Berger


Ein Orchester in ungewöhnlicher Besetzung erlebt das Publikum beim Mitmachkonzert am Freitag im Landestheater. Denn neben den Profis des Philharmonischen Orchesters musizieren junge Instrumentalisten aus der Region. Unter der Leitung von Anna-Sophie Brüning, Erste Kapellmeisterin des Landestheaters, erklingt ein abwechslungsreiches Programm von Schubert bis Saint-Saens. Auch die Solisten sind zwei junge Talente aus Coburg - der 16-jährige Cellist Jakob Rüttinger und der erst 13 Jahre alte Tubist Tim Tietze.

Worin besteht die Herausforderung bei diesem Projekt?
Anna-Sophie Brüning: Das Besondere ist die große Altersspanne der jungen Musiker von neun bis 18 Jahren. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Voraussetzungen.

Neben einigen Talenten, die schon beim letzten Mitmachkonzert vor zwei Jahren dabei waren, gibt es natürlich auch Schüler, die nur sehr wenig oder gar keine Erfahrung im Ensemblespiel haben.

Wie verläuft die Probenarbeit?
Vor den ersten Orchesterproben mit allen Mitwirkenden haben wir vorgearbeitet. Zunächst ging es einfach darum, die Noten zu lernen. Im zweiten Schritt geht es bei den Orchesterproben darum, die Ohren zu öffnen und zu lernen, aufeinander zu hören. Das ist schon sehr viel verlangt von den jungen Musikern.

Wie intensiv ist das Orchester in die Vorbereitung eingebunden?
Ich finde es toll, dass das Orchester so hinter diesem Projekt steht. Und für die Musiker ist es natürlich auch ein besonderes Erlebnis, gemeinsam mit ihren Schülern im Orchester zu spielen. Unsere Kollegen aus dem dem Orchester haben sich unheimlich ins Zeug gelegt und ihre Schüler, die bei diesem Konzert mitwirken, gründlich vorbereitet. Dann haben sie die Stimmproben geleitet in kleinerer und größerer Besetzung. Diese Unterstützung durch die Orchestermitglieder ist wirklich großartig, sonst kann man ein solches Projekt gar nicht verwirklichen. Als Dirigentin kann ich nur dafür sorgen, dass am Ende der Zusammenklang möglichst gut passt. Aber die Vorbereitung in den einzelnen Stimmgruppen ist ganz, ganz wesentlich.

Immer wieder wird beklagt, dass die Schüler durch die Einführung des G8 viel weniger Zeit für musische Aktivitäten haben. Wie erleben Sie diese Entwicklung?
Ich halte es für fatal, wenn die Bildung immer mehr unter Effizienzdruck steht. Das ist nicht gut. Aber zumindest die Schüler, die bei uns jetzt mitwirken, haben es irgendwie geschafft, schulische Anforderungen und musikalische Vorbereitung zu verbinden.

Was treibt Sie an, am Theater Projekte mit Schülern zu verwirklichen?
Wenn man sich mit Kollegen unterhält, warum sie Musiker geworden sind, kommt das Gespräch immer wieder auf Schlüsselerlebnisse, die entscheidend waren. Natürlich kann man musikalische Schlüsselerlebnisse nicht erzwingen, aber wir wollen zumindest die Rahmenbedingungen schaffen, damit das möglich werden kann.

Wie hat sich die Programmzusammenstellung ergeben?
Die beiden Solowerke waren Vorschläge der beiden Kollegen, die diese Stücke mit ihren Schülern erarbeitet haben. Die Ausschnitte aus Schuberts Ballettmusik zu "Rosamunde" eignen sich von ihren Anforderungen sehr gut für Schüler. Und der "Dance macabre" von Camille Saint-Saens ist ein tolles Stück für Jugendliche. Außerdem ist es perfekt geeignet für Halloween am Freitag. Die Vorlage für diesen "Dance macabre" ist ein Gruselgedicht. Es erzählt vom Tod, der mit seiner Geige auf den Friedhof geht und dort musiziert. Und die Toten tanzen in ihren Leichenhemden zu seiner Musik. Was unser Programm am Freitag angeht, können wir sagen: Bei uns heißt es deshalb nicht "Süßes oder Saures", sondern "Süßes und Saures".

Worauf müssen Sie bei der Probenarbeit mit Kindern und Jugendlichen besonders achten?
Das Entscheidende ist: Man muss ihnen einen Vertrauensvorschuss geben. Mit Angst kann man nichts erreichen. Aber wenn man ihnen das Vertrauen vermittelt, dass sie die Aufgabe bewältigen können, dann sind erstaunliche Dinge möglich.

Rund um das Mitmachkonzert im Landestheater


Termin Mitmach-Konzert, Freitag, 31. Oktober, 18 Uhr, Landestheater Coburg

Interpreten Musikschüler aus der Region, Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg, Leitung: Anna-Sophie Brüning

Programm Franz Schubert: Ausschnitte aus der Ballettmusik zu "Rosamunde"
Joseph Haydn: Konzert für Cello und Streichorchester D-Dur (1. Satz) - Solist Jakob Rüttinger
Arthur Frackenpohl: Concertino für Tuba und Streichorchester - Solist Tim Tietze
Camille Saint-Saëns: "Danse macabre" op. 40

Projektleitung Anna-Sophie Brüning, Johannes Donhauser

Eintrittskarten kosten auf allen Plätzen fünf Euro (Stehplätze zwei Euro). Vorverkauf: Tageblatt-Geschäftsstelle, Theaterkasse.