Druckartikel: Glasschätze der Veste Coburg müssen ins Depot

Glasschätze der Veste Coburg müssen ins Depot


Autor: Jochen Berger

Coburg, Donnerstag, 28. Juli 2016

Warum die wertvolle historische Glaskollektion der Coburger Kunstsammlungen für rund 18 Monate für das Publikum unsichtbar wird.
So soll sich die Sammlung historischer Gläser auf der Veste Coburg nach ihrem Umbau präsentieren: Zentraler Blickfang wird ein venezianischer Leuchter. Foto: Jochen Berger


Kunst-Fans mit einer Vorliebe für historische Gläser sollten sich beeilen mit einem Besuch auf der Veste Coburg. Denn nur noch bis zum 7. August werden die gläsernen Pretiosen zu sehen sein. Dann verschwinden die wertvollen Objekte, allen voran die bedeutsame Kollektion venezianischer Gläser, für lange Zeit im Depot.


Voraussichtlich rund eineinhalb Jahre werden die Kunstsammlungen einen zentralen Bereich ihrer Kollektion nicht zeigen können. Der Grund: Die Ausstellungsräume im ersten Stock des Carl-Eduard-Baus werden grundlegend saniert und umgebaut, wie Klaus Weschenfelder als Direktor der Kunstsammlungen und der für Glas zuständige Kurator Sven Hauschke erläuterten.

Insgesamt investieren die Kunstsammlungen rund 340000 Euro in diese Maßnahme - möglich wird dies nur durch die Förderung von Stiftungen und Sponsoren (siehe Info-Kasten).


Können mit Venedig konkurrieren

Wenn die Sammlung planmäßig Ende März 2018 wieder eröffnet wird, liegt die letzte Umgestaltung 25 Jahre zurück - ein Vierteljahrhundert, in dem sich Museumskonzepte und Besucher-Ansprüche gleichermaßen verändert haben, wie Hauschke betont: "Damals lautet der Ansatz, möglichst viel zu zeigen." Seitdem habe sich die Wahrnehmung der Besucher sehr gewandelt: "Der Erlebnischarakter war in den 90er Jahren hier kein Thema."
Aus Sicht von Klaus Weschenfelder setzt derzeit bei vielen Museen ein grundsätzlicher Umdenkprozess ein: "Man besinnt sich wieder mehr auf die Königsdisziplin Dauerausstellung." Sonderausstellungen gerieten oft rasch in Vergessenheit, zurück bleibe nur ein Katalog.


Die jetzt geplante Umgestaltung soll zugeschnitten sein auf die aktuellen Bedürfnisse der Besucher und zugleich den Rang der Coburger Sammlung deutlich werden lassen. "Wir besitzen hier eine der bedeutendsten historischen Glassammlungen in Europa", betont Hauschke: "Auch mit Venedig können wir konkurrieren - sogar auf dem Gebiet venezianischer Gläser".


Das Ziel der Umgestaltung: "Diese Einzigartigkeit soll der Besucher künftig sofort wahrnehmen können." Selbst dem eiligen Gast soll unübersehbar vor Augen geführt werden: "Das ist etwas Kostbares und Seltenes". Deshalb sollen ausgewählte Exponate mit künstlichem Licht regelrecht in Szene gesetzt werden, wie Innenarchitekt Josef Starkl erläutert.


Das Konzept für die Zukunft setzt auf eine teilweise Rückbesinnung auf die Vergangenheit. Denn ursprünglich befand sich dort, wo seit mehr als zwei Jahrzehnten die historischen Gläser präsentiert werden, der zweigeschossige "Kongress-Saal". In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts war in diesen zweigeschossigen Saal eine Decke eingezogen worden. Auf diese Weise wurde damals Platz gewonnen für das sogenannte Kupferstichkabinett, in dem viele Jahre lang die wertvollen Bestände der Grafik-Sammlung in Wechselausstellungen gezeigt wurden. Im ersten Raum der Glassammlung soll ein Mauerdurchbruch die ursprüngliche historische Situation wieder herstellen und Platz schaffen für eine großzügigere Präsentation. Möglich wird dies dadurch, dass der bislang für Depotzwecke des Kupferstichkabinetts genutzte Raum leer geräumt wurde.


Anziehungspunkt in der dann neugestalteten Sammlung venezianischer Gläser soll ein Leuchter sein, der bislang zwar schon gezeigt wurde, aber leicht übersehen werden konnte, weil er nicht zentral platziert und nicht beleuchtet war.


Landesausstellung in Coburg

Die rund eineinhalb Jahre, in denen die historischen Gläser ins Depot verbannt werden, sind freilich keine reine Bauzeit. Die ist vielmehr deutlich kürzer. Denn die beiden Räume, in dem derzeit noch die historischen Gläser gezeigt werden, sollen bereits im nächsten Jahr in die Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner" einbezogen werden, die vom 9. Mai bis 5. November in Zusammenarbeit mit dem Haus der Bayerischen Geschichte gezeigt wird.
Wenn die Landesausstellung im November nächsten Jahres wieder abgebaut wird, bleiben rund viereinhalb Monate, um die Glassammlung vorzubereiten für die Wiedereröffnung.