Gibt es Punkte in Flensburg?
Autor: Ralph Bilek
Coburg, Donnerstag, 22. Oktober 2020
HSC hat beim Champions-League- Sieger von 2014 und dreimaligen deutschen Meister keine Chance - die will er aber nutzen ...
Es wird die weiteste Reise für den HSC 2000 Coburg in dieser Saison. 636 Kilometer beträgt die einfache Entfernung zur SG Flensburg-Handewitt, und die Aussicht darauf, von der Förde Punkte mit an die Itz zu bringen, sind alles andere als aussichtsreich. Doch zu verlieren haben Florian Billek, Andreas Schröder und Co. allemal nichts. Spätestens seit Sonntagabend und der vermeidbaren Niederlage gegen Nordhorn (26:29) dürfte allen Fans des HSC klar sein, dass es ein ganz schwerer Überlebenskampf in der ersten Liga wird, der mit den bislang gezeigten, eben nur phasenweisen guten Leistungen, nicht erfolgreich sein wird.
Kritik im Netz
Doch bereits jetzt auf Trainer und Team verbal einzuschlagen, wie es in den sozialen Netzwerken vor allem Anfang der Woche passierte, ist nach Meinung vieler neutraler Beobachter fehl am Platze. Die Aussetzer müssten minimiert, die Effektivität gesteigert werden, das wissen die Protagonisten selbst am besten: "Wir sind verärgert, ob der bislang fehlenden Punkte, wissen woran es liegt. Besonders das Überzahlspiel müssen wir verbessern, daran arbeiten wir", hat Coach Alois Mraz eine der großen Baustellen ausgemacht. Maßstab für effektive Spielweise wären die ersten 18 Minuten gegen Nordhorn. Insoweit ist die Partie in Flensburg eine ganz einfache, denn zu erwarten ist beim Titelaspiranten eigentlich kaum etwas.
Flensburgs Trainer Maik Machulla hat allerdings aufgrund von Ausfällen Sorgen, sagte nach der Niederlage gegen Kiel: "Wir müssen derzeit vor jedem Spiel umbauen." Vielleicht eine kleine Chance für den HSC.
Augenmerk auf Jim Gottfridsson
"Wir haben in jedem Spiel unsere Chance, Punkte zu holen, aber Flensburg ist natürlich individuell unglaublich stark und agiert mit einer hohen spielerischen Qualität", muss der Coburger Trainer neidlos anerkennen. Dreh- und Angelpunkt bei den Flensburgern ist Jim Gottfridsson, der sich vergangene Woche aber fast alleine gegen die Niederlage in Kiel stemmen musste. Speziell seine Kreise gilt es einzuschränken, gerade seinen energischen Zug zum Tor.
Aber Mraz warnt: "Flensburg hat auf jeder Position einen Spieler, der eine Partie im Alleingang entscheiden kann, angefangen von den Torleuten über die Außenspieler. Da müssen wir alles im Blick haben." So auch Franz Semper im rechten Rückraum, dessen Quote vergangene Woche nicht viel besser war als die von HSC-Spielführer Schröder. Beide werden wohl nicht noch einmal so einen gebrauchten Tag erwischen, so dass die HSC-Abwehr höchst aufmerksam sein muss. Wer weiß, vielleicht fühlen sich die Coburger aber in der Rolle des Underdogs ja sogar richtig wohl.
Flensburger Mittelblock fehlt
Verwundbar sind die Gastgeber vielleicht über den Abwehr-Mittelblock. Denn dort haben sie mit Johannes Golla und Jacob Heinl zwei nennenswerte Ausfälle zu verzeichnen. Mraz sieht jedoch kaum Vorteile darin, dass den Flensburgern ihr etatmäßiger Mittelblock fehlt. Auf jeden Fall muss der HSC zielstrebiger und konsequenter agieren - und das über mehr als 40 Minuten. Mit einer ähnlich schwachen Leistung wie in der zweiten Halbzeit gegen Nordhorn würde Coburg definitiv zum Spielball der Flensburger werden.
Gelingt ein neuer Rekord?
Mit einem Überraschungserfolg könnte das Team von Mraz den Flensburgern einen besonderen Rekord vermiesen. 39 Mal in Folge gingen die Mannen von Maik Machulla als Sieger aus der heimischen Flens-Arena, haben mit dem Sieg vor zwei Wochen gegen Minden ihren bisherigen Rekord eingestellt.
Die letzte Heimniederlage datiert noch aus dem Jahr 2017. Am 16. Spieltag am 10. Dezember 2017 gab es ausgerechnet gegen den THW Kiel im Derby eine 27:35-Heimniederlage, zwei Wochen später am 26. Dezember hatte Flensburg-Handewitt den letzten Punktverlust vor eigenem Publikum zu verzeichnen. Jetzt wollen sie natürlich eine neue Bestmarke setzen, die alte, die im Zeitraum vom 4. Oktober 2003 bis 18. Dezember 2005 erreicht wurde, toppen. Da steht nur noch der HSC im Weg.