Gibt es in Coburg eine Immobilienblase?
Autor: Helke Renner
Coburg, Sonntag, 29. März 2015
Die Preise für Grundstücke, Häuser und Eigentumswohnungen in Coburg sind in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich angestiegen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung spricht schon von einer Immobilienblase.
Eine Stadtvilla mit 220 Quadratmetern Wohnfläche auf 3.883 Quadratmetern Grundstück für 600.000 Euro, eine Vier-Zimmer-Neubauwohnung mit 112 Quadratmetern Wohnfläche für 345.000 Euro, ein Bungalow mit 155 Quadratmetern Wohnfläche auf einem 610 Quadratmeter großen Grundstück für 450.000 Euro.
Das ist ein kleiner Auszug aus dem Angebot der Coburger Immobilienmakler. Freilich, es gibt auch Kostengünstigeres, aber die Preise sind in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich gestiegen - durchschnittlich um 15 Prozent seit 2010. "Das ist noch moderat und für die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen relativ normal", sagt Uwe Knoch, Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Bereich der Stadt Coburg.
Dieser Ausschuss hat 14 Mitglieder, darunter sieben öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für die Bewertung von Immobilien. Es werden Verkehrswertgutachten für unbebaute und bebaute Grundstücke erstellt, Immobilienmarktberichte veröffentlicht, anonymisierte Auskünfte aus der Kaufpreissammlung erteilt sowie Bodenrichtwerte ermittelt. Zweck der selbstständigen und unabhängigen Einrichtung, die bei der Stadt angesiedelt ist, ist es, den Immobilienmarkt transparent zu machen.
Coburg interessant für Käufer
Seit 2002 ist Uwe Knoch Ausschuss-Vorsitzender. Er kann die Entwicklung des Immobilienmarktes inzwischen gut einschätzen. Deshalb stimmt er nicht zu, wenn das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für Coburg eine Immobilienblase prognostiziert. Auch das Magazin "Wirtschaftswoche" beschäftigt sich mit dem Immobilienmarkt in Coburg: "Um die 41.000 Einwohner hat das malerische Städtchen an der Grenze von Bayern und Thüringen... Bis 2030 werden Prognosen zufolge etwa acht Prozent davon verschwunden sein. Immobilienkäufer scheint das nicht zu stören: Sie haben Coburg entdeckt. Die Preise für Neubauten sind seit 2010 jedes Jahr um durchschnittlich 9,5 Prozent gestiegen."
Sowohl DIW als auch Wirtschaftswoche kommen zu dem Schluss, dass vor allem bei Neubauten eine deutliche Überbewertung von Immobilien zu Spekulationszwecken zu beobachten ist. Uwe Knoch sieht diese Gefahr nicht. Wenngleich er den Preisanstieg bestätigt. "Seit 1990 haben sich zum Beispiel die Bodenpreise in Coburg nahezu verdreifacht." Auch bei den Eigentumswohnungen ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Lag der Maximalpreis im Jahr 2003 noch bei 2500 Euro pro Quadratmeter, betrug er 2013 bis rund 3500 Euro pro Quadratmeter und könnte heute sogar noch etwas höher sein. "Die Spitzenpreise werden vor allem beim betreuten Wohnen erzielt", erläutert Uwe Knoch. Wobei auch die Lage der Immobilie eine Rolle spielt.
"Da hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert. Die Schwerpunkte liegen heute auch im südlichen Innenstadtbereich." Während es in beliebten Wohnlagen wie am Festungsberg, Pilgramsroth oder etwa in der Hohen Straße wenig Wechsel und Veränderungen gebe, ist in der Ketschenvorstadt aufgrund der städtebaulichen Sanierung eine deutliche Erhöhung des Bodenwertniveaus festzustellen. "Auch am Theaterplatz sind die Preise nach oben gegangen." Trotz allem vermutet der Gutachterausschuss, dass zurzeit mehr Wohneigentum nachgefragt wird, als Angebote vorhanden sind.
536 Grundstücke, Häuser und Mieteigentumsanteile (Eigentumswohnungen) wurden 2014 verkauft, die Umsätze lagen bei rund 115 Millionen Euro. Wer die Käufer sind, ob sie vorrangig aus Coburg kommen oder von außerhalb, kann Uwe Knoch nicht sagen. "Aber es wäre interessant, das einmal zu untersuchen", stellt er fest.
Trend zur Eigentumswohnung
Bei seiner Kollegin Daniela Brink, Leiterin der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses, rufen vor allem Sachverständige oder Immobilienmakler an und wollen Auskünfte über die Marktsituation in Coburg. "Privatleute sind da seltener dabei", erzählt sie. Es gehe vorrangig um Eigentumswohnungen, ergänzt sie. "Der Trend geht zum betreuten Wohnen." Senioren verkauften dafür nicht selten ihre Häuser und suchten dafür barrierefreien Wohnraum in der Stadt. "Aber auch Studentenwohnungen sind bei Kapitalanlegern sehr beliebt", sagt Daniela Brink. Trotz allem wollen weder sie noch Uwe Knoch Coburg in einer Ausnahmesituation sehen, was die Immobilienpreise betrifft. "Man braucht nur einmal nach Bamberg zu schauen. Und selbst in kleineren Orten, wie Kronach oder Bad Staffelstein sind die Grundstückspreise auf einem vergleichbaren Niveau", betont der Vorsitzende des Gutachterausschusses. Der Ausschuss hat einen Grundstücksmarktbericht erstellt, der kostenlos herunter geladen werden kann.