Geständnisse mit Paukenschlag im Coburger Mordprozess
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Donnerstag, 11. Dezember 2014
Die beiden Hauptangeklagten schildern ihre Version: Die "Abreibung" für das Oper Wolfgang R. soll der Ex-Mann der Angeklagten in Auftrag gegeben haben. Er sitzt nun in Haft.
Auf den Tag genau vor einem Jahr wurde Wolfgang R. auf brutale Weise in seinem Wohnhaus in Beiersdorf erschlagen. Drei Männer und eine Frau sind deshalb angeklagt - zwei als Haupttäter, die Frau als Anstifterin, ihr Ex-Mann als Mitwisser. Der Prozess am Landgericht Coburg aber nahm am Donnerstag einen überraschenden Verlauf.
Zunächst kündigten die Verteidiger der beiden Hauptangeklagten an, dass ihre beiden Mandanten nun doch eine Aussage zum Tatgeschehen machen wollten. Bisher hatten sie hartnäckig geschwiegen. Zunächst schilderte Peter G. den Tattag aus seiner Sicht. Zusammen mit seinem Freund Paul K. sei er am späten Nachmittag in ihre Stammkneipe "Clou" gegangen. Dort habe ihn der Ex-Mann der Betreiberin Maria S., die mit Wolfgang R. befreundet war, ins Nebenzimmer gebeten. Dort habe er ihm von den Problemen erzählt, die Maria mit Wolfgang R. habe.
Widerspruch gegen Geständnis
Genau an dem Punkt wurde Staatsanwalt Huber hellhörig. Denn diese Version widersprach komplett des Aussagen von Maria S., die zugegeben hatte, selbst den Auftrag für die "Abreibung" erteilt zu haben, nicht ihr Ex-Mann. Wegen dieser neuen Aussagen beantragte der Staatsanwalt einen sofortigen Haftbefehl - auch wegen der Fluchtgefahr. Helmut S. wurde noch am späten Abend inhaftiert.
Peter G. wollte zunächst nichts von dem Auftrag wissen. Doch Helmut S. ließ nicht locker: "Wenn Du keine Eier in der Hose hast, dann wende ich mich eben an die Hells Angels, die erledigen das", soll er sinngemäß gesagt haben. Peter G. und Paul K. gehören beide dem Motorradclub "Bad Seven" an. "Da war ich an meiner Ehre getroffen", gab Peter G. zu. Sein 24-jähriger Freund Paul kam dazu, hörte von der "Abreibung", die Wolfgang R. verpasst werden sollte und war ebenfalls "nicht begeistert von der Idee". Doch als sich Peter G. entschlossen hatte, das Ganze durchzuziehen, habe er mitgemacht. "Schließlich hatte Peter erst einen Bandscheibenvorfall. Da wollte ich ihn das nicht alleine machen lassen. Das war gefährlich. Wer weiß, was da hätte passieren können." Der Motorradclub sollte aber herausgehalten werden. Deshalb zogen beide ihre Kutten aus und fuhren zunächst zu dem Etablissement in den Kanonenweg, wo sie Wolfgang R. auflauerten. Der Überfall missglückte allerdings. Unverrichteter Dinge fuhren die beiden zurück ins "Clou". Dort warteten bereits Maria S. und ihr Ex-Mann, enttäuscht, dass das Manöver misslungen war. Es wurde getrunken, und nach etwa drei Stunden machten sich die beiden erneut auf den Weg - diesmal nach Beiersdorf, wo sie mit dem Haustürschlüssel von Maria S. die Tür öffneten und Wolfgang R. überraschten. Paul K. ging auf ihn los, gefolgt von Peter G. Mit Fäusten und Füßen schlugen sie Wolfgang R. tot.
Tödliche Verletzungen
Der Rechtsmediziner Stephan Seidel von der Uniklinik Erlangen dokumentierte gestern anhand von 3-D-Bildern und einem virtuellen Rundgang durch die Wohnung des Opfers die Brutalität des Falls. Woran Wolfgang R. gestorben ist, könne er gar nicht genau sagen. Die Verletzungen des Opfers im Bereich von Kopf, Hals und Kehlkopf sowie am Brustkorb hätten jede für sich zum Tod führen können.
Was in den Köpfen der beiden Männer während der Tat vor sich ging, konnten auch die beiden psychologischen Sachverständigen aus München nicht klären. Beide Angeklagte weisen keine psychische Beeinträchtigung oder Krankheit auf und sind schuldfähig.