Mysteriöser Geheimgang zur Veste Coburg - Experte enträtselt Legende

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Coburg: Geheimgang von der Stadt zur Veste? Experte klärt auf
Um die Veste Coburg rankt sich der Mythos eines geheimen, unterirdischen Gängesystems. Ein Experte hat für die Stadt darüber nachgeforscht.
Coburg: Geheimgang von der Stadt zur Veste? Experte klärt auf
Daniel Vogl/dpa

Schon seit Jahrhunderten faszinieren geheimnisvolle Tunnel mittelalterlicher Burgen. Neue Nachforschungen bringen über die Veste Coburg jetzt Licht ins Dunkel.

Bereits seit hunderten von Jahren herrscht die Vorstellung, dass fast jede mittelalterliche Festung durch einen geheimen unterirdischen Tunnel mit einer Stadt oder einem abgelegenen Ort verbunden sei. Diese Theorie ist seit jeher Futter für diverse Sagen, Romane und wird auch immer wieder bei Burgführungen thematisiert. Auch die Veste Coburg eignet sich hierfür hervorragend. Erst im vergangenen Jahr hatten Forscher hier einen Sensationsfund gemacht.

In Coburg hält sich bis heute ebenfalls die Erzählung, ein geheimer Tunnel führe von der Hofapotheke oder von Schloss Ehrenburg hinauf zur Veste. Für die Stadt Coburg hat der Stadtheimatpfleger Christian Boseckert nachgeforscht, was hinter den Gerüchten über den mysteriösen Gang steckt - und ist auf eine eindeutige Antwort gekommen. 

Geheimer Gang von der Veste Coburg in die Stadt: Aus Kalkül erfunden?

Ein möglicher Ursprung der Geheimgang-Erzählung liegt laut dem Bericht des Experten im Jahr 1733. Der Festungskommandant Adam von Hanstein schrieb damals in einem Brief, er sei als junger Page mehrmals durch einen solchen Gang gegangen, den er später allerdings nicht mehr wiederfinden konnte. Diese Behauptung sei aufgekommen, als Hanstein finanzielle Mittel für die Sanierung seiner Burg einforderte. Es wird vermutet, dass der Festungskommandant das Gerücht deshalb in die Welt setzte, um die strategische Bedeutung der Burg während des polnischen Thronfolgekriegs zu unterstreichen und somit seine Chancen auf Fördergelder zu erhöhen.

Ob diese Geschichte stimmt, oder tatsächlich gezielt von Hanstein eingesetzt wurde, könne heute nicht mehr sicher gesagt werden. Fakt ist jedoch, dass bereits 1733 und 1843 akribisch nach dem Gang gesucht wurde - jedoch beide Male ohne Erfolg, wie in der Meldung geschrieben wird. In letzter Zeit wurde auch mit moderneren Methoden wie zum Beispiel Bodenradar gesucht, doch auch diese Bemühungen seien laut dem Experten ohne Erfolg geblieben. Das Ergebnis sei also eindeutig: "Es gab keinen Nachweis für einen Geheimgang."

Ganz unplausibel ist die Vorstellung unterirdischer Gänge auf der Veste jedoch nicht. Im Inneren der Burg gebe es tatsächlich ein System von Tunneln: "Schon im 16. Jahrhundert wurde ein Verbindungsgang von einer unterirdischen Brunnenkammer auf der Nordseite der Veste in das Innere der Burg angelegt." Dieser soll während des Dreißigjährigen Kriegs sogar von schwedischen Truppen als möglichen Zugang zu der Befestigung ins Visier genommen worden sein. Die Verbindung wurde Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch zugemauert. 

Geheimgänge in Burgen - darum hält sich der Mythos so hartnäckig

Die Frage, warum der Mythos unterirdischer Gänge in Burgen sich so stark hält, beantwortet der Stadtheimatpfleger ebenfalls in dem Bericht. Einerseits sei das Bild des Geheimgangs grundlegend faszinierend: "Er steht für Flucht, Sicherheit, Verschwörung – und damit für Spannung und Geheimnis." Oftmals sei das Bild zur Zeit der Romantik entstanden, als Burgen neu entdeckt und mit Mythen aufgeladen wurden.

Andererseits seien bauliche Gegebenheiten wie Gewölbe oder Keller in alten Burgen schlichtweg einladend für derartige Geschichten. Diese könnten vor allem zu Spekulationen führen, wenn der ursprüngliche Zweck in Vergessenheit geraten ist. Der Fall Coburg veranschauliche die Entstehung historischer Gerüchte, und wie diese mit der Zeit "weitergetragen, umgedeutet und ausgeschmückt" werden.

Auch, dass der Kommandant möglicherweise selbst zu der Entstehung der Geschichte beigetragen hat, verleihe ihr zusätzliche Tiefe. Am Ende des Artikels weist der Experte jedoch noch einmal darauf hin, dass es trotz der heutigen Faszination "keine Hinweise auf einen geheimen Gang zwischen Veste und Stadt" gebe. Weitere Nachrichten aus Coburg und der Umgebung gibt es in unserem Lokalressort.