Gefeiertes Wiederhören in St. Georg in Neustadt
Autor: Jochen Berger
Neustadt bei Coburg, Dienstag, 21. Mai 2019
Wie der Organist Hartmut Leuschner-Rostoski aus Bayreuth das Publikum in Neustadts Stadtkirche St. Georg mit einem abwechslungsreichen Programm beeindruckt.
Manchmal bewegen sich Konzert-Programme in längst bekannten Bahnen. Manchmal aber werden sie regelrecht zur Entdeckungsreise - wie das Finale der 4. thüringisch-fränkischen Orgeltage in Neustadt. Hartmut Leuschner-Rostoski, Organist aus Bayreuth, hatte dazu Werke vom Barock bis zur Romantik ausgewählt, die bestens abgestimmt waren auf die klanglichen Möglichkeiten der aus dem 19. Jahrhundert stammenden Hofmann-Orgel.
Unbekannte Komponisten
Bekannte Komponisten mit wenig bekannten Werken und wenig bekannte Komponisten, die zum Teil bei bekannten Komponisten künstlerisch in die Lehre gegangen waren, hatte Leuschner-Rostoski zu einer interessanten Vortragsfolge verknüpft.
Spanien zum Auftakt
"Die Europa-Wahl ist zwar erst am nächsten Sonntag - aber in diesem Programm sind schon vier europäische Länder vertreten", meinte Hartmut Leuschner-Rostoski, der nach einigen Jahren Pause wieder in Neustadt gastierte. An den Beginn setzte er ein Werk des spanischen Komponisten Juan Cabanilles ("Tiento Ileno der septimo Toni"). Schon bei diesem polyphon angelegten Stück erwies sich Leuschner-Rostoski als sehr stilsicher agierender Organist, der die einzelnen Stimmen stets klar konturiert hervortreten ließ.
Präludium von Beethoven
Einfühlsam und abwechslungsreich registriert war ein Werk des jungen Johann Sebastian Bach, die Partita über"Ach, was soll ich armer Sünder machen." Das folgende Präludium durch alle Tonarten von Ludwig Van Beethoven erinnerte daran, dass der in Wien zu Ruhm gekommene Komponist in jungen Jahren als stellvertretender Hoforganist in Bonn wirkte.
Bachs Enkel-Schüler
Von Christian Heinrich Rinck, einem Enkel-Schüler Johann Sebastian Bachs, stammte der Allegro-Satz eines Flötenkonzerts, den Leuschner-Rostoski auf der dreimanualigen Hofmann-Orgel farbenreich und technisch virtuos meisterte.
Französische Einflüsse
Reizvolle französische Einflüsse klangen in zwei kurzen Werken des britischen Komponisten William Wolstenholme an, der an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert lebte.
Krönender Abschluss
Dass der im 19. Jahrhundert unter anderem in Utrecht tätige Jan Albert Van Eyken ein Schüler Felix Mendelssohns war, ließ seine Orgelsonate d-Moll unmissverständlich hörbar werden. Sie wurde zum krönenden Abschluss eines stimmig konzipierten, souverän gestalteten Orgelkonzert. Der verdiente Lohn: ausdauernder Beifall für Hartmut Leuschner-Rostoski, der sich dafür mit einer Zugabe bedankte.