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Gefahr für Rehe im Coburger Hofbräugrund


Autor: Simone Bastian

Coburg, Montag, 08. Dezember 2014

Idylle, Naherholungsgebiet, grüne Lunge: Hofbräugrund und Postgrund in Coburg sind bei Spaziergängern mit Hunden beliebt. Doch viele lassen dort auch ihre Hunde frei laufen - und das ist ein Problem. Wegen der Rehe.
Idyll mit Vesteblick: Weil der Hofbräugrund westlich der Stadt liegt und damit in der Hauptwindrichtigung. Deshalb ist er geschützter Landschaftsbestandteil. Hinweistafeln lassen keinen Zweifel: Hunde sind im Hofbräugrund an der Leine zu führen. Fotos: Simone Bastian, Fotomontage: Michael Beetz


Den schlimmsten Fall erlebte Peter Forkel vor rund eineinhalb Jahren: Damals riss ein Hund eine hochträchtige Rehgeiß. Als Forkel zu dem das halbtoten Tier mitten im Hofbräugrund kam, lagen neben der Geiß zwei tote Kitze, dem Muttertier aus dem Leib gerissen.

Im Hofbräugrund leben Rehe. Wie viele, kann Peter Forkel nicht sagen. Doch rund um den Hofbräu- und den Postgrund leben auch viele Hundebesitzer. Und die führen ihre Hunde spazieren, gern auch in den nicht (mehr) abgezäunten Wildwiesen. "Sie lassen ihre Hunde einfach frei laufen", hat eine Anwohnerin beobachtet.

Auch Peter Forkel hat das oft genug gesehen. Dann weist er den Hundehalter zwar darauf hin, dass er im geschützten Landschaftsbestandteil Hofbräugrund seinen Vierbeiner anzuleinen hat.

"Aber ich fahre dann weg, und es dauert fünf Minuten, dann läuft der Hund wieder frei", mutmaßt der ehrenamtliche Naturschutzwächter und Jäger.

Zum Problem wird das dann, wenn beim Hund der Jagdtrieb durchschlägt und er das Reh hetzt. Wäre der Hund an der Leine, würde das nicht passieren. Aber erst vor wenigen Wochen wurde Forkel informiert, dass ein Hund ein Reh verfolgt und vermutlich am Hinterlauf verletzt habe. Forkel schaute sich nach dem Tier um, konnte aber nichts finden. "Jetzt, im Winter, heilt die Wunde ab", hofft er. Im Sommer sei das unwahrscheinlicher: Da setzen sich wegen der Fliegen schnell Maden in der Wunde fest.

Forkel hatte 24 Jahre lang das Jagdrevier gepachtet, zu dem der Hofbräu- und der benachbarte Postgrund gehören. Noch heute hat er einen Begehungsschein für das Revier. Ein Ansitz im Postgrund, hinter dem Campus Design, zeugt davon, dass hier Jäger am Werk sind. Wobei er im Postgrund so gut wie nie schieße, sagt Forkel - wegen der Anwohner, wegen des Lärms. Rundherum stehen Häuser, die Gärten rahmen das Obstwiesengrundstück regelrecht ein. "Was glauben Sie, was in den Gärten an Wild steht."

Die Anwohner wissen es. "Manchmal haben wir vier, fünf im Garten", erzählt eine Bewohnerin der Sandstraße, die nicht namentlich genannt sein will. An den Rehen, die im Frühjahr die Rosenknospen wegknabbern, störe sie sich nicht. Sie mag die Idylle. Andere hassen die Rehe dafür und würden sie am liebsten tot sehen, weiß Forkel. Doch in den alten Gärten mit ihren Hecken finden die Rehe Schutz vor den Jägern.

Das Nebeneinander von Mensch und Reh an dieser Stelle ist also schon kompliziert genug - wie an manchen anderen Stellen in Coburg, zum Beispiel am Festungsberg. Da spazieren die Rehe gern vom Bausenberg her und tun sich in den Gärten gütlich. Ähnliches passiert in der Sandstraße und am Heckenweg.

Doch am Hofbräugrund kommen die Hunde dazu. Nicht nur die aus der Sandstraße, sondern auch von der Hutstraße. Ein Fußweg führt zwischen den Häusern hindurch zur Sandstraße. Direkt gegenüber der Einmündung steht ein Schild, das darauf hinweist, dass Hunde im Hofbräugrund an der Leine zu führen sind, und mit Geldbußen droht. Genau daneben beginnt der Trampelpfad.