Gefälschte Abi-Noten: Spachmann-Prozess vorm Landgericht
Autor: Christiane Lehmann
, Dienstag, 02. Sept. 2014
Solange es kein endgültiges Urteil gibt, hält sich das Kultusministerium zurück. Nach Einschätzung des Pressesprechers habe die Schule bisher nicht im öffentlichen Ansehen gelitten.
Der Fall um die gefälschten Abiturnoten am Gymnasium Casimirianum wird am Landgericht Coburg neu aufgerollt. Unter der Vorsitzenden Richterin Ulrike Barausch geht es voraussichtlich in vier Wochen (der genaue Termin steht noch nicht fest) in die Berufungsverhandlung, wie der Justizpressesprecher Christian Pfab auf Anfrage bestätigt. Sowohl der verurteilte Schulleiter Burkhard Spachmann als auch die Coburger Staatsanwaltschaft haben Rechtsmittel eingelegt. Beide Seiten sind mit dem Urteilsspruch unzufrieden und hoffen nun auf eine Korrektur jeweils zu ihren Gunsten.
Verteidiger fordern Freispruch
Das Coburger Amtsgericht hatte Spachmann am 23. Juni zu einer Geldstrafe von 5400 Euro verurteilt (60 Tagessätze à 90 Euro). Richter Wolfram Bauer hatte den Direktor des renommierten Gymnasiums der Falschbeurkundung im Amt schuldig gesprochen.
Gegen einen Strafbefehl, der 90 Tagessätze als Strafmaß vorsah, hatte Spachmann Einspruch eingelegt. Deshalb kam es zur Gerichtsverhandlung, an deren Ende die Oberstaatsanwältin Ursula Haderlein 100 Tagessätze forderte - die beiden Verteidiger von Burkhard Spachmann plädierten auf Freispruch.
Ministerium wartet weiter ab
Das bayrische Kultusministerium hält sich weiterhin zurück und will ein rechtskräftiges Urteil abwarten. "Das ist ein laufendes Verfahren, da greifen wir nicht vor", sagt Ludwig Unger, Pressesprecher des Ministeriums. Es dürfe auch keine Vorverurteilung geben. Immerhin habe das Amtsgericht die Angelegenheit ja schon anders eingeschätzt als die Staatsanwaltschaft.
Der falsche Weg
Zu einer dienstrechtlichen Würdigung wird es deshalb auch erst nach dem Prozess kommen. Grundsätzlich betont Unger, dass das Ministerium von Anfang an Spachmann bei der Notenanhebung im unteren Bereich Recht gegeben habe. "Nur der Weg war der falsche", beteuert er und begründet es mit der Schulordnung, die Spachmann nicht eingehalten habe.
Im Hinblick auf das neue Schuljahr und das Schulklima am Casimirianum hat Ludwig Unger keinerlei Bedenken. Die Differenzen zwischen der Fachschaft Deutsch und dem Direktor, die bei der Verhandlung offensichtlich wurden, würden sich auf eine Situation in dem einen Fall beziehen und nicht die "schulische Wirklichkeit" betreffen. Er, Unger, sehe auch nicht, dass die Schule im öffentlichen Ansehen gelitten habe. Weder die regionalen Zeitungen noch der Elternbeirat hätten sich negativ geäußert.
Keine Beschwerden
Beschwerden über Oberstudiendirektor Burkhard Spachmann seien ihm nicht zu Ohren gekommen. Ob es zum Schuljahresbeginn, ähnlich wie im vergangenen Jahr, wieder eine Aussprache gebe und dazu die Regierung von Oberfranken Fachberater beziehungsweise Schlichter ins Lehrerkollegium beordere, wusste Unger nicht. Ministerialbeauftragter Edmund Neubauer verwies in dieser Angelegenheit zurück an die Pressestelle des Ministeriums und sagte selbst nichts dazu.